Mülheim.

Streusalz ist in diesem Winter knapp und teuer. In vielen Baumärkten ist es bereits ausverkauft. Wir haben uns mit einem Streuwagenfahrer auf den Weg gemacht und herausgefunden, wo in Mülheim wie viel des teuren Guts auf der Straße liegt.

Wer dieses Gefährt stibitzen würde, wäre zur Zeit ein gemachter Mann: Fünf Tonnen Salz lagern wohl auf dem Rücken des Streufahrzeuges der MEG. Das perlmuttfarbene Korn ist bei diesem Wetter buchstäblich Gold wert, denn sogar die großen Baumärkte sind ratzekahl leergekauft. Bis zu 20 Euro pro Salzsack (25 Kilo) darf man bei den wenigen Anbietern auf den Tisch legen, die noch an das „weiße Gold“ kamen.

Eine Wagenladung ist 4000 Euro wert

Da kommt man schon ins Rechnen: 100 Kilo macht 80 Euro, das mal fünfzig. 4000 Euro wäre die Ladung auf dem freien Markt also wert. Sven Eichhorn, der Fahrer des Streuwagens, muss über diese Rechnung schmunzeln. Keine Gefahr, dass er sich mit der Fracht aus dem Staub bzw. Pulverschnee macht, der 38-Jährige hat noch einen Job zu erledigen. Seine Tour führt am Freitagmittag durch Speldorf, „Stufe 1“, sagt Eichhorn – die wichtigsten Straßen.

Ruhrgebiet im Schnee

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Das Schloß Broich lassen wir rechts liegen und fahren das Ruhrufer entlang. Eichhorn bedient seinen Bordcomputer. Der steuert, wie viel des weißen Goldes hinter dem Fahrzeug und auf der Straße verteilt wird. Momentan sind es um die 15 Gramm pro Quadratmeter, sagt er. Das lässt sich auf bis zu 40 Gramm steigern – bei besonders kalter Witterung. Für den Normalmatsch am Freitagmittag ist das nicht nötig. Der Matsch ploddert übrigens im Vorbeifahren just auf eine Reihe parkender Autos. Schön sei es nicht, räumt der Fahrer ein, aber „wenn ich darauf noch Rücksicht nehmen müsste, würde ich meine Arbeit nie zu Ende bringen können“.

An Passanten fährt der Streuwagen vorsichtig vorbei

Aufmerksam ist Eichhorn dabei natürlich schon: An Fußgängern und frisch geräumten Bürgersteigen zieht er nur ganz behutsam seine Schneise durch den Schnee. Nicht jeder Passant zeigt jedoch Verständnis, wenn der Streuwagen vorbei zieht oder wenden muss. In der Holzstraße bekommt er einen Vogel gezeigt, ein paar Schüler bombardieren den Wagen mit Schneebällen. „Auch das passiert“, kommentiert Eichhorn trocken.

Apropos Schnee: Vorne wird das braun-weiße Zeug gerade von der Schaufel Schicht für Schicht beiseite geräumt, hinten fängt es schon wieder an zu schneien. Dabei war Neuschnee erst für Sonntag angekündigt. Stört ihn denn diese Sisyphos-Arbeit gar nicht? „Nein“, sagt Eichhorn, der in der schneefreien Zeit übrigens die Straßen mit dem Kehrer sauber hält, „das ist doch unser Job.“ Und den macht er schließlich seit 13 Jahren, das einzige, was den Familienvater stört, ist, dass er wegen des Schichtdienstes seine Kinder zu wenig sieht, „wenn ich nach Hause komme, sind sie in der Schule oder gehen gerade ins Bett“.

In Baumärkten ist Streusalz ausverkauft

Noch „ein Stückchen“ hat Eichhorn zu streuen. Doch noch mal zurück zum Salz: Von Baumarkt zu Baumarkt dasselbe Spiel – leere Paletten. „Fünf hatten wir letzte Woche noch“, sagt eine Mitarbeiterin im Hagebaumarkt. Trotz streng rationierter Ausgabe von drei Sack pro Person, sind auch die nun leer.

Petra im Ruhrgebiet

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Die Nachlieferung steht auch beim Praktiker und bei Toom in den Sternen. „Wir bestellen, aber ob wir es kriegen...“, klagen sie. Bei Menzen in Saarn wird man noch fündig, doch der Preis ist wahrlich gesalzen. „19,95 Euro für 25 Kilo“, sagt Mitarbeiterin Maria Fischer, „weil wir es so teuer einkaufen mussten. Der Salzpreis ist in den letzten Tagen gestiegen wie an der Börse.“ Das Gold, es liegt nun auf der Straße.