Oberhausen. Das Bürger-Mitmach-Pilotprojekt der Brost-Stiftung „Ruhrgebiet besser machen“ steht vor dem Abschluss. Diese Vorschläge bringen Oberhausener ein.

Das Bürger-Mitmach-Pilotprojekt der Brost-Stiftung mit dem Namen „Ruhrgebiet besser machen“ in den drei Städten Oberhausen, Herne und Bottrop mit zahlreichen Kneipengesprächen ist zwar durch die Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 jäh unterbrochen worden, lebte aber online noch weiter. Dabei trafen sich Moderatoren Anfang 2020 zunächst live vor Ort mit Bürgern in Gaststätten, um über zentrale Probleme und Lösungen für eine bessere Lebensqualität in den Revierkommunen zu reden.

In Oberhausen führten die Macher der Essener Brost-Stiftung im ersten Quartal 2020 fast zehn Kneipengespräche mit Einwohnern in verschiedenen Stadtteilen, listeten deren Ideen auf und erörterten die besten dann in sechs Online-Runden mit Fachleuten.

Die Live-Veranstaltungen wurden von bis zu 40 Oberhausenern besucht, an den Online-Diskussionen zu den Themen Kultur, Begegnungsorte, Innenstadt, öffentlicher Nahverkehr, Umwelt und Mobilität nahm nur noch eine Handvoll engagierter Bürger teil. Die Protokolle dieser Internet-Sitzungen sind allerdings für jeden auf der Online-Seite der Brost-Stiftung zu diesem Projekt einsehbar: https://ruhrgebietbessermachen.de/ideen/ideenwerkstaetten. Dabei sind durchaus pfiffige Projekte und Vorschläge dabei. Insgesamt kamen in allen drei Städten rund 1250 Ideen zusammen, 280 davon aus und für Oberhausen.

Debatte am Dienstag live auf Youtube

Am Dienstag (9. März 2021), von 18 bis 19.30 Uhr, diskutieren die Initiatoren der Brost-Stiftung die Ergebnisse des Projekts „Ruhrgebiet besser machen“ mit den Oberbürgermeistern der Partnerkommunen.Teilnehmen werden Bernd Tischler (Bottrop), Frank Dudda (Herne) und Daniel Schranz (Oberhausen). Sie reden anderthalb Stunden lang über die besten Ideen aus der Bürgerschaft ihrer Stadt. Die Veranstaltung wird für jeden sichtbar auf dem Youtube-Kanal der Brost-Stiftung übertragen: http://broststiftung.ruhr/livestream/.

Doch welche konkreten Verbesserungswünsche der Bürger werden von der Brost-Stiftung dem Oberhausener Stadtoberhaupt Daniel Schranz am Dienstag offiziell übergeben? Wir listen hier einige Forderungen aus der Bürgerschaft auf, die von der lokalen Politik nun diskutiert und umgesetzt werden könnten.

Mehr Sportangebote schaffen

Erstens Freizeit und Kultur: Es sollen mehr Kultur- und Freizeitveranstaltungen in Oberhausen öffentlich stattfinden. Dazu sollen auch soziale Netzwerke genutzt werden, um auf das Angebot aufmerksam zu machen – etwa durch einen neuen YouTube-Kanal, auf dem sich die Kunst- und Kulturszene in Oberhausen vorstellt. Außerdem verlangen Sportvereine, Sportgruppen und Freizeitsportler mehr Platz, um sich auszutoben: Sportangebote sollen möglichst leicht zugänglich sein; mit der Stadt soll nun beraten werden, wie man beispielsweise stillgelegte Schulgebäude oder andere ungenutzte Immobilien für lokale Sportangebote öffnen kann.

Mehr Nachbarschaftsaktionen verwirklichen

Zweitens Begegnungsorte: Bürger aus mehreren Stadtgebieten möchten den Nachbarschaftsgeist beleben – dafür benötigt man allerdings günstige Orte für Treffen. Vorgeschlagen wird, leere Gebäude in der Innenstadt für Räume der Begegnung zu nutzen und verwaiste Geschäfte für „Pop-Up-Stores“ für kurzzeitige Nachbarschaftsaktionen.

