Oberhausen. Der Oberhausener Albert Steger renoviert und vermietet eine Wohnung für Geflüchtete aus der Ukraine. Er selbst war einst Kriegsflüchtling.

Das Tapezieren ist Albert Steger mit 81 Jahren eigentlich leid. „Ich hab das zu viel gemacht“, sagt der Oberhausener. Doch angesichts der Not der Menschen aus der Ukraine greift er noch mal zu Blaumann und Kleister. Steger besitzt auf der Flügelstraße ein Mehrfamilienhaus, in dem er selbst wohnt. Eine der Einheiten bereitet er nun für Geflüchtete aus der Ukraine vor. Derzeit tapeziert er die rund 95 Quadratmeter große Wohnung. In dieser Woche will Albert Steger fertig sein. Dann könnte eine ukrainische Familie einziehen.

Albert Steger hat selbst erlebt, was es bedeutet, auf der Flucht zu sein. Er sei fünf Jahre alt gewesen, als eine Brandbombe das Haus seiner Familie auf der Flügelstraße zerstörte. „Die SS hat uns in den Zug nach Bückeberg gesteckt“, erinnert sich Albert Steger. Die Familie und der Opa, der bei der Eisenbahn arbeitete, wussten sich zu helfen, organisierten die Rückreise, kamen auf dem Bauernhof einer Tante in Voerde unter. Jahre später wurde das Haus auf der Flügelstraße wieder aufgebaut.

Albert Steger tapeziert die Wohnung selbst – mit 81 Jahren.
Albert Steger tapeziert die Wohnung selbst – mit 81 Jahren. © FUNKE / Foto Services | Gerd Wallhorn

Küche fehlt noch

Und könnte nun anderen Menschen eine Zuflucht bieten. „Ich möchte den Flüchtlingen helfen“, sagt Albert Steger. „Wir waren selbst auf der Flucht. Da weiß man, wie das ist.“ Er habe die Ereignisse von damals nie vergessen können: Wie „das Ding auf das Haus knallte“, wie die Familie „auf der Lok“ saß – „das vergisst man nicht“.

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Dass nun Familien etwas Ähnliches erleben, bestürzt den Oberhausener Rentner. „Am schlimmsten ist es für die Kinder“, sagt der 81-Jährige. Er hofft, dass schnell eine Familie eine vorübergehende Bleibe in seinem Haus findet. Vermittelt werden soll die Wohnung über Kontakte des Bertha-von-Suttner-Gymnasiums. Dort setzen sich ehemalige Lehrer und Elternteile für schnelle Hilfe ein. Möbel wurden für die Wohnung auf der Flügelstraße bereits gespendet. Genauso wie die 53 Tapetenrollen, die Steger in Eigenregie an die Wand bringt. Es fehlt nur noch eines: „Eine ordentliche Küche.“

Wer ebenfalls helfen möchte und eine Wohnung für ukrainische Geflüchtete für mindestens sechs Monate bereitstellen will, kann sich bei der Stadt Oberhausen melden – bitte Mail an: ukraine.hilfe@oberhausen.de oder das Online-Formular auf der Webseite der Stadt ausfüllen: oberhausen.de/Ukraine.