Menden/Berlin. In einer großangelegten Aktion geht die Polizei gegen die Rockergruppe Bandidos vor. 86 Clubhäuser und Wohnungen in NRW werden durchsucht.
Unter Federführung des Bundes-Innenministeriums liefen am Donnerstagmorgen (1. Juli) Durchsuchungen in Clubhäusern und in Privatwohnungen von Bandidos-Mitgliedern in ganz Nordrhein-Westfalen. Polizisten brachen bei der Razzia unter anderem das Clubhaus des MC Menden Hillside am Bräukerweg in Menden auf und stellten Gegenstände sicher. Die für NRW federführende Dortmunder Polizei und das Bundes-Innenministerium bestätigen auf Nachfrage die Durchsuchung von insgesamt 86 Objekten in ganz NRW. Es hatte zuletzt bereits ähnliche Aktionen gegeben.
Es handele sich um „vereinsrechtliche Ermittlungen“ gegen die Rocker, sagt der Dortmunder Polizeisprecher Oliver Peiler. Hintergrund der Aktion: Es bestehe der dringende Verdacht, dass Zweck und Tätigkeit des Vereins den Strafgesetzen zuwiderlaufen. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) äußerte sich am Mittag kurz in einer via Twitter verbreiteten Stellungnahme: „Bund und Länder zeigen mit den heutigen Maßnahmen einmal mehr, dass wir mit allen Mitteln des Rechtsstaats gemeinsam entschieden und konsequent gegen jede Form der Kriminalität vorgehen.“ Das Innenministerium sprach von „störungsfreien“ Durchsuchungen.
+++ Hintergrund: So sieht es im Clubhaus der Bandidos in Menden aus +++
86 Objekte der Bandidos in NRW durchsucht, auch Privatwohnung in Menden
Tatsächlich verliefen viele Teilaktionen der Razzia weitestgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit. Augenzeugen beschreiben, wie zwar kurzzeitig spektakulär das Clubhaus der Bandidos am Bräukerweg in Menden gestürmt wurde. Kurz darauf war außer zwei Polizeifahrzeugen vor dem Fachwerkhaus auf dem Gelände eines Bauernhofs nichts mehr zu sehen. Auch die Durchsuchung eines Privatobjektes im Wohngebiet am Margueritenweg im Stadtteil Platte Heide verlief weitestgehend geräuschlos.
Die durchsuchten Objekte befinden sich laut Polizei unter anderem in Wuppertal, Hagen, Dortmund, Bochum, Duisburg, Gelsenkirchen, Herne und Xanten. An der Aktion seien Bundespolizei und die Länderpolizei in NRW, Niedersachsen, Hessen und Thüringen beteiligt. Das Innenministerium NRW hatte erst im April in Hagen mehrere Bandidos-Gruppen verboten. Insgesamt waren laut einer Mitteilung des Bundesinnenministeriums knapp 1.800 Beamte des Bundes und der fünf Bundesländer für den Vollzug der Maßnahme eingesetzt. Dabei wurden insgesamt 104 Objekte durchsucht, davon 86 in Nordrhein-Westfalen.
Ziel der Aktion: Bandidos MC Federation West Central
Details zu den Durchsuchungen sind noch unklar. Das Bundesinnenministerium teilte am Mittag mit: „Bislang wurden unter anderem Waffen, Munition und Bargeld sichergestellt sowie Zeugenvernehmungen durchgeführt.“ Die Aktion richtete sich konkret gegen die „Bandidos MC Federation West Central“, eine Unterorganisation des „BMC Federation Europe“.
Das Innenministerium zitiert den offiziell angegebenen Vereinszweck, nämlich „die Förderung des gemeinsamen Motorradfahrens und Veranstaltung von Events“. Es heißt: „Tatsächlich strebt der Verein einen territorialen und finanziellen Machtzuwachs gegenüber konkurrierenden rockerähnlichen Gruppierungen an und setzt entsprechende Ansprüche auch mit Gewalt durch.“ Ob die Aktion in einem weiteren Verbot von Bandidos-Gruppierungen oder der MC Federation West Central mündet, ist offen.