Gelsenkirchen. Dieses Gimmick macht Lust auf einen Museumsbesuch: Per Tablet können Besucher des Kunstmuseums Gelsenkirchen ins Innere der Werke hineinblicken.
Wer als Besucher durch das Kunstmuseum Gelsenkirchen schlendert, der bleibt vor allem in der Abteilung „Kinetische Kunst“ oft staunend stehen und wundert sich, wie die Effekte der dort präsentierten Arbeiten denn nun funktionieren. Antworten können alle Gäste ab sofort per Tablet erhalten. Denn dieses leicht zu bedienende Gerät macht es mithilfe einer extra ausgetüftelten App möglich, die an der Wand hängenden Werke in digitaler Form zu durchleuchten. So kommt sogar das bisher verborgene Innenleben auf dem Bildschirm zum Vorschein.
„Viele der Werke sind inzwischen über 50 Jahre alt. Wir wollen mit diesem Virtual-Reality-Angebot vor allem jüngeren Menschen eine neue Zugangsmöglichkeit zu dieser besonderen Sammlung bieten“, sagte Kulturdezernentin Anne Heselhaus bei einem Pressetermin im Museum. Doch so viel sei schon einmal verraten: Der Umgang mit der neuen Technik kann durchaus auch älteren Besuchern jede Menge Spaß bereiten.
Schauspieler Peter Lohmeyer fungiert als digitaler Museumsführer
Fünf dieser Tablets stehen zur Ausleihe im Haus der Horster Straße in Buer bereit. Jeder Besucher hat die Wahl, ob er sich von Schauspieler Peter Lohmeyer als digitaler Museumsführer etwas erzählen lässt oder bei einer entsprechenden Einschränkung lieber der Gebärdensprachdolmetscherin Lisa-Marie Hejny folgen möchte. Neben fünf Werken der Kinetischen Sammlung hängt ein so genannter „Marker“ an der Wand. Dieser funktioniert wie ein QR-Code: kurz das Tablet darauf gerichtet – schon startet nach dem Einscannen der richtige Beitrag.
Museumsdirektorin Leane Schäfer demonstriert die technischen Möglichkeiten an einer Arbeit von Günther Uecker, in der vom Künstler typischerweise sehr viele lange Nägel verarbeitet wurden. Das Werk wird plötzlich auf dem Bildschirm in digitalisierter Form sichtbar. Es reichen wenige Kontakte mit einem oder mit zwei Fingern, um das Werk um seine Achsen rotieren zu lassen. So wird die Rückseite sichtbar. Ein weiterer Tastendruck startet den „Röntgenblick“ – und schon wir alles quasi durchsichtig. „Beim Einsatz dieser Technik zählen wir zu den Vorreitern im Land“, freute sich Schäfer.
Um das Projekt fortzuführen, werden neue Fördermittel gesucht
Erarbeitet wurde die App vom Museumsteam in Kooperation mit dem Dortmunder Unternehmen Viality. IT-Entwickler Florian Günther und Christiane Wanken berichteten von einer rund zweijährigen Entwicklungszeit. Etwa 20.000 Euro sind bislang in das Projekt geflossen, rund 70 Prozent davon waren Fördermittel des Landes NRW. 15 Werke aus der insgesamt 80 Exponate umfassenden Kinetik-Abteilung sollen einmal per Tablet genauer betrachtet werden können. Die ersten fünf sind nun fertig.
Ob die neue Technik auch in anderen Abteilungen des Hauses zum Einsatz kommen könnte, das wollte Direktorin Schäfer noch nicht sagen. Fest stehe aber, dass das bisherige Budget für das Projekt aufgebraucht sei. „Jetzt suchen wir neue Fördermittel“, so Schäfer. Sie sollte potenzielle Geldgeber einfach mal zu einer Runde durch die Sammlung mit einem der Tablets einladen. Der große Spaß wird alle Zweifelnden schnell überzeugen.
Vor jeder neuen Nutzung werden die Tablets desinfiziert
Mit Blick auf die Corona-Schutzverordnung werden die Tablets nach jeder Nutzung ausgiebig desinfiziert, ehe der nächste Besucher sie nutzen darf. Auszuleihen sind sie an der Museums-Information im Foyer.
Auch die Museumspädagogin Ella Katharina König will künftig beim Besuch von Schülergruppen die neuen Tablets zum Einsatz bringen. Das darauf Gebotene dient als optimale Ergänzung zum Betrachten des realen Kunstwerks.