Zahl der Spender im Gelsenkirchener Blutspendezentrum drastisch zurückgegangen. Hospitäler kommen nur wegen verschobener OPs über die Runden.
Die Alarmsirenen heulen in ohrenbetäubender Lautstärke: Wie das Blutspendezentrum Gelsenkirchen mitteilt, ist die Zahl der Spender in den vergangenen Wochen noch einmal drastisch zurückgegangen. Nur noch 507 Vollblutspenden registrierte die Einrichtung im Februar 2021. Das waren deutlich weniger als etwa im Vergleichsmonat 2019, als noch keine Corona-Pandemie herrschte. Damals waren es 598.
„Seit dem neuerlichen Lockdown ist in der Fußgängerzone auf der Bahnhofstraße einfach deutlich weniger Publikumsverkehr unterwegs. Und diese fehlende Besucherfrequenz wirkt sich auch unmittelbar auf unsere Spenderzahl aus“, klagt Brigitte Dingermann, die Sprecherin der BZD Gesellschaft für Transfusionsmedizin mit Sitz in Duisburg, die auch für das Gelsenkirchener Blutspendezentrum verantwortlich ist.
Vorräte an Blutspenden im Depot sind bedrohlich zusammengeschrumpft
Das sich seit Pandemiebeginn abzeichnende Drama habe sich, so Dingermann, ab November 2020 nochmals verschärft. Die fehlende Spendebereitschaft hätte auch unmittelbare Auswirkungen auf den Vorrat im Depot. Dort in Duisburg schlummern auch jene Blutreserven, die in Gelsenkirchen abgezapft wurden. „Mit 300 Spenden im Deport können wir normalerweise gut leben, um die 500 wären richtig gut. Am Dienstag vergangener Woche lagen aber nur noch genau 57 darin“, nennt Dingermann alarmierende Zahlen.
Allein bei einer schweren OP eines Unfallopfers könnten schon 20 Blutreserven benötigt werden. Es droht also in Windeseile ein akuter Notstand. „Wir können zum Teil die Kliniken nicht mehr beliefern. Das ganze funktioniert im Moment nur, weil in den Krankenhäusern Operationen verschoben werden“, stellt die Sprecherin klar.
Auch die Zahl der Erstspender war in Gelsenkirchen rückläufig
Daher ruft das zwölfköpfige Team des hiesigen Blutspendezentrums nicht nur alle Stammspender auf, einen Aderlass vornehmen zu lassen, sondern auch jener Bürgerinnen und Bürger, die schon lange nicht mehr oder noch nie mitgeholfen haben. Das Alarmierende: Auch die Zahl der Neuspender ist seit Jahren rückläufig. Konnten an der Bahnhofstraße im Februar 2019 noch 77 „Erstlinge“ gepikst werden, waren es im Jahr darauf noch 53 und im Februar 2021 sogar nur 42. „Nur mithilfe von deutlich mehr freiwilligen Lebensrettern können wir die im Lockdown entstandenen Engpässe an Blut- und Plasmakonserven wieder beseitigen“, so Dingermann.
„Wir werben nun auch verstärkt über die sozialen Medien, um ein jüngeres Publikum von der Wichtigkeit einer Blutspende zu überzeugen“, sagt die BZD-Sprecherin. Die Infostände in der Fußgängerzone sowie Infoveranstaltungen bei Firmen und Vereinen, die wegen der Corona-Auflagen derzeit nicht stattfinden können, würden enorm fehlen. „Wir wollen und müssen schnellstmöglich wieder deutlich sichtbarer in der Öffentlichkeit werden“, so Dingermann. Hilfreich wäre es zudem, wenn Politiker bei der Auflistung aller geöffneten Einrichtungen auch einmal die Blutspendezentren erwähnen würden. „Ganz viele Leute sind verwundert, wenn sie hören, dass wir nach wie vor geöffnet haben.“
Das Team leistet den Mehraufwand auch ohne personelle Verstärkung
Das Blutspenden im Zentrum sei übrigens auch in Corona-Zeiten absolut sicher, betont Dingermann. Im ganzen Haus gelte eine Maskenpflicht. Schon vor dem Betreten der Räumlichkeiten werde die Temperatur gemessen. „Und wir putzen und desinfizieren alles viel öfter als üblicherweise“, so die Sprecherin. Und diesen Mehraufwand leiste das engagierte Team ohne jede personelle Verstärkung.
Alle Informationen zur Blutspende wie Öffnungszeiten sind im Internet zu finden unter: www.blutspendezentren.de.