In Speldorf entsteht eine der größten Kletterhallen in der Region. Zum Austoben und Austesten der eigenen Grenzen. In Bochum konnten wir vorab zur Probe Klettern.
Der bunte Griff scheint winzig klein zu sein. Mit aller Kraft klammere ich mich an den Stein in der steilen Wand. Und schaffe es gerade noch, mich hochzuziehen. Mein erstes Erfolgserlebnis an der Kletterwand – dennoch beruhigt das Wissen, dass ich nicht ins Leere fallen kann.
Denn einige Meter unter mir steht Guido Krautkrämer, mein Trainer für die Probestunde und Geschäftsführer der Neoliet Gmbh Mülheim, die zur Zeit an der Ruhrorter Straße die erste Kletterhalle der Stadt baut. Betonpfeiler ragen dort hoch in den Himmel, auch die Wände stehen schon, das Dach soll bald folgen.
19 Meter hohe Wände
Offiziell wird der Name der GmbH erst in etwa einem Jahr. Dann, so plant Krautkrämer, soll der Park mit 2700 Quadratmetern Kletterfläche und 19 Meter hohen Wänden in Speldorf öffnen. „Wir üben ja schon länger dafür”, sagt der 35-jährige Kletterer grinsend.
Denn seine erste Halle läuft in Bochum seit vier Jahren gut. Seit etwa einem halben Jahr baut der gebürtige Essener nun an der Ruhrorter Straße – und lässt mich in Bochum schon einmal testen, was demnächst auf die Mülheimer zukommt: eine der größten Kletterhallen Deutschlands und eine von wenigen im Ruhrgebiet.
Bei diesem Test hänge ich, nachdem ich die „Anfängerwand” so gut überstanden habe, auf der nächsten Stufe ziemlich schnell in den Seilen. „Nein!”, ruft Guido Krautkrämer. „Nimm den blauen!” Gequält blicke ich über die Schulter nach unten, mit einer Hand schon hilflos in der Luft rudernd. Und „den blauen” finde ich in dieser ausweglosen Situation nun leider doch nicht. Und baumle Sekunden später am Sicherungsseil in der Luft. Mein Trainer grinst schon wieder. „Das üben wir wohl lieber noch mal.”
Gut, dass es bei Neoliet Wände für alle gibt, vom blutigen Anfänger bis zum Könner, der keinen Trainer mehr braucht – Hauptsache, er hat einen Partner, der ihn sichert. In Mülheim wird die reine Kletterfläche sogar noch etwas größer sein und das Außengelände besser ausgebaut als in Bochum.
Guido Krautkrämer führt seine GmbH seit dem Jahr 2005 mit Ehefrau Anke. Während der Öffnungszeiten von 10 bis 22 bzw. 22.30 Uhr ist seine erste Halle stets gut besucht – mit diesem Erfolg rechnet er auch in Mülheim.
Idealer Standort
„Es gibt im gesamten Ruhrgebiet bisher nur zwei große Hallen”, erklärt er. „Unsere und eine in Dortmund.” Mülheim sei als zweiter Standort für Neoliet ideal. „Damit haben wir eine gute Verteilung der Angebote, durch die Autobahnen gut zu erreichen.” Die Lage am Kreuz Kaiserberg ist für das Ehepaar ein echter Glücksgriff – und die Begeisterung kommt von beiden Seiten.
„Wir freuen uns schon sehr auf die neue Halle”, sagt Wilfried Verburg, bei der Mülheim & Business GmbH zuständig für Unternehmensansiedlungen. Die Fläche an der Ruhrorter Straße lag lange Zeit brach. Zwar ist die „erste Reihe” der Gewerbeflächen seit einigen Jahren unter anderem mit dem Autohaus Philipp, Hofer und der LVQ besetzt.
Bisher ließ sich jedoch kein Käufer finden, der, so erklärt Verburg, auch an Flächen interessiert war, die man „nicht auf den ersten Blick sieht.” Bei der Kletterhalle ist das ganz anders, Krautkrämer freut sich über die direkte Anbindung ans Landschaftsschutzgebiet. Nun bleiben laut Wilfried Verburg nun noch 5000 Quadratmeter unbesetzt. „Jetzt, wo bei den Neubauten einmal ein Anfang geschafft ist, sind wir optimistisch.”
Auch die Kletterer mussten ihren Glückgriff lange Zeit suchen. Und gaben den Plan, ein geeignetes Gebäude wie in Bochum zu finden, irgendwann auf. Guido Krautkrämer entschied schließlich, neu zu bauen. Nur so könne es in Zukunft auch in Mülheim Angebote für alle Klettertypen geben. Angebote zum Abschalten, Austoben und Austesten der eigenen Grenzen.
All dies, in genau dieser Kombination, mache nun auch ich wieder – und hänge mich zurück an die Wand. Zur Zeit noch in Bochum und im Anfängerbereich mit extra vielen Griffen. Doch bald kann ich mein Training ja ausweiten – und Speldorf aus ganz neuen Höhen betrachten.