Bochum..

Die Augusta-Krankenanstalt setzt mit ihrer 2,5 Millionen Euro teuren Zentralsterilisation bundesweit Maßstäbe bei der Klinik-Hygiene.

Bakterien sollen draußen bleiben: Die Augusta-Krankenanstalt hat ihre neue Zentralsterilisation in Betrieb genommen. „Die wohl modernste in Deutschland“, betont Ge-schäftsführer Ulrich Froese.

Nicht erst seit dem tragischen Tod dreier Säuglinge in einer Mainzer Kinderklinik wird intensiv über Sauberkeit, Hygiene und Gefahren in deutschen Krankenhäusern debattiert. Auf bis zu 40 000 wird die Zahl der Klinikpatienten geschätzt, die pro Jahr an einer Infektion sterben.

„Alarmierende Werte“, warnt Prof. Dr. Santiago Ewig, Augusta-Chefarzt der Klinik für Pneumologie, Beatmungsmedizin und Infektiologie, und propagiert „null Toleranz“ bei der Klinik-Hygiene. Vorbeugung sei das Gebot der Stunde. Denn: „Die Patienten werden immer älter und kranker; ihre Widerstandskraft sinkt; Antibiotika sind längst an ihre Grenzen gestoßen.“ Neuentwicklungen seien in den nächsten fünf Jahren nicht zu erwarten, während die Resistenz-Raten zunehmen.

Eine Übertragung von Keimen durch OP-Geräte und Instrumente soll in der Augusta-Krankenanstalt fortan weitgehend ausgeschlossen sein. 2,5 Mio. Euro hat die Klinik an der Bergstraße in ihre Zentralsterilisation investiert. „Ein Quantensprung für unser Haus, der den allermeisten Krankenhäusern noch bevorsteht. Das, was hier errichtet wurde, dürfte schon bald allgemeiner Standard sein“, glaubt Rainer Tiemann, Leiter der Abteilung Medizintechnik.

In der ehemaligen Bettenzentrale ist eine Art High-Tech-Waschstraße mit drei auch luftdrucktechnisch getrennten Zonen („unsauber“, „sauber“, „steril“) entstanden. OP-Bestecke samt Zubehör sowie Endoskope werden nach Gebrauch in Hochleistungsautomaten ge-reinigt, bei 134 Grad sterilisiert, verpackt und mit Transportrobotern in die Fachabteilungen und OPs befördert.

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Neun Mitarbeiter sind in der Zentralsterilisation beschäftigt; jeder Arbeitsschritt wird elektronisch protokolliert. Trotz des aufwändigen Verfahrens ist jedes Endoskop binnen einer Stunde wieder verfügbar: bei Anschaffungskosten von bis zu 50 000 Euro pro Gerät auch wirtschaftlich bedeutend. Gleichfalls hilfreich: Während der Reinigung werden die Instrumente auf mögliche Fehler geprüft.

Ebenso wichtig wie sterile Geräte ist die Handhygiene. Was bei Ärzten und dem Pflegepersonal selbstverständlich sein sollte, will die Augusta-Krankenanstalt verstärkt auch bei den Besuchern einführen. Zusätzlich zu den Spendern mit Desinfektionsmittel, die vor jedem Krankenzimmer angebracht sind, prangen zwei Behälter seit wenigen Wochen auch im Eingangsbereich. Während in der neuen Zentralsterilisation im Keller die High-Tech-Maschinen rotieren, lässt der Gebrauch der Hebel-Spender allerdings noch zu wünschen übrig.