Mülheim. Das Prague Royal Chamber Orchestra unter seinem Dirigenten Heiko Mathias Förster begeisterte das Mülheimer Publikum mit einem romantischen Abend.
Einen schwelgerisch romantischen Abend – das versprach das Programm des 2. Sinfoniekonzerts, zu dem das Prague Royal Chamber Orchestra in die Stadthalle angereist war. Sein Leiter Heiko Mathias Förster ist in NRW kein Unbekannter, war er doch sieben Jahre lang Leiter der Neuen Westfälischen Philharmonie in Gelsenkirchen.
Nach Stationen in München, Ostrava und Prag gründete er dort 2017 die Prague Royal Philharmonics und das sich daraus zusammensetzende Kammerorchester. Da ist es eine passende Verneigung vor dem tschechischen Komponisten Antonín Dvořàk, mit dessen melodiöser Serenade für Streichorchester zu beginnen. Gleich beim üppig-samtigen Anfang beeindruckt das Orchester mit sattem Streicherklang und schönen dynamischen Kontrasten. Förster wählt ein gezügeltes Tempo, damit auch die Dialoge zwischen den Streichergruppen, die sich die liedhaften böhmischen Melodien untereinander förmlich „zuwerfen“, immer gut nachzuverfolgen sind. Großartig lässt er die musikalischen Steigerungen anschwellen und sanft wieder abklingen.
Die Geigerin Alissa Margulis sprang kurzfristig in Mülheim ein
Hochwasser-Katastrophe- Jazzbands spielen für zwei FamilienDen Mittelpunkt des Konzerts bildet Camille Saint-Saëns, dessen „Havanaise“ und die virtuose „Introduction und Rondo capriccioso“ ein Ausflug ins Virtuose sind: Hierfür konnte kurzfristig die Geigerin Alissa Margulis gewonnen werden, nachdem für die Solistin Tamaki Kawakubo aus Tokyo eine Anreise coronabedingt nicht möglich war. Alissa Margulis stürzte sich temperamentvoll in die „Havanaise“, jenen spanischen Tanz kubanischer Herkunft, dem Tango ein wenig ähnlich, der vor allem von seinen rhythmischen Kontrasten und seinem spanischen Kolorit lebt.
Noch effektvoller Saint-Saëns’ „Introduction und Rondo capriccioso“, ein „Bravourstück“, das der Solistin technisch viel abverlangt: Tempi von langsam und bis rasend, dynamisch voller Gegensätze, im Tonraum von tief bis in höchste Höhen und mit technischen Finessen gespickt. Alissa Margulis meistert ihren Part brillant, wird auch vom Orchester auf Augenhöhe begleitet. Im schönen, ruhigen Kontrast dazu gibt sie eine sangliche Zugabe, die „Salut d’Amour“ von Elgar.
Ausdrucksvoll, lyrisch, mit fröhlichem Schlusspunkt
Mit der bekannten Suite „Aus Holbergs Zeit“ von Edvard Grieg schließt sich der Kreis der romantischen Klangfülle: Ausdrucksvoll, lyrisch, gefühlvoll und mit tänzerisch fröhlichem Schlusspunkt gelingt die Suite wunderschön. Heiko Mathias Förster führt dabei ohne übertriebene Gesten und mit pointiertem Dirigat durch die unterschiedlichen Klangwelten des Abends. Johann Strauß‘ ironisch augenzwinkernde „Pizzicato-Polka“ entließ schließlich das begeisterte Publikum.