Mülheim. Im Interview in der Mülheimer Stadthalle verrieten der renitente Rentner und seine Kumpel, was sie für 2022 planen und wie sie arbeiten.
Herbert Knebel und sein Affentheater gerieten erst letzte Woche „Außer Rand und Band“ in der Stadthalle. Dort verkündeten sie auch, was sie für 2022 planen: Ein neues Programm wird in Mülheim Premiere haben – im Rahmen der „Kultur-Gut“-Reihe des Ringlokschuppens. Der Titel steht auch schon fest: „Fahr zur Hölle, Baby!“
Was hat es mit diesem Titel auf sich?
Uwe Lyko: Nichts. Irgendeinen Titel braucht man ja – und das is’ ma was anderes. Es regt zum Nachdenken an. Man könnte es nach der Premiere aber auch den Kritikern entgegenschleudern (grinst).
Worum geht es denn in dem Programm?
Um Alltägliches. Es wird ein typisches Affentheaterprogramm. Wat sollen wir jetzt Tanztheater machen?
Martin Breuer: Politisches Kabarett können wir gar nicht.
Uwe Lyko: Es wird auf jeden Fall viel Musik geben – also Coversongs, aber mit unseren eigenen Texten. Wir haben übrigens noch vor keinem Musikstil Halt gemacht – nur Operette hatten wir noch nicht.
Sind die Texte schon fertig? Wer schreibt sie denn?
Uwe Lyko: Wir sind noch dran, schreiben gerade fleißig. Im Frühjahr wird wohl alles fertig sein. Bisher haben wir alle unsere Texte immer selber geschrieben, nur bei einigen hat unser Co-Autor Sigi Domke mitgewirkt.
Wird es auch um Corona gehen? Kann man darüber schon lachen?
Uwe Lyko: Nein, Corona lassen wir weg. Die Leute sind das Thema auch schon leid. Am Anfang war es witzig, über ausverkauftes Klopapier zu sinnieren, aber jetzt nicht mehr.
Martin Breuer: Tagesaktuelle Sachen haben wir eigentlich nie aufgegriffen. Politik schwingt höchstens im Hintergrund mit.
Wie empfinden Sie denn die Pandemie?
Uwe Lyko: Nervig. Zu Beginn hat man es sogar ein bisschen genossen, nichts zu tun und runterzukommen. Dann kam das Gefühl, jetzt wäre ein Auftritt aber auch mal wieder schön. Anderthalb Jahre konnten wir nicht auf die Bühne.
Breuer: Das Hin und Her war blöd. Die Unsicherheit, kann man spielen oder nicht? Wir haben einige Veranstaltungen dreimal verschoben. Zu den Nachholterminen ist ein Drittel der Leute nicht mehr gekommen.
Georg Göbel-Jakobi: Na ja, man kann ja verstehen, dass die Leute vorsichtig sind. Sich eventuell erst boostern lassen wollen.
Uwe Lyko: Aber in den Stadien war jeder Platz besetzt! Na ja, die Fußballer brauchen das Geld.
Martin Breuer: Es sollte Finanzhilfen für Fußballer geben!
Uwe Lyko: Ja, aus dem Bundes-Programm „Neustart“.
Martin Breuer: Und Überbrückungsgeld für Kimmich (alle vier amüsieren sich köstlich).
Das Ruhrgebiet, das Herbert Knebel repräsentiert, gibt es gar nicht mehr. Kommt er bei jungen Leuten überhaupt noch an?
Uwe Lyko: Ja, doch. Das Gros unserer Zuschauer ist zwar über 50, aber die jungen Leute verstehen unseren Humor schon. Er ist zeitlos, wir haben einen ganz eigenen Stil. Auch in anderen Bundesländern lacht man über uns.
Haben Sie eine Lieblingsnummer?
Uwe Lyko: Nö, wir haben viele tolle Nummern gemacht. Manchmal gucken wir uns auf Youtube ältere Sachen an und sind ganz überrascht, was wir da fabriziert haben, weil wir es schon vergessen hatten.
Martin Breuer: In unseren Programmen bringen wir immer nur neue Sachen, es wir nichts wiederholt. Wir sind ja Gott sei Dank nicht die Stones und müssen jeden Abend „Satisfaction“ bringen.
Gibt es auch mal Nummern, die auf der Bühne nicht funktionieren?
Uwe Lyko: Hat es schon gegeben. Meist merken wir das schon bei der Vorpremiere und ersetzen die Nummer. Wir schreiben ja zu dritt – und mindestens zwei müssen einen Text richtig gut finden, damit er auf die Bühne kommt. Manchmal lachen die Leute übrigens auch an Stellen, von denen wir das nicht gedacht hätten.
Schauen Sie sich Programme von Kollegen an?
Uwe Lyko: Manchmal. Wen ich in letzter Zeit gesehen habe und richtig gut fand, waren Erwin Grosche und das Théatre du Pain aus Bremen.
Herbert Knebel hat ja schon etliche Jährchen auf dem Buckel (fast 34). Bleibt er weiterhin auf Zack?
Uwe Lyko: Ja, klar. Warum sollte er aufhören? Bei dieser Figur hat man viele Freiheiten, kann sie ganz viel machen lassen. Tanzen, spielen, abstruse Geschichten erzählen, strippen, ...
Breuer: Gerade Brüche in der Persönlichkeit sind gut – wenn Knebel mal etwas Unvorhergesehenes macht und die Leute denken: Ach, so tickt der auch!
Dann kann das Publikum endlich auch mal sagen: „Boah glaubse!“