Oberhausen. Kunstrasenplätze sondern Mikroplastik ab. Das belegt eine Studie des Oberhausener Instituts Fraunhofer Umsicht. Diese Schlüsse ziehen Forscher.

Rund 50 Tonnen Mikroplastik gelangen Jahr für Jahr auf recht ungewöhnlichem Weg in die Oberhausener Umwelt: Sportplätze mit Kunstrasen dürften als Quelle für die besonders umweltschädlichen Kunststoff-Kleinstteilchen bislang wenig bekannt sein. Doch Wissenschaftler des Oberhausener Forschungsinstituts Fraunhofer Umsicht haben es in einer Studie nun nachgewiesen: Rund 3,15 Tonnen Kunststoffemissionen sondert ein Kunstrasenplatz im Schnitt pro Jahr ab. Oberhausen hat derer 16.

Fast anderthalb Jahre lang hat sich das Forscher-Team mit dem Thema auseinandergesetzt. 19 Kunstrasenplätze in Deutschland und der Schweiz haben sie unter die Lupe genommen. Sie haben Proben genommen, den Spielbetrieb und das Umfeld der Plätze analysiert, Berechnungen angestellt und ihre Beobachtungen und Ergebnisse dokumentiert. Die Studie liegt nun druckfrisch vor.

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Kunstrasen besteht aus mehreren Schichten. Zuunterst findet sich meist wasserdurchlässiger Asphalt, sogenannter Drainasphalt. Neben den eigentlichen Kunstrasen-Fasern werden darauf verschiedene „Infills“ verfüllt, die unter anderem aus Altreifengranulat, Schaum aus Polyethylen oder auch Propylen-Kautschuk bestehen. Mit anderen Worten: aus jeder Menge Kunststoff-Granulat.

Mikroplastik vom Sportplatz in Gewässern nachgewiesen

Diese sogenannten „Infills“ müssen von Zeit zu Zeit nachgefüllt werden. Bislang ging man davon aus, dass sich das meiste Granulat festtritt, es dadurch kompakter wird, das Volumen abnimmt – und die Menge durch das Nachbefüllen auf dem Platz folglich zunimmt. Die Oberhausener Forscher haben anderes belegt: „Wir haben gezeigt, dass das Granulat in großen Mengen verloren geht“, sagt Jürgen Bertling, einer der Autoren der Studie. Die Forscher haben es auf den Flächen rund um die Sportplätze nachgewiesen, in den Entwässerungsleitungen, in den Büschen ringsum und sogar in Dachrinnen angrenzender Garagen.

Dabei gibt es umweltfreundlichere Alternativen, wie aus der Oberhausener Studie hervorgeht. Aber: Sie entsprechen leider nicht der deutschen Norm und sind auch vom Weltfußballverband Fifa nicht für den Wettbewerb zugelassen. Dazu zählen etwa spezielle Shockpads, die zur Dämpfung eingesetzt werden, ohne Asphaltschicht, sowie unverfüllte Plätze. Auch natürliche Materialien zur Füllung können zum Einsatz kommen, etwa Kork.

Natur- oder Kunstrasen: auch eine Kostenfrage

Von den 41 Sportplätzen in Oberhausen sind 16 mit einem Kunstrasen ausgestattet. So listet es die Stadt auf ihrer Internetseite auf. Mit einem Anteil von knapp 40 Prozent ist die Dichte an Kunstrasenplätzen hier damit besonders hoch. Das Forscherteam von Fraunhofer Umsicht hat berechnet, dass deutschlandweit der Anteil von Kunstrasenplätzen bei rund 20 Prozent liegt.Bei finanziell schwachen Städten wie Oberhausen dürften die Kosten eine große Rolle bei der Entscheidung für oder gegen einen Kunstrasen spielen. Auch dies wird in der Fraunhofer-Studie deutlich: Bei den Gesamtkosten pro Nutzungsstunde ist der Kunstrasen deutlich günstiger als Natur- und Hybridrasen, einem mit künstlichen Fasern verstärkten Naturrasen.

Grundsätzlich, so das Fazit der Forscher, gehen Normen und Gütezeichen in ihren Umweltanforderungen bislang kaum über gesetzliche Mindestanforderungen hinaus. „Sie sollten anspruchsvoller sein“, sagt der Nachhaltigkeitsexperte Jürgen Bertling. „Dann muss sich auch niemand sorgen, wenn gesetzliche Rahmen strenger werden.“

Und was können Städte tun, um Probleme so gering wie möglich zu halten? Das Forscher-Team empfiehlt beispielsweise, Kunstrasenflächen möglichst entfernt von Gewässern und Grünflächen anzulegen. In potenziellen Überschwemmungsgebieten sollten Kommunen auf Kunstrasenflächen komplett verzichten. Die Plätze sollten über einen Anschluss ans Schmutzwassersystem und über ausreichend Barrieren und Banden verfügen, damit das Plastik nicht in die Umgebung getragen wird. Wichtig ist aus Sicht der Experten auch eine regelmäßige und fachgerechte Reinigung der Plätze.