Die Straßenbahnlinie 105 soll von Essen-Frintrop zum Centro Oberhausen verlängert werden.
Die Straßenbahnlinie 105 soll von Essen-Frintrop zum Centro Oberhausen verlängert werden. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Außerdem sollen mehr Oberhausener motiviert werden, sich ehrenamtlich zu engagieren – dafür soll das Ehrenamtsportal der Stadt Oberhausen ausgebaut und benutzerfreundlicher werden. Eine weitere Idee ist, die „Repair-Café“-Initiativen in Oberhausen auszubauen, so würde man die umweltfreundliche Nachhaltigkeit von Produkten, Nachbarschaftshilfe und Kommunikation im Stadtteil fördern.

Mehr Bäume im Stadtgebiet pflanzen

Drittens Grünflächen: Die teilnehmenden Bürger fordern ein grünes und gepflegtes Oberhausen. Dafür sollen Ersatzbäume für abgeholzte Flächen (Edeka-Ansiedlung) auch in Oberhausen selbst gepflanzt werden; mehr Straßen sollen mit Büschen und Bäumen eingerahmt werden; die Stadtplaner sollen Bauherren verpflichten, mehr Grün zu pflanzen – und in der Sterkrader Innenstadt soll der Elpenbach freigelegt werden. Beim Brost-Projekt haben die Bürger auch vorgeschlagen, mehr Patenschaften für Baumscheiben zu vergeben, Gewerbegebiete zu begrünen (Dach-, Fassaden- und Grenzstreifenbegrünung) und Regen in stark versiegelten Arealen aufzusammeln.

Straßenbahnlinie 105 von Essen zum Centro verlängern

Viertens Öffentlicher Nahverkehr/Verkehr:Die Straßenbahnlinie 105 soll verlängert werden von Essen-Frintrop zum Centro, vielleicht ergänzt um eine Seilbahn zum Centro über den Kaisergarten. Das Centro soll als Verkehrsknotenpunkt entzerrt werden, indem günstig gelegene Park&Ride-Plätze geschaffen werden, um von dort per Bus Kunden ins Einkaufszentrum zu bringen. Für ganz Oberhausen soll ein Billig-VRR-Ticket für ein Euro je Fahrt eingeführt werden. Gewünscht wird zudem ein stetiger Zehn-Minuten-Takt sowie eine bessere Fahrplan-Abstimmung zwischen Stoag und Deutscher Bahn. Zugleich wird vorgeschlagen, das Auto-Verkehrstempo in Oberhausen zur Sicherheit aller Bürger weiter zu reduzieren: In den Stadtvierteln sollen dafür mehr 30er-Zonen etabliert werden.

Mehr Pflanzen für die Oberhausener Innenstadt

Fünftens Innenstadt: Die Oberhausener City soll grüner werden, in dem man Pflanzenkübel und bewegbare Bäume aufstellt. Auf dem Marktplatz sollen Bänke und Wasserspiele die Atmosphäre verschönern.

Auf dem Marktplatz in der Oberhausener Innenstadt sollen Bänke und Wasserspiele die Atmosphäre verschönern.
Auf dem Marktplatz in der Oberhausener Innenstadt sollen Bänke und Wasserspiele die Atmosphäre verschönern. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Leere Wohngebäude an der Marktstraße sollen für Studenten und als Mehr-Generationen-Haus umgebaut werden. Der Bereich vom Oberhausener Hauptbahnhof über die Elsässer Straße bis hin zur Kult-Gaststätte Gdanska soll überdacht werden, um wetterunabhängiges Bummeln zu gewährleisten. Immobilieneigentümer sollen die Mieten ihrer Läden soweit verbilligen, dass sie für Künstler und Existenzgründern bezahlbar sind.