Oberhausen. Die Mitarbeiter der Hospiz-Dienste haben viel für die Menschen der Stadt getan. Dafür verwirklichen etliche Oberhausener ihnen jetzt diesen Traum.

Mitten ins Leben: Das Hospiz-Zentrum öffnet in rund zwei Wochen seine Türen an zentraler Stelle in Osterfeld. Die letzten Vorarbeiten laufen. Die alten Bodenfliesen sind bereits auf Hochglanz poliert. Eines der ungewöhnlichsten Projekte in Oberhausen steht damit kurz vor der Vollendung. Gelungen ist dies, weil sich so viele begeistern ließen.

Worauf Krankenhaus- und Altenheimträger noch immer hoffen, hat die Hospiz-Arbeit geschafft: Sie hat sich Anerkennung in der Stadtgesellschaft erarbeitet. Die Stellen etwa im stationären Hospiz St. Vinzenz Pallotti sind begehrt. „Wir haben immer vier bis fünf Bewerbungen von Pflegefachkräften in der Schublade, auf die wir bei Bedarf zurückgreifen können“, erzählt Hospiz-Leiter Paul Hüster. Rund 20 hauptberufliche Pflegekräfte sind dort beschäftigt. Allesamt verfügen über eine Palliativ-Care-Zusatzausbildung. Mehr Geld als im Krankenhaus erhalten sie jedoch nicht.

Am Sterbebett die Hand halten und zuhören

Im Juli 2020 stand die Planung: (v.l.) Paul Hüster, Leiter der Hospizdienste Oberhausen gGmbH, Heike Sieben (Möwennest), Wolfgang Heitzer, Horst Kalthoff und Jörg Bischoff (alle drei „Oberhausen hilft“) stellten damals vor dem ehemaligen Jugendheim an der Vikariestraße in Oberhausen-Osterfeld den Plan für das neue Hospiz-Zentrum vor.
Im Juli 2020 stand die Planung: (v.l.) Paul Hüster, Leiter der Hospizdienste Oberhausen gGmbH, Heike Sieben (Möwennest), Wolfgang Heitzer, Horst Kalthoff und Jörg Bischoff (alle drei „Oberhausen hilft“) stellten damals vor dem ehemaligen Jugendheim an der Vikariestraße in Oberhausen-Osterfeld den Plan für das neue Hospiz-Zentrum vor. © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz

Dank eines besseren Stellenschlüssels haben sie aber mehr Zeit für ihre Patienten. Wie oft hat Hüster von den Bewerberinnen und Bewerbern diese Worte gehört: „Genau dafür bin ich Krankenschwester, bin ich Pfleger geworden.“ Dafür? „Ja, dafür, auch mal in Ruhe ein Angehörigen-Gespräch führen zu können oder sich zu den Menschen ans Sterbebett zu setzen, die Hand zu halten und zuzuhören.“ Und damit eben viel mehr leisten zu dürfen als „satt und sauber“.

„Es bewerben sich viele bei uns, die vorher jahrelang in einem Krankenhaus oder einem Altenheim gearbeitet haben und jetzt das Handtuch schmeißen, weil sie die ständige Hektik und Überlastung nicht mehr aushalten.“ Hüster meint: „Wäre es gelungen, diese Menschen durch bessere Arbeitsbedingungen zu halten, gäbe es gar keinen Pflegemangel, weder in Oberhausen noch sonst wo.“ Gerade die Corona-Pandemie habe wie ein Brennglas deutlich offengelegt, woran es eigentlich fehle: „Menschlichkeit.“

Mit dem Ambulanten Hospiz Oberhausen e.V.

Die Hospiz- und Palliativ-Akademie betreibt die Christliche Hospize Oberhausen gGmbH künftig gemeinsam mit dem Ambulanten Hospiz Oberhausen e.V.Paul Hüster, Theologe und jetziger Leiter des stationären Hospizes St. Vinzenz Pallotti, wird in der neuen Gesellschaft die Leitung aller Hospizdienste der gGmbH übernehmen.

Zum 1. Mai versammeln sich das neue Hospiz-Zentrum, das stationäre Hospiz und das ambulante Hospiz St. Vinzenz Pallotti sowie der Kinder- und Jugendhospizdienst Möwennest unter dem Dach der Christlichen Hospize Oberhausen gGmbH. Allesamt sind auf Spenden angewiesen. Fast 70.000 Euro muss allein für das stationäre Hospiz alljährlich zusammenkommen. „Die anderen Einrichtungen sind prozentual gesehen sogar noch mehr auf Spenden angewiesen“, sagt Hüster. Seit etwa 20 Jahren aber läuft das in Oberhausen bereits rund. Mehr noch.

150.000 Euro allein durch Spenden finanziert

Mit der baldigen Eröffnung des Hospiz-Zentrums geht nun auch ein Herzenswunsch der damaligen ambulanten Hospizleiterin, Bernadette Berger, und des Fördervereinsvorsitzenden von St. Vinzenz Pallotti, Wilfried Lanfermann, in Erfüllung. Horst Kalthoff, Technischer Leiter des gemeinnützigen Vereins Oberhausen hilft, hatte spontan seine Unterstützung zugesagt. Damit war der Durchbruch geschafft. Denn es gelang ihm, unzählige Handwerksfirmen ins Boot zu holen. Und so entstand in den Räumen des alten Cafés der Pankratius-Gemeinde in Osterfeld an der Vikariestraße 2 nach und nach das neue Zentrum mit Akademie.

Der Gesamtwert der Umbaumaßnahme beträgt 240.000 Euro. „Durch das große Engagement der Oberhausener Handwerker konnten diese Kosten auf 150.000 Euro reduziert werden“, sagt Wolfgang Heitzer von „Oberhausen hilft“. Finanziert wurde auch diese Restsumme durch Spenden. Der Hospizförderverein brachte 100.000 Euro auf und „Oberhausen hilft“ übernahm die letzten 50.000 Euro.

Die grundsanierten hellen Räume des Zentrums werden zukünftig als Seminar-, Begegnungs- und Büroräume genutzt. Natürlich wurden bei der Sanierung der 160 Quadratmeter auch behindertengerechte Toiletten- und Duschmöglichkeiten geschaffen. Einen speziellen Zugang für Rollstuhlfahrer gibt es ebenfalls – an der Seite des Gebäudes. „Die Seminarräume können Betroffene und ihre Familien für Begegnungen, Gespräche und Beratungen mit dem Hospiz-Fachpersonal nutzen“, freut sich Hüster. Langfristig würden im Rahmen der Akademie nun auch Ehrenamtliche geschult und Fortbildungen für Pflegefachkräfte angeboten.

Die Mitarbeiter der Hospiz-Dienste haben viel für die Menschen in Oberhausen getan – viele davon dankten es ihnen jetzt auch mit dieser außergewöhnlichen Hilfs- und Spendenbereitschaft.