Oberhausen. Die Theaterpädagoginnen lassen sich vom Lockdown nicht entmutigen und bieten eine Fülle von Angeboten für Erstklässler wie Abiturienten

Nur den Kleinsten aus den Kindertagesstätten will die Theaterfaktorei noch keinen digitalen Bühnenzauber zumuten. Ansonsten dreht sich bei den vielfältigen Angeboten der Theaterpädagogik am Will-Quadflieg-Platz vieles um Zoom-Konferenzen und Video-Produktionen – notgedrungen. „Die Höhen und Tiefen dieser Spielzeit“ sieht Amira Bhakit als Faktorei-Chefin im Programm gespiegelt. Sie zeigt sich gewappnet, jederzeit von „virtuell“ auf „live und mit Abstand“ umzuschalten. Wenn sich denn der Lockdown lockern sollte.

„Im kleinsten Rahmen“, wie Bhakit vorsichtig formuliert, könnte die Faktorei womöglich schon in der zweiten Februarhälfte wieder einzelne Gäste einladen: „Unsere Formate funktionieren digital so gut wie im Theater.“ Und Praxiserfahrungen mit den diversen Online-Tools sammelten die Macherinnen schließlich bereits seit dem ersten Lockdown vor zehn Monaten. Daher wissen Bhakit und ihre für den Kontakt zu Schulen zuständige Kollegin Anke Weingarte: Schon Grundschüler können mit den Workshops am Bildschirm höchst kreativ ans Werk gehen. Dennoch lautet Weingartes erster Satz am Telefon: „Wir vermissen die Kids so sehr.“ Und sie weiß: „Die Klassen vermissen uns auch.“

Drei neue Filme dringen hinter die Kulissen vor

Für Grundschüler hat Nina Karimi vom Ensemble des Theaters Ausschnitte aus J. M. Barries „Peter Pan“ als Audiodatei gelesen. Schließlich war Florian Fiedlers Inszenierung bisher nur für die Theaterleute selbst als Generalprobe im Großen Haus zu erleben. Doch auch die Stimme der Vorleserin allein dürfte schönste Anregungen geben für den großen Zeichen- und Mal-Wettbewerb, den die Theaterfaktorei ausgerufen hat. Ältere Schüler können dank dreier eigens produzierter Filme hinter die Kulissen vordringen. Ab dem 5. Jahrgang gibt’s das Webinar zur Bühnentechnik, ab dem 7. Jahrgang, speziell für die Fächer Kunst, Gestalten und Darstellen, ein Video zum Bühnenbild. Und ab dem 9. Jahrgang liefert die Faktorei Impulsvorträge für eine Schreibwerkstatt.

Zehntklässler dürfen sich sogar in einen digitalen „Escape-Room“ wagen, inspiriert von Elfriede Jelineks „Prinzessinnendramen“, nach den gefeierten Hörspaziergängen der vorigen Spielzeit. Und für Abiturienten gibt’s ein Video des dramatischen Solos „Die Marquise von O.“ nach Heinrich von Kleist. Ronja Oppelt vom Ensemble hatte zu ihrem großen Auftritt bereits etliche Briefe erhalten – und ausführlich beantwortet.

„Prinzessinnen gesucht!“ für ein Musikvideo

20 Mädchen und Frauen von 13 bis jenseits der 70 wirken bereits mit bei der aktuellen Musikvideo-Produktion unter der Leitung von Romi Domkowsky. Motto: „Prinzessinnen gesucht!“ Die Inspiration für Sarah de Castro als Komponistin und David Camargo als Filmemacher lieferte hier allerdings keine wienerische Suada der Jelinek, sondern der heftig geklickte Clip „Princesses“ von Karimouche und Flavia Coelho. „Was macht Frauen stark?“ – diese Frage soll der neuen Prinzessinnen-Clip beantworten. Engagiert Verbündete fand Romi Domkowsky in dem von Serap Tanis geleiteten Projekt „MuQ - Mütter und Qualifikation" der ZIB-Bildungsoffensive in der Kurbel.

So bunt und kreativ geht’s weiter im Programm der Theaterfaktorei. Amira Bhakit verweist auf Formate, die hoch speziell erscheinen – und doch bei ihrem Debüt in der vorigen Spielzeit flugs ausgebucht waren: Das gilt für die im kommenden Monat wieder aufgelegten „Silent Poetry Sessions“ für Gehörlose. Es gilt für die „Nerd Nights“, die so grundsympathisch Spezialinteressen einem nicht spezialisierten Publikum nahebringen: Digital sind sie so erfolgreich wie im intimen Ambiente des Theater-„Pools“.

Und auch für die Osterferien ist längst vorgesorgt: Die „Medienmonster“ aus Essen laden ein, Shari Asha Crossons Inszenierung von „Mermaids“ für ein Publikum ab vier Jahren in ein märchenhaftes Videospiel zu verwandeln.

"Supergute Bücher" und mehr aus der mobilen Faktorei

Wenn Kindertagesstätten und Schulen zwar wieder geöffnet sind, aber vorerst wegen der Anfahrt den Weg ins Theater scheuen, bietet die Faktorei mobile Produktionen und Lesungen an - etwa aus der Reihe "Supergute Bücher". Kontakt über Anke Weingarte  weingarte@theater-oberhausen.de.

Für die anderen Angebote der Faktorei gibt's die Kontaktadresse theaterfaktorei@theater-oberhausen.de