Gelsenkirchen. Am 30. Juni 2002 wurde die Schuke-Orgel in der Altstadtkirche eingeweiht. Zum Geburtstag gewährt Kreiskantor Fröhling Einblick in das Instrument.

Wer in der Altstadtkirche direkt vor der Schuke-Orgel steht und diese in ihren vollen Ausmaßen bestaunen will, der muss seinen Kopf weit in den Nacken legen. 14 Meter misst das imposante Instrument vom Boden bis zur Spitze. Es verfügt über 3341 Pfeifen und 46 Register. Damit ist sie laut Kreiskantor Andreas Fröhling „die größte Orgel in einem evangelischen Gotteshaus in Gelsenkirchen und Wattenscheid“. Heute auf den Tag genau vor 20 Jahren wurde sie eingeweiht.

Aufbauarbeiten in der Altstadtkirche dauerten vier Monate

Imposante Ausmaße: Die Schuke-Orgel in der Gelsenkirchener Altstadtkirche misst vom Boden bis zur Spitze 14 Meter.
Imposante Ausmaße: Die Schuke-Orgel in der Gelsenkirchener Altstadtkirche misst vom Boden bis zur Spitze 14 Meter. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Es war im Februar 2002, als vor der Altstadtkirche am Heinrich-König-Platz ein großer Lastwagen Halt machte. An Bord hatte er die in ihre Einzelteile zerlegte Orgel, konstruiert und erbaut von der renommierten Firma Schuke mit Sitz in Berlin. Eine Gruppe freiwilliger Helfer trug die kostbare Ladung ins Innere der Kirche. Es dauerte vier Monate, bis die Orgelbauer ihre Arbeit dort beendet hatten – und das neue Instrument in all seiner Größe und Pracht fertig errichtet war.

„Erstmals gespielt auf ihr wurde am 30. Juni 2002 bei einem Festgottesdienst von Organist Martin Blindow“, erinnert sich Fröhling genau an besagten Sonntag. Er selbst gab dann am gleichen Abend noch ein Konzert. Dieses trug den Titel „Klingende Röhren“. Schon bei dieser Premiere sei ihm aufgefallen, über welch warme und weiche Klangfarben die neue Orgel verfügt.

Renovierung des Kirchenraums war vorher vonnöten

Bevor sie eingebaut werden konnte, bedurfte es aber zunächst einer umfassenden Renovierung des Gebäudes. Der Innenraum der Kirche sei auf eine gute Sprachakustik ausgelegt gewesen. Um für einen optimalen Klang des Instruments zu sorgen und es vor den Folgen von starken Temperaturschwankungen zu schützen, mussten nicht nur etliche Fugen verfüllt, sondern auch eine neue Heizung und eine Befeuchtungsanlage eingebaut werden.

„Dem Herrn sei Dank, dass er uns in dieser Zeit den Architekten Manfred Rönfeldt schickte“, schrieb der damalige Pfarrer Peter Gräwe in der Festschrift zur Orgeleinweihung. „Ohne seine Hilfe wären wir nicht weitergekommen. Seiner Tatkraft ist es zu verdanken, dass unsere Kirche jetzt so prächtig dasteht“, lobte Gräwe im Jahr 2002.

Das Instrument selbst bezeichnete Gräwe als „keinen Ferrari und auch keine Ente – gute Mittelklasse eben“. Doch auch die hatte ihren Preis: 767.000 Euro kostete allein die Orgel, weitere 440.000 Euro flossen in besagte Umbaumaßnahmen. Dieses Geld brachte die Gemeinde zum Großteil selbst auf. Doch ohne die Unterstützung zahlreicher Spender hätte es letztlich nicht geklappt.

Staunen über das imposante Innenleben der Schuke-Orgel

Die Altstadtkirche am Heinrich-König-Platz in Gelsenkirchen ist die Heimat der großen Schuke-Orgel.
Die Altstadtkirche am Heinrich-König-Platz in Gelsenkirchen ist die Heimat der großen Schuke-Orgel. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Schon der Blick aus dem Kirchraum auf die Orgel ist noch heute spektakulär, misst allein die größte der aus Zinn und Blei gefertigten Prospektpfeifen in der Höhe knapp fünf Meter. Nur 70 der insgesamt 3341 Pfeifen sind von außen zu sehen. Richtig ins Staunen gerät der Betrachter, wenn er das Innenleben der Orgel betritt. Um dieses zu erreichen, führt Kreiskantor Fröhling die Besucher eine steinerne Treppe hinauf. Hinter einer Tür liegt der Zugang zum Instrument.

Hier wird sichtbar, dass ein Teil der Pfeifen auf Kiefernholz gefertigt ist und dass manche nur wenige Millimeter groß sind. „Das Besondere an dieser Orgel ist, dass sie größtenteils mechanisch funktioniert“, sagt Fröhling. Einen Elektroantrieb hat aber der Motor, der für den Luftstrom sorgt, mit dessen Hilfe das Instrument seine mal quäkenden, mal jubilierenden, mal donnernd dröhnenden Töne erzeugt.

Die Deckel auf einigen Holzpfeifen sorgen für tiefere Töne

Einige der Holzpfeifen sind mit einem Deckel verschlossen. „Dadurch klingen sie eine ganze Oktave tiefer“, erklärt Fröhling. Die Pfeife müsste ansonsten doppelt so hoch sein, um den gleichen Klang zu erzeugen. „So spart man durch die Deckel Platz im Inneren der Orgel“, stellt der Kreiskantor klar.

Und welchen Stellenwert hat dieses Instrument persönlich für ihn? „Es ist eine meiner Lieblingsorgeln“, antwortet Fröhling. „Vor allem, weil sie die vielseitigste ist.“

Weitere Daten und Fakten zur Schuke-Orgel

Der runde Geburtstag der 17 Tonnen schweren Schuke-Orgel soll im Rahmen eines Gottesdienstes mit der Gemeinde gefeiert werden. Als Termin dafür ist laut Kreiskantor Fröhling der 18. September vorgesehen.

Das Einweihungskonzert am Abend des 30. Juni 2002 wurde aufgezeichnet. Dieser „Spaziergang durch die Klangwelten der neuen Orgel“ soll anlässlich des runden Geburtstages nun nachträglich als Live-Mitschnitt auf CD veröffentlicht werden. So ist das Konzert erneut zu erleben.