Auf der Windhund-Rennbahn durfte am Wochenende alles ran, was vier Beine hat - oder zwei.
Ann-Katrin Spitz ist aufgeregt. Heute ist ihr großer Tag. Noch einmal beugt sie sich hinunter zu Aika, die schon voller Vorfreude an der Ziellinie steht. 60 Meter. Dafür haben die beiden trainiert. Das Ziel: eine Urkunde, ein Pokal und – noch viel wichtiger – ein Platz auf dem Siegertreppchen.
Und dann, endlich, geht es los. Aika läuft und läuft. Nur nicht geradeaus. Sie springt nach rechts, sie springt nach links und auch mal wieder zurück. Da hilft alles nichts. Weder die Anfeuerungsrufe des Publikums noch das Flehen und Bitten von Ann-Kathrin Spitz.
„So ein Mist”, sagt die junge Frau dann auch laut, als ihr Border Collie endlich im Ziel ankommt. Doch es reicht ein Schwanzwedeln der fünfjährigen Hündin, und Ann-Kathrin Spitz aus Dillenburg ist schon wieder zufrieden. „Hauptsache, die Hunde haben Spaß”, meint sie nur und tätschelt Aika dem Kopf. Alles halb so schlimm.
Schließlich geht es hier, auf der Windhundrennbahn Emscherbruch, heute einmal nicht um den großen Gewinn. Die athletischen Windhunde, die sich sonst auf der Rennbahn in der Resser-Mark spannende Kopf-an-Kopf-Rennen liefern, haben an diesem Wochenende Pause. Stattdessen dürfen Bulldoggen, Schäferhunde, Terrier und einfach alles an den Start, was vier Beine hat und bellen kann. Herzlich Willkommen beim Tag des Jeder-Hund-Rennen.
„Wir möchten den Menschen die Gelegenheit geben, etwas wirklich Spannendes mit ihrem Hund zu erleben”, erklärt Angelika Nirtl, die Pressesprecherin des Vereins und tätschelt einem vorbeilaufenden Collie den Kopf. „Und das Rennen kommt gut an: 84 Hunde gehen heute an den Start.” Einer von ihnen ist Bibo, ein vierjähriger Gorden Setter. „Ich bin so aufgeregt”, sagt Christiane Mehlmann vom Niederrhein und streichelt ihrem entspannten Bibo nervös übers Fell. „Hoffentlich läuft er in die richtige Richtung.”
So viel Stress will Ehepaar Petri ihrem Fox-Terrier dann doch nicht zumuten. Der liegt lieber gemütlich im Gras und guckt den Rennen zu. Wen wundert's? Immerhin ist Kevin schon 14 Jahre alt und hat in seinem Leben so einiges mitgemacht: Er mutierte vom Tierheim-Hund zum Fernsehstar neben Hape Kerkeling in dem Spielfilm „Ein Mann, ein Fjord”. Da sei ihm ein bisschen Ruhe gegönnt. „Er ist ein wenig träge, hat hier und da ein paar Wehwechen”, erklärt Herr Petri, und seine Frau ergänzt. „Wir wollen ihm einen schönen Lebensabend ermöglichen.” Und da sei so ein Tagesausflug auf die Windhunderennbahn in Gelsenkirchen eben genau das Richtige. Für den Fernsehstar Kevin ebenso wie für die langsame Aike oder den ganz entspannten Bibo.