Oberhausen. Zu Beginn der Corona-Impfungen hatte es einige schwere allergische Reaktionen gegeben. Was das jetzt für Allergiker in Oberhausen bedeutet.

54.000 Allergiker leben in Oberhausen. Und unter ihnen ist die Verunsicherung aktuell groß. Denn beim Einsatz der beiden derzeit in Deutschland zugelassenen Covid-19-Impfstoffe der Firmen Biontech und Moderna kam es in seltenen Fällen zu schweren allergischen Reaktionen. International unterschiedliche Einschätzungen zum Einsatz des Impfstoffs bei Allergikern machten die Situation nicht gerade besser. 

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„Darf ich mich nun gegen Corona impfen lassen oder nicht?", wandte sich jetzt auch ein 81-jähriger Oberhausener entsprechend ratlos an diese Redaktion. Der Mann (der seinen Namen nicht öffentlich nennen möchte), will endlich seine Enkel wiedersehen. Einerseits fiebert er der Öffnung des Impfzentrums in der Willy-Jürissen-Halle (Lothringer Str. 75) Anfang Februar geradezu entgegen.

Andererseits sorgt er sich, ob er die Impfung auch gut verträgt. Denn seine Allergiegeschichte ist lang: „Ich habe Heuschnupfen, allergisches Asthma, eine Penicillin-Allergie." Eine Anfrage bei seinem Hausarzt blieb ergebnislos: „Der sagte mir, dass er sich mit dem Impfstoff nicht auskennt und ich mich lieber vor Ort im Impfzentrum beraten lassen soll." Aber bleibt dafür überhaupt die notwendige Zeit?

Ein ausführliches Aufklärungsgespräch auf Wunsch

„Auf jeden Fall", versichert Stadtsprecher Frank Helling. Vor der eigentlichen Impfung füllten alle auch einen Anamnesebogen aus. „Darin wird die Krankengeschichte notiert und auch nach möglichen Allergien gefragt." Die Bögen würden jeweils von einem Arzt geprüft. „Der auf Wunsch ein ausführliches Aufklärungsgespräch durchführt." Erst wenn alle offenen Fragen geklärt seien, werde geimpft. Die Impfung werde ausschließlich von dafür speziell qualifizierten Ärzten durchgeführt. „Danach bleibt jeder noch etwa 15 bis 30 Minuten vor Ort sitzen."

Und wie ist der aktuelle Forschungsstand? Zu Beginn der Impfkampagne gab es zwei Fälle mit schwerwiegenden Reaktionen kurz nach der Impfung in Großbritannien, die rasch auch Ängste schürten. Die beiden Geimpften hatten zuvor bereits einmal eine Anaphylaxie (schwere allergische Reaktion) durch Lebensmittel erlebt. Beide hatten sich aber schnell wieder erholt. Als Auslöser wird der Wirkstoffträger Polyethylenglykol (PEG) vermutet. Auch die US-Gesundheitsbehörde CDC registrierte inzwischen 21 schwerere allergische Reaktionen - allerdings unter bis dahin 1,9 Millionen verabreichten Impfdosen. Ein Geimpfter befindet sich noch im Krankenhaus, allen anderen geht es wieder gut.

Auch Allergiker können geimpft werden

Deutschlandweit sind bis zum 17. Januar nach Angaben des Robert Koch-Instituts über eine Million Impfungen erfasst worden. Allesamt ohne schwerwiegende Nebenwirkungen. Eine aktuelle Prüfung der Daten durch Experten des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) und der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) hat ergeben: Menschen mit allergischen Erkrankungen haben kein höheres Risiko für schwerwie­gende unerwünschte Wirkungen bei der Corona-Impfung und können ebenfalls geimpft werden. Ausgeschlossen bleibt die Impfung sowohl bei Biontech als auch bei Moderna allerdings für alle, die bereits in der Vergangenheit auf einen der Impfbestandteile selbst allergisch reagiert haben, außerdem auch für Schwangere sowie bei Biontech für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren (bei Moderna für alle unter 18 Jahren).

Und wenn es dann dennoch zu einer der äußerst seltenen Komplikationen kommt?  „Die Haftungsübernahme erfolgt durch das Land NRW, und zwar sowohl für mögliche Impfschäden durch den Impfstoff selbst als auch für Ansprüche infolge einer behaupteten mangelhaften Impfaufklärung", versichert Dr. Stephan Becker, Vorsitzender der Kreisstelle Oberhausen der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein.