Oberhausen. Vom Fundament bis zum Dach haben Oberhausener Schüler ein Modellhaus erstellt – und das mit fachkundiger Hochschul-Unterstützung.
Das Traumhaus künftiger Generationen ist auf jeden Fall nachhaltig gebaut, ökologisch, Energie-effizient, platzsparend und finanzierbar. Wie entsteht es und worauf kommt es bei der Planung und Durchführung an?
Sechs Schülerinnen und sieben Schüler der Qualifizierungsstufe des Elsa-Brändström-Gymnasiums haben sich, unterstützt von Profis der Hochschule Ruhr West, damit ein Schuljahr lang befasst. Vom Fundament bis zum Dach haben sie alle Aspekte berechnet und bedacht, die ein modernes, umweltfreundliches Haus von einem konventionell gebauten Domizil unterscheiden.
Das stolze Ergebnis ist ein selbst gebautes Modellhaus im Maßstab 1:10 aus echten Baustoffen mit funktionierender Stromversorgung aus Solarzellen. Das Dach ist abnehmbar, so dass man ins Öko-Haus hineinschauen kann. Es enthält eine Schaltzentrale und einen vielseitig nutzbaren Wohn- und Küchenbereich. Die Fenster sind verhältnismäßig klein, es gibt eine Haustür und eine Tür, die hinausführt auf eine noch nicht sichtbare, aber möglichst kleine Terrasse. Zwischenwände können je nach Bedarf eingezogen werden.
Weil durch Corona zu wenig Praxiszeit zur Verfügung stand, fehlt leider die obere Wohnetage. Dennoch betrachten alle Beteiligten das Bauprojekt als Erfolg, so dass es den Schülerinnen und Schülern der künftigen Jahrgangsstufe elf erneut angeboten werden soll. Weil das Thema Nachhaltigkeit im modernen Erdkundeunterricht eine wichtige Rolle spielt und weil Mathematik-Kenntnisse in den Ingenieurwissenschaften entscheidend sind, sind Mathe und Erdkunde auch die beiden Schulfächer, denen das Projekt zugeordnet ist.
Mit Experten an der Seite
Daniela Hockmann von der Hochschule Ruhr West und Christoph Koch, der am „Elsa“ Erdkunde unterrichtet, haben den Hausbau koordiniert und begleitet. Als Ansprechpartner standen die den Projektteilnehmern, die in fünf verschiedenen Teams arbeiteten, ein Hochschul-Expertenteam zur Seite sowie Farah Prause, Werkstudentin, die gerade den Bachelor in Wirtschaftswissenschaften gemacht hat. „Der Dialog mit den Schülern hat mir sehr viel Spaß gemacht“, sagt sie. Es gab ein Team Bauleitung und Finanzierung, ein Team, das sich mit dem Fundament befasste, ein Haustechnik-Team, ein Maurer- und Dachbau-Team, das auch für die Dämmung und Außenschale des Hauses verantwortlich war sowie ein Betonbauteam, das sich darum kümmerte, möglichst einen großen Anteil wieder verwertbaren Materials einzuplanen. Es kam eine Mischung aus Wasser und altem Zeitungspapier zum Einsatz, die auch in der Realität genutzt werden kann.
Im Team Betonbau hat Japhet (17) mit gearbeitet. „Ich habe das Projekt gewählt, weil ich mich für Bauwesen interessiere und das auch eventuell studieren möchte“, sagt er. „Wir haben viel über Betonarbeiten herausgefunden, haben zum Beispiel die Kräfte berechnet, die die Stützen aufnehmen können. Die Berechnungen haben wir am Computer gemacht und auch online Vorträge gehört, weil wir nicht zur Uni konnten. Corona hat die Situation erschwert, aber die Lehrkräfte haben das meiner Meinung nach gut gemacht. Alle Gruppen haben sich regelmäßig ausgetauscht. Wir haben eng zusammen gearbeitet.“
Ökologisch, ökonomisch und sozial
Die Solaranlage des Hauses werde sich amortisieren, dem Nachhaltigkeitsdreieck mit den Spitzen ökologisch, ökonomisch und sozial, werde das Modellhaus gerecht. Teamkollegin Shiyo interessiert sich für den Bereich Architektur. „Ich wählte das Projekt, weil Bauwesen für mich in die richtige Richtung geht.“ „Super spannend“ fand Antonia das Projekt, vor allem wegen der Nachhaltigkeit. Ob sie sich einmal beruflich mit Bauen befassen will, weiß sie noch nicht. „Ich will es nicht ausschließen.“ Auch ihre Teamkollegin Inga hat sich noch nicht entschieden, was sie studieren will. „Vielleicht Bauingenieurwesen“, sagt sie. Etwas mehr Praxiszeit hätte sie dem Hausbau-Projekt schon gewünscht. Nachteilig sei auch gewesen, dass nicht einmal die Corona-Bestimmungen der Schule und der Uni zusammengepasst hätten, ergänzt Antonia. „Aber dafür, dass wir uns so einschränken mussten, ist das Haus schön geworden. Wir sind froh, dass es steht. Das stand teilweise echt in Frage.“ Zum Glück stünden nun endlich Exkursionen auf Baustellen auf dem Projektplan, „last minute“.