Oberhausen. 53 Senioren hatten sich kurz nach der Impfaktion im Haus Abendfrieden in Oberhausen mit Corona infiziert. Wie geht es den Kranken heute?

Die Bewohner des Oberhausener Altenheims Haus Abendfrieden waren im Dezember 2020 die ersten in der Stadt, die eine Corona-Impfung erhalten hatten. Mitte Januar dann der Schock: 53 Senioren hatten sich dennoch mit Corona infiziert. Aufgefallen war es durch die regelmäßigen Schnelltestungen. So geht es den Erkrankten heute.

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Das Gesundheitsamt der Stadt hatte nach dem Corona-Ausbruch unverzüglich ein striktes Besuchsverbot für das Heim an der Dieckerstraße verhängt. Gut zwei Wochen sind seitdem vergangen. „Die Quarantäne ist für die meisten Wohnbereiche beendet“, freut sich Josef Bergmann, Geschäftsführer des Seniorenzentrums. Konkret heißt das: Die Wohnbereiche eins bis vier sind wieder normal geöffnet. Wohnbereich fünf bleibt noch geschlossen. „Wir rechnen aber bis zur nächsten Woche mit einer Normalisierung“, sagt Bergmann.

Die Impfung löst keine Corona-Infektion aus

Da der Corona-Ausbruch in dem Seniorenzentrum zeitnah nach der Impfaktion auftrat, tauchte rasch die Frage auf, ob ein Zusammenhang möglich sein könnte. Auch Josef Bergmann selbst hatte Fachleute um Rat gefragt. Die Reaktion aus der Oberhausener Ärzteschaft war allerdings eindeutig: „Die Impfung löst keine Corona-Infektion aus.“ Viel nahe liegender sei es, weiß Bergmann längst, dass das Virus sich unbemerkt bereits vor der Impfung im Seniorenzentrum hatte ausbreiten können. Denn erste Erkrankte hatte es bereits Mitte Dezember gegeben. „Vermutlich also eher eine Folge der Weihnachts- und Silvesterbesuche.“

Die Impfung dagegen habe sich für die meisten Infizierten als Glücksfall erwiesen. „Wir konnten hier im Haus feststellen, dass diejenigen infizierten Bewohner, die geimpft worden waren, bis auf einzelne Ausnahmen, sehr milde Krankheitsverläufe hatten.“ Etliche Geimpfte hätten sogar überhaupt keine Symptome gezeigt und sich weder krank noch sonst eingeschränkt gefühlt.

Und das, obgleich der Großteil der Betroffenen zu der besonders gefährdeten Personengruppe der über 80-Jährigen zählt. Ein Bewohner habe Bergmann sogar erzählt: „Wenn Sie mir nicht gesagt hätten, dass ich positiv getestet worden bin, wüsste ich es gar nicht“. Für Bergmann und sein Team ist dies der wohl größte Erfolg der Impfung.

Der größte Teil der Bewohner hat bereits die zweite Dosis erhalten

Entsprechend hoch sei die Motivation bei allen gewesen, an der zweiten Impfung teilzunehmen. „Insgesamt sind wir nun in der erfreulichen Situation, dass der größte Teil unserer Heimbewohner bereits beide Impfungen bekommen hat und inzwischen im Stadium der Immunität angekommen ist“, stellt der Einrichtungsleiter erleichtert fest.

Regelmäßige Testungen und strenge Hygiene

Sehr sensibel geht auch das Team von Haus Abendfrieden vor, in dem immerhin 162 Bewohner leben, um die sich rund 200 Mitarbeiter kümmern. Regelmäßige Testungen und strenge Hygienebestimmungen gehören nach wie vor zum Alltag. „Wir bleiben wachsam“, versichert Geschäftsführer Josef Bergmann.Aktuell gibt es in Oberhausen 131 Corona-Fälle in 13 Senioreneinrichtungen. „Leider kam es in unserer Stadt in den Alteneinrichtungen inzwischen zu 88 Todesfällen“, bedauert Stadtsprecher Martin Berger.

Wie knapp Haus Abendfrieden an einer Katastrophe vorbeigeschrammt ist, zeigt ein Blick über die Stadtgrenze: In einem Seniorenheim in Leverkusen-Rheindorf sind jetzt 13 Bewohner verstorben, die mit der mutierten britischen Variante des Coronavirus infiziert waren. Insgesamt hatten sich dort sogar 47 Bewohner und 25 Mitarbeiter angesteckt. Alle der 13 Verstorbenen hatten bereits ihre erste Corona-Schutzimpfung erhalten. Weshalb solche schweren Verläufe trotz einer Impfung möglich sind, erklärte auch Dr. Stephan Becker, Allgemeinmediziner und Sprecher der Kreisstelle Oberhausen der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, bereits mehrfach: „Vorerkrankungen spielen eine große Rolle und der volle Impfschutz tritt nun einmal erst rund zwei Wochen nach dem Erhalt der zweiten Impfdosis ein.“