Mülheim. Verschmutzung öffentlicher Flächen durch Hundekot ist in Mülheim ein echtes Problem. Ab sofort gibt es deshalb die Hundestreife. Zwei geschulte Außendienstmitarbeiter des Ordnungsamtes verbergen sich zunächst dahinter, die kontrollieren und Fehlverhalten umgehend ahnden werden.
Vorsicht, es wird kurz ekelig! In ihrer Not hatten Anwohner am Goetheplatz in der Grünanlage all den gefrorenen Hundekot eingesammelt, aufgehäuft und mit der Botschaft an die Hundehalter versehen, dass hier auch Kinder gerne den Platz nutzen würden. Ein ungewöhnlicher Appell. Ein krasses Beispiel von Verdreckung, nennt es die Leiterin des Grünflächenamtes Sylvia Waage und kann den Unmut am Goetheplatz und anderswo verstehen. Die Verschmutzung mit Hundekot sei stellenweise „echt heftig“.
Die Stadt reagiert: Ab sofort gibt es die Hundestreife. Zwei geschulte Außendienstmitarbeiter des Ordnungsamtes verbergen sich zunächst dahinter, die kontrollieren und Fehlverhalten umgehend ahnden werden. Wer seinen Hund unangeleint laufen lässt, wo er es nicht darf, zahlt; wer den Hundekot nicht wegräumt, zahlt; wer ohne Hundemarke unterwegs ist, zahlt.
Ordnungsamt hat es nicht leicht
Dabei wird Mülheim günstiger sein als andere Kommunen, die gleich zum Bußgeld schreiten. „Wir bleiben zunächst bei Verwarnungen zwischen 10 und 35 Euro – und hoffen auf Einsicht“, sagt der stellvertretende Leiter des Ordnungsamtes, Bernd Otto, der auch den Verwaltungsaufwand möglichst klein halten möchte.
Das Ordnungsamt der Stadt hat es ohnehin nicht leicht. Die Streife ist eine zusätzliche und Otto weiß, wenn er all den Wünschen und Forderungen aus Politik und Bevölkerung nachkommen würde, er müsste ein Vielfaches an Personal auf die Straßen schicken. Doch das Personal gibt es nicht, das Geld erst recht nicht. Auch die Hundestreife wird so eingerichtet, dass sie unterm Strich der Stadt keine höheren zusätzlichen Kosten verursacht.
Forderungen seien nicht zu erfüllen gewesen
Ob bei unvernünftigen Hundehaltern, bei Belästigungen durch alkoholisierte Personen, bei Verschmutzungen jeglichen Art, bei Vandalismus im öffentlichen Raum, bei Vermüllung der Wohnviertel, bei Missachtung des Landschaftsschutzes, bei Falschparkern, bei Geschwindigkeitsübertretungen – die Erwartungen nach konsequenter Durchsetzung der bestehenden Normen und Gesetze haben spürbar zugenommen, und das tags wie nachts, in der Woche und wie an Wochenenden, in der Innenstadt wie in den Stadtteilen.
Nicht annähernd seien diese Forderungen bisher zu erfüllen gewesen, heißt es bei der Stadt. Otto weist darauf hin, dass diese Aufgaben auch juristisch alles andere als leicht zu handhaben sind. Im Rahmen des Projekts „Für mehr Sicherheit“ hat die Kommune zumindest punktuell mit höheren Kräfteeinsatz reagieren können, etwa bei den Geschwindigkeitskontrollen.
Kontrollen bisher eher Ausnahme
Auch die Kontrollen von Grünanlagen und Spielplätzen, wie sie jetzt durch die Hundestreife erfolgen werden, seien bisher eher eine große Ausnahme gewesen. Was das Zweier-Team künftig bewirkt, will die Stadt nach einem Jahr auswerten. Klar ist: Bei 40 Grün- und Parkanlagen und 108 Spielplätzen wird auch künftig vieles ungeahndet bleiben. Aber jederzeit, so die Warnung, sei mit einem wachsamen Auge zu rechnen. Den Vorschlag der Stadtverwaltung, über das Projekt „Bürgerarbeit“ zusätzliche Stellen für diese Kontrollen zu schaffen, wurde von der Politik abgelehnt.
Ordnungs- und Rechtsdezernent Dr. Frank Steinfort wünschte sich in der Bevölkerung eine größere niedrigschwellige Zivilcourage. „Bei Verstößen gegen Regeln der niedrigen Art stellen wir fest, dass viele untätig sind, obwohl sie sich darüber ärgern.“ Dies auch an Ort und Stelle offen anzuprangern, werde als Denunziantentum aufgefasst, da werde lieber nach dem Staat und damit nach der Stadt gerufen, die es regeln sollen, so Steinfort. Doch mit Denunziantentum hat das aus seiner Sicht nichts zu tun. „Die Bürger haben selbst mehr Macht, als sie denken“, sagt der Dezernent und plädiert dafür, Verstöße vermehrt zu melden, Täterhinweise zu geben und auch die Polizei zu rufen.