Gelsenkirchen. 84.000 Euro hat die Stadt Gelsenkirchen in eigenen Gebäuden eingespart: Das Energieprojekt scheint ein Erfolgsmodell zu sein – bleibt das so?

Das Projekt „Energieeinsparen in der Stadtverwaltung Gelsenkirchen“ ist erwachsen geworden und für den Umweltausschussvorsitzenden Manfred Leichtweis ein „echtes Erfolgsmodell“: Die Verwaltung verfolgt seit 18 Jahren das Ziel, den Energie- und Wasserverbrauch in städtischen Gebäuden und die damit verbundenen Kosten zu senken. Neueste Projektzahlen wurden am Dienstag vorgestellt und sie lesen sich wie folgt.

Bei den zehn teilnehmenden städtischen Gebäuden haben sich Einsparungen in Höhe von rund 84.000 Euro im Vergleich zum Referenzjahr 2013 ergeben.

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Lediglich bei einer Liegenschaft seien Mehrkosten entstanden. Die CO2-Emissionen seien insgesamt um 195,1 Tonnen gegenüber dem Referenzjahreswert zurückgegangen, der Strompreis habe sich positiv entwickelt, die Wassereinsparungen liegen im Bereich der Vorjahre. Der Wärmeverbrauch sei hingegen in mehreren Gebäuden, beispielsweise im Rathaus Buer, gestiegen. Er liege aber noch immer unter den Referenzwerten. Das geht aus dem Jahresbericht hervor.

So wird die eingesparte Summe reinvestiert

Etwa 84.000 Euro eingespart: Das lohnt sich unmittelbar für die beteiligten städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Als Anreiz hat die Stadt 15 Prozent der Einsparungssumme als Erfolgsbeteiligung ausgelobt – knapp 12.600 Euro kommen also verschiedenen gemeinnützigen Institutionen und Vereinen und einigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – sie werden in einem Quiz ermittelt – zugute. 55 Prozent der Summe werden in den beteiligten Gebäuden in Energiesparmaßnahