Mülheim. Der Fotograf Hans Blossey fliegt regelmäßig auch im Dunkeln übers Ruhrgebiet. Ein neuer Bildband mit Nachtaufnahmen ist jetzt erschienen.

Das Ruhrtal ist nachts unsichtbar. „Rappeldunkel ist es dann dort unten“, sagt Luftbildfotograf Hans Blossey, viele Jahre lang Bildredakteur bei der WAZ. Unzählige Male ist er ins Flugzeug gestiegen, um das Ruhrgebiet von oben zu erforschen und abzulichten. Oft auch nach Sonnenuntergang. Was er dabei alles entdeckt hat, zeigt sein neuer Bildband „Ruhrgebiet bei Nacht – von oben“, der kürzlich beim Klartext-Verlag erschienen ist.

Felder, Wälder, Parks, Landschaftsmarken – sie alle sind in der Nacht nur schwarze Flächen. Die Stadtlandschaften dagegen sind erkennbar – zeigen sich aber „mit anderen Facetten als tagsüber“, berichtet Hans Blossey. Nur was in künstliches Licht getaucht ist, sieht man aus der Vogelperspektive.

Die Camera Obscura in Mülheim bei Nacht. 
Die Camera Obscura in Mülheim bei Nacht.  © Hans Blossey | Hans Blossey

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Markant erhellte Bauwerke, Industrieanlagen, große Verkehrsadern oder dicht bebaute Innenstädte heben sich wie Lichtinseln aus dem Dunkel heraus, sehen manchmal aber ganz unwirklich aus, bilden – so beschreibt es das Buch sehr treffend – „faszinierende urbane Muster“. Manche Aufnahme wirkt wie ein abstraktes Bild.

Start und Landung mit einer Cessna 172 in Dortmund

Das Fliegen und Fotografieren in der Nacht ist anspruchsvoller als bei Tageslicht. „Es viel schwieriger, sich zu orientieren. Wir haben natürlich unsere Instrumente, der Flug wird von den Radarlotsen lückenlos koordiniert, wir orientieren uns mit Hilfe des GPS und nach den wenigen Dingen, die wir unten am Boden erkennen“, erläutert der Luftbildfotograf. Auf die Flughöhe müsse man besonders achten, man müsse zudem aufpassen, dass man nicht in die Kontrollzonen von Flughäfen wie Düsseldorf gerate.

Der Ringlokschuppen und die Drehscheibe im Müga-Park in Mülheim. 
Der Ringlokschuppen und die Drehscheibe im Müga-Park in Mülheim.  © www.blossey.eu | Hans Blossey

Blossey fliegt daher nachts auch nie alleine, sondern immer mit einem zweiten erfahrenen Piloten. Beide haben eine Zusatzausbildung im Nachtflug absolviert. „Bei Nachtflügen bin ich schon angespannter, weil das doch etwas Besonderes ist“, sagt er. Weil sein Heimflugplatz in Hamm abends geschlossen ist, startet er nach Sonnenuntergang in Dortmund mit einer geliehenen Cessna 172 und muss bis 22 Uhr dort auch wieder gelandet sein. „In drei Stunden schaffe ich das halbe Ruhrgebiet, in Mülheim habe ich in 20 Minuten alles fotografiert, was illuminiert ist“, so der Fotograf.

Spezielle Kurventechnik beim Fliegen

Im Dunkeln zu fotografieren ist nicht einfach – das weiß jeder Hobbyfotograf. Oft verwackeln die Aufnahmen, werden unscharf. Aus einem Flugzeug, das mit 130 km/h durch die Luft rast, ist es noch weitaus schwieriger, scharfe Bilder zu machen. „Ich habe nachts eine hochwertige Ausrüstung dabei – zum Beispiel ein 1,8 / 200 mm Objektiv“, berichtet Hans Blossey. Aus dem Fenster lehnt er sich heraus, um Motive zu finden und festzuhalten. Der Pilot wendet bei Fotoflügen eine ganz spezielle Kurventechnik an, damit der Fotograf längere Belichtungszeiten nutzen kann.

Dick eingemummelt ist Hans Blossey da oben in der Luft. Denn: „Es ist ordentlich kalt – vor allem im Winter. Ich habe Handschuhe an, bei denen der Zeigefinger abgeschnitten ist – wegen des Auslösers“, erzählt er. Bei einem anderen Bildband, den er ebenfalls kürzlich herausgegeben hat, waren die Bedingungen weniger hart. Er fotografierte Mallorca von oben. Auch eine schöne Sache. Aber: „Das Ruhrgebiet ist eine echte Metropole und von oben im Dunklen unheimlich interessant.“

Die Schloßbrücke über der Ruhr, rechts sieht man die Mülheimer Stadthalle.
Die Schloßbrücke über der Ruhr, rechts sieht man die Mülheimer Stadthalle. © Unbekannt | Hans Blossey