Gelsenkirchen. Auch in Gelsenkirchen hat die Wespen-Zeit begonnen. Was man jetzt tun und lassen sollte: Ein Experte gibt Tipps für den Umgang mit Nestern.

  • Die Wespenzeit hat begonnen, auch in Gelsenkirchen.
  • Experten der Unteren Naturschutzbehörde der Gelsenkirchener Stadtverwaltung geben Tipps zum Umgang mit den Vierbeinern.
  • Was etwa sollte man tun, wenn man ein Nest entdeckt? Was sagt der Artenschutz? Und wie können Menschen und Wespen friedlich zusammenleben?

Sie fliegen wieder, wenn auch noch in einigermaßen verhaltener Stückzahl. Doch schon jetzt ist klar: Im Lauf des Sommers werden sie mehr und bald wohl auch lästiger – die gemeine und die deutsche Wespe. Längst haben sie begonnen, ihre Nester einzurichten – was aber, wenn diese in direkter Nachbarschaft zum Menschen liegen, auf dem Balkon, neben der Terrasse, unter dem Dach oder im Rollladenkasten? Die Experten der Unteren Naturschutzbehörde bei der Gelsenkirchener Stadtverwaltung können Antworten rund um sämtliche Wespen-Fragen geben – und dabei vielfach auch Ängste nehmen.

Wespen in Gelsenkirchen: Darauf sollten sie achten, das sollten sie lassen

Sowohl die gemeine als auch die deutsche Wespe verleiden an einem schönen Sommertag durchaus mal den leckeren Pflaumenkuchen, das erfrischende Eis oder das gemütliche Grillen. Die Insekten bevorzugen eiweißreiches Futter, natürlicherweise leben sie gut und gerne von anderen Insekten, was sie wiederum eigentlich sehr nützlich macht. Wäre da nicht die Nähe zum Menschen und das damit verbundene Speisenangebot. Los geht es meist im April, Mai: Die ersten Staaten bilden sich, mit den Monaten kommen immer mehr Tiere hinzu. 3000 bis 4000 Wespen können dann durchaus schon mal zusammenleben.

Die gemeine Wespe: Sie ist neben der deutschen Wespe die Art, die gerne mal lästig wird. Diese Tipps geben Gelsenkirchener Artenschützer für den Umgang mit den Tieren.
Die gemeine Wespe: Sie ist neben der deutschen Wespe die Art, die gerne mal lästig wird. Diese Tipps geben Gelsenkirchener Artenschützer für den Umgang mit den Tieren. © picture alliance/dpa | Stefan Jaitner

Das Problem schildert Detlef Müller ganz eingängig: „Im August entwickeln sich die Männchen und Weibchen“, ab diesem Zeitpunkt würden die Arbeiterinnen ohne ihren „Brutpflegejob“ sein – „dann fangen sie an, lästig zu werden“, so der Leiter der Unteren Naturschutzbehörde bei der Stadt. Meist erledige sich das Problem im Oktober von selbst, wenn die Tage wieder kälter werden, die Wespen sterben und nur die Jungköniginnen überwintern. Das alte Nest werde nicht mehr wieder bezogen.

„Die meisten Bürger, die bei uns anrufen, wollen wissen, was sie machen sollen, nachdem sie ein Nest entdeckt haben“, berichtet Kay Kruppa, zuständig für den Artenschutz im Referat Umwelt bei der Stadt. Dann komme es darauf an, wo sich das Nest befindet, um welche Art es sich handelt – daraus ergebe sich der weitere Ablauf.

Vom Gesetz her seien die gemeine und die deutsche Wespe nicht besonders geschützt, allerdings müsse, so Kruppa, „ein vernünftiger Grund bestehen, das Nest zu entfernen“. Die Fragestellung dahinter: „Besteht durch die Wespen eine Gefahr, etwa gesundheitlicher Art, oder tritt eine erhebliche Störung ein?“, so Kruppa weiter. Am Ende komme es auch darauf an, ob das Nest nicht doch erhalten oder auch umgesiedelt werden kann.

Eine Hornisse (hier im Bild eine Königin) ist besonders geschützt und darf nicht getötet, ihr Nest nicht eigenmächtig entfernt oder zerstört werden.
Eine Hornisse (hier im Bild eine Königin) ist besonders geschützt und darf nicht getötet, ihr Nest nicht eigenmächtig entfernt oder zerstört werden. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Stichwort Schutz: Im Gegensatz zu oben genannten Wespen verhält es sich bei der Hornisse beispielsweise anders. Die größte europäische Wespe ist besonders geschützt, sie darf nicht getötet, ihr Nest darf nicht in Eigeninitiative entfernt oder zerstört werden. Und: Es muss vorher immer eine Genehmigung von der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt erteilt werden, wenn ein Zusammenleben zwischen Mensch und Hornisse nicht möglich ist.

„Man muss die Leute mit ins Boot holen“, berichtet Kay Kruppa aus seinem Beratungsalltag. Ein Zusammenleben zwischen Mensch und Wespe ist sehr gut möglich, wenn man bestimmte Regeln einhält, etwa Abstand zu den Tieren und Nestern zu halten, die Nester nicht zu erschüttern, die Flugbahn nicht zu kreuzen. Natürlich sei das nicht an allen Stellen möglich, das weiß der Umwelt-Experte auch. Vor allem Aufklärung sei wichtig, so Kruppa, die Menschen für den Artenschutz zu sensibilisieren und diesen verständlich zu machen.

Jeder Fall sei eine Einzelfallentscheidung, weiß Kruppa. Fällt die Entscheidung gegen das Wespen-Volk als Nachbar aus, warnt der Stadtmitarbeiter: „Die Nester selber zu entfernen, davon rate ich den Leuten immer ab. Das sollte man lieber den Experten machen lassen.“ Um den Experten, ergo einen Schädlingsbekämpfer, müssen sich die Betroffenen allerdings selbst bemühen.

Kontakt zur Stadt

Wird ein Wespennest entdeckt und herrscht Unsicherheit, beantworten Kay Kruppa und sein Kollege Frank Schäble alle Fragen rund um das Thema Wespen, Hornissen, Bienen.Kay Kruppa ist telefonisch erreichbar unter 0209/169-4267, auf der Homepage der Stadt unter dem Stichwort „Artenschutz“ gibt es außerdem noch weitere nützliche Infos.

In anderen Städten rechnen Spezialisten schon mit einer Wespen-Plage in diesem Sommer – aufgrund des trockenen Frühjahrs. „Bei den Wespen ist es wirklich jahresabhängig, 2019 gab es eine Wespenplage, da hatten wir zehn bis 20 Anrufe täglich“, erinnert sich Kay Kruppa. Ob das auch in diesem Jahr so eintritt? Eine genaue Prognose kann Kruppa nicht geben, allerdings hätten insgesamt die Anrufe zugenommen. Noch lasse sich aber nicht abschließend bewerten, ob die Menschen eher anrufen oder wirklich mehr Tiere vorkommen.