Gelsenkirchen-Erle. Mit einem Antrag in Form einer Büttenrede sorgte Dagwin Lauer (FDP) für Heiterkeit in der Bezirksvertretung Gelsenkirchen-Ost. Darum ging es.

Anträge, die in politischen Gremien behandelt werden, haben in der Regel nur geringen bis überhaupt keinen Unterhaltungswert: Das weiß jeder, der schon einmal in die Tagesordnung beispielsweise einer Ratssitzung hineingeschaut hat. Doch von jeder Regel gibt es Ausnahmen: Eine solche lieferte jetzt Dagwin Lauer, der für die FDP in der Bezirksvertretung Gelsenkirchen-Ost sitzt. Sein Antrag, den er jetzt einreichte, liest sich höchst unterhaltsam. Das ist bei dem Thema, um das es geht, aber natürlich auch mehr als angemessen.

Vielleicht stellt man sich beim Lesen seines Antrages einfach eine Karnevalskapelle vor, die alle vier Zeilen einen Tusch spielt. Dagwin Lauer schreibt nämlich: „Karneval ist ganz groß hier / mit Covid-19 machen wir / aus Erle, schwups, ne Brauchtumszone / denn dieser Stadtteil kann nicht ohne!“ (An dieser Stelle denken wir uns einfach ein schmissiges „täTÄ!“ hinzu.)

Soll Gelsenkirchen-Erle eine „Brauchtumszone“ werden?

Sein Werk reichte Lauer als Dringlichkeitsantrag für die Sitzung der Bezirksvertretung Ost ein, die am Mittwoch in der Gesamtschule Erle tagte („Die Zeit ist knapp, nix ist bereit / daher diese Dringlichkeit.“ Erneuter Tusch!). Ausschließlich als Spaß wollte er den Antrag allerdings auch nicht verstanden wissen, der zentrale Satz war durchaus ernst gemeint. Die Bezirksvertretung solle beschließen: „Der Stadtteil Erle wird nach aktueller Verordnung des Landes NRW zur Brauchtumszone erklärt.“

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Als „Brauchtumszone“ können nach der aktuellen NRW-Coronaverordnung bestimmte Bereiche benannt werden, in denen mit dem „Zusammentreffen vieler Menschen“ zu rechnen ist. Dazu gehört beispielsweise die Düsseldorfer Altstadt, oder – nicht ganz unumstritten – die gesamte Stadt Köln. Dort gelten dann strengere Regeln, beispielsweise 2G-plus im gesamten Bereich, nicht nur in den Innenräumen.

Ministerpräsidentenkonferenz kommt dem Entschluss zuvor

Doch wie so häufig in der Corona-Pandemie: Die aktuellen Ereignisse überholten den Antrag. Am Mittwochnachmittag tagte die Ministerpräsidentenkonferenz und beschloss Lockerungen der Corona-Regeln – „damit wäre das Einrichten einer Brauchtumszone hinfällig“, so Lauer. Kurzfristig änderten die Bezirksvertreter den Text des Antrages und stimmten einstimmig dafür, dass Erle eine Zone sei, „wo das Brauchtum wertgeschätzt würde“.

So ähnlich hatte es Lauer auch schon in seiner Begründung gefordert: „So ist mein Antrag mehr gedacht / als Anerkennung unserer Fassenacht. / Das Brauchtum damit nun zu ehren / das sollten wir uns nicht verwehren. / Dieses Vorgehen find’ ich schlau / darauf dreimal Erle Helau!“

Und hier folgt noch ein Tusch – und der Narrhalla-Marsch zum Auszug.