Oberhausen. Nachdem ein 13-Jähriger seine Lehrerin angegriffen hat, stehen auch die Schüler der Gesamtschule Osterfeld unter Schock. Ein Erklärungsversuch.

Die Attacke auf eine Lehrerin an der Gesamtschule Osterfeld hat nicht nur Pädagogen und Politiker in Oberhausen bestürzt. Ein 13-jähriger Sechstklässler knallte die 38-Jährige mit dem Rücken gegen die Tafel, verletzte sie dabei an Kopf und Arm und soll auch ihr Kleid zerrissen haben. Von der Gewalt gegen Lehrerinnen und Lehrer als einem „wachsenden Problem“ sprach danach das Oberhausener Schulausschuss-Mitglied Angelika Glauch (Linke). Während Schuldezernent Jürgen Schmidt versicherte, dass es sich um einen absoluten Einzelfall handele. Auch bei den Schülerinnen und Schülern selbst ist der Vorfall an ihrer Schule, der wie inzwischen bekannt geworden ist, längst nicht der einzige war, ein großes Thema. Hier berichtet ein junger Mann, der die dortige Oberstufe besucht, von seinem persönlichen Eindruck. Seinen Namen möchte er lieber geheimhalten.

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„Wir waren alle total geschockt, als wir gehört haben, was da passiert ist. In der Oberstufe sind alle sehr respektvoll den Lehrern gegenüber, wir halten ihnen zum Beispiel die Türen auf. So ein Verhalten, das gibt es nur in der fünften und sechsten Klasse, das ist sonst nicht so an unserer Schule. Wir haben zwar viele Schüler und es kann sein, dass dadurch auch mehr passiert, aber auch für uns ist es neu, dass es so schlimm ist. Das war noch nie so. Ich denke, dass es durch Corona gekommen ist. Zwei Jahre lang waren die Kinder zu Hause und hatten keine sozialen Kontakte. Jetzt sind sie wieder in der Schule und total überfordert.

Attackierte Lehrerin ist „ein Herzensmensch“

Ich kenne die Lehrerin, der das passiert ist. Sie ist ultralieb und ein Herzensmensch. Es kann nicht an ihr liegen. Wir haben im Unterricht darüber gesprochen und darüber, dass so ein Verhalten gar nicht geht. Das kann so nicht weitergehen. Wir brauchen auf jeden Fall kleinere Klassen, das wäre weniger Stress für die Kinder, und mehr Schulsozialarbeiter. Die könnten sich dann mit den Schülern auseinandersetzen, die vielleicht sonst niemanden haben, mit dem sie sprechen können.

Der Ruf unserer Schule war nie der beste, aber so schlimm war es nicht. Es wird nie so heiß gegessen wie gekocht wird. Erst nach Corona ist das asoziale Verhalten explodiert. Wenn aber jetzt Leute sagen, dass es damit zusammenhängt, dass es bei uns Schüler aus allen Schichten und Kulturen gibt, dann ist das falsch. Gerade das ist ja etwas, was mir so gut gefällt an der Gesamtschule. Es ist viel realitätsnäher und man erweitert seinen Horizont.“