Gelsenkirchen. Die Stadttochter GGW weitet ihren Wohnungsbestand aus und übernimmt mehrheitlich die GfW. Geschäftsführer: „Eine gute Nachricht für Rotthausen.“

Die GGW, die Gelsenkirchener Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft mbH, plant die größte Übernahme ihrer 71-jährigen Geschichte. Nach WAZ-Informationen wird sie die Mehrheit an der Gesellschaft für Wohnungsbau GfW übernehmen. Das Unternehmen mit Sitz in Rotthausen ist bereits seit 1926 im Wohnungsbau tätig und übernahm 1996 die gesamten Wohnungen der Dahlbusch AG. Nun wird der Immobilienbestand der GGW auf einen Schlag um rund 1300 Wohneinheiten wachsen. Lesen sie auch:Trotz Corona Rekordjahr für die GGW

Kauf wird im Rat Thema für Gelsenkirchener Stadtverordnete

Die Stadt Gelsenkirchen ist 100-prozentige Gesellschafterin der GGW. Im nichtöffentlichen Teil der Ratssitzung am Donnerstag soll das Geschäft der Stadttochter kurzfristig in die Tagesordnung aufgenommen werden. Der Aufsichtsrat hat es bereits vergangenen Freitag abgesegnet. In Kürze soll der Kaufvertrag beurkundet werden. Auf Nachfrage der Redaktion bestätigt GGW-Geschäftsführer Harald Förster den Kauf. Er ist überzeugt: „Für über 2500 Rotthauser ist das eine gute Nachricht. Ich bin stolz, dass wir das Ding über die Bühne kriegen.“

Im Süden Gelsenkirchens hat die GGW bislang nur 4,8 Prozent ihres Wohnungsbestands

Als „Partner für angenehmes Wohnen in Rotthausen“ wirbt die GfW für sich. Ihren Sitz hat sie am Grüner Weg 1. Wohnungen mit 2,5 bis 3,5 Räumen gehören überwiegend zum Bestand, um die 100 Wohnungen sind bislang seniorengerecht ausgebaut. Zum Vergleich: Die GGW bewirtschaftete Ende 2020 insgesamt 4975 Wohn- und 81 Gewerbeeinheiten sowie neun Kindergärten, 632 Wohnungen waren bereits barrierearm. Den Leerstand gibt die GGW mit 3,7 Prozent an, lediglich 2,4 Prozent davon waren nachfragebedingt. Bei der GfW scheint diese Quote deutlich höher zu sein. Auch hat sich das Unternehmen in der Vergangenheit von mehreren Immobilien getrennt, die finanzielle Lage hat sich offenbar in den vergangenen Jahren nicht optimal entwickelt.

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In den Stadtteilen Neustadt, Rotthausen und Ückendorf hat die GGW bislang lediglich 239 Wohnungen – das sind gerade einmal 4,8 Prozent des Gesamtbestands. Die Gewichtung wird sich mit der Übernahme der GfW-Mehrheit deutlich verändern. Neben der Errichtung und Bewirtschaftung von Mietwohnungen verfolgt die Gelsenkirchener Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft mit zahlreichen Bau-Projekten auch städtebauliche Akzente, versteht sich ein Stück weit als Stadtteil-Reparateur in Diensten der Stadt und Spezialist für die schwierigen Fälle. Dieses Ziel streben Kommune und GGW nun auch verstärkt in Rotthausen an. Förster: „Wir hoffen, dort in Zukunft besser agieren zu können.“

Wilhelm Tax prägte über Jahrzehnte die GfW-Entwicklung und gründete eine Stiftung

Wilhelm Tax mit einem der drei Originale der Dahlbusch-Bombe in der GfW-Zentrale. Das Rettungsgerät hatte der Gelsenkirchener mitentwickelt, als Ingenieur berechnete er die Zielbohrung für die Bergung der 1955 verschütteten Bergleute.
Wilhelm Tax mit einem der drei Originale der Dahlbusch-Bombe in der GfW-Zentrale. Das Rettungsgerät hatte der Gelsenkirchener mitentwickelt, als Ingenieur berechnete er die Zielbohrung für die Bergung der 1955 verschütteten Bergleute. © Unbekannt | RAG

Ein Drittel der GfW ist im Besitz einer Stiftung. Sie wird wie wohl auch die Geschäftsstelle ihren Sitz am Grüner Weg behalten. Die Gesellschaft für Wohnungsbau und die Stiftung sind fest mit dem Namen Wilhelm Tax verbunden, der im März 2021 mit 97 Jahren starb. Lesen Sie auch:Ein Vater der Dahlbusch-Bombe erzählt aus seinem Leben

Der Vermessungsingenieur und langjährige Geschäftsführer der GFW gilt als Miterfinder der sogenannten Dahlbusch-Bombe, mit der 1955 mehrere verschüttete Bergleute nach einem Grubenunglück gerettet wurden. Hochbetagt war Tax noch in die Geschäftsführung der Gesellschaft eingebunden. 2018 gründete der kinderlos gebliebene Rotthauser die Wilhelm-Tax-Stiftung, die sich ,nun unter der Leitung seines Patensohnes um die Förderung der Altenhilfe, des Brauchtums sowie der Kinder- und Jugendhilfe widmet.