Oberhausen. Die Jazz-Fans können aufatmen. Ihr Karussell dreht sich wieder. Zart, verträumt und fingerflink – ein wunderbares Klangspektrum am Altmarkt.

Lange hat’s gedauert, doch nun dreht es sich endlich wieder – das Jazzkarussell vor dem Gdanska. Und prompt war an dem sommerlich lauschigen Freitagabend der große Biergarten auf dem Altmarkt rappelvoll, was nicht nur Kuros Enkel Leo freute, der in Vertretung seiner Mama Eva Kurowski die Oberhausener Jazzfans begrüßte.

Denn die weilt derzeit noch im Trainingslager für den eigenen Jazzkarussell-Auftritt mit ihrer Band „Eva & Die schrägen Vögel“ am kommenden Samstag ab 19.30 Uhr. Passend zum Polski Piewo gab es zum Auftakt der beliebten Konzertreihe ganz besondere Jazz-Delikatessen zu hören. In der eher seltenen Duo-Konstellation von Bass und Piano, was stets zu intimen Dialogen führt.

Nun, auf der sonnigen Gdanska-Bühne drechselte Daniel Masuch wunderbar verträumte Melodien in das weiße Kneipenklavier, die Stefan Werni am Tieftöner mit fingerflinker Sonorität beseelte. Lauter duftige Kleinode von zart swingender Eleganz, denen man stundenlang hätte lauschen mögen. Doch Schlag 21 Uhr fiel der Hammer, pardon: der Klavierdeckel. Weil das Oberhausener Ordnungsamt bekanntermaßen alles tut, um die Attraktivität der heimischen Innenstadt zu steigern. Weshalb es stets Wilhelm Busch im Blick hat, der schon 1872 befand: „Musik wird oft nicht schön gefunden, weil sie stets mit Geräusch verbunden.“ Und mag sie noch so leise sein.

Von Johann Sebastian Bach bis hin zu Astor Piazzolla

In dieser Saison gilt ja als Motto aller Open-Air-Veranstalter: „Come Rain Or Come Shine“. Prompt fielen einen Tag später beim zweiten Jazzkarussell-Abend denn auch Regentropfen. Dabei hatte der Himmel nun wahrlich keinen Grund, über die heiteren Muzette-Walzer zu weinen, die „The Erwin Trio“ gelassen servierte. Fein grundiert von dem bemerkenswert leise trommelnden Philip Staege und satt assistiert von Eric Richards am Kontrabass, hatte der polnische Akkordeonist Miroslav Tybora quasi ein Heimspiel. Mit beliebten Melodien von Johann Sebastian Bach über französische Chanson-Klassiker bis hin zu Astor Piazzolla. Samt „Hummelflug“ von Nikolai Rimski-Korsakov, den das „Erwin Trio“ souverän absolvierte.

Schade, dass später Luis Bonfas „Black Orpheus“ der Zensur, äh, der Sperrstunde zum Opfer fiel. Statt deswegen den Blues zu schieben, freuen wir uns lieber auf solchen mit dem famosen Gitarristen Bernd Rinser, der am Freitag bei „Gitarrissimo 779“ vor dem Gdanska zu Gast ist. Eine Tischreservierung (www.gdanska.de) ist wie stets erforderlich, genügend Scheine für das Spendenschiff sind mitzubringen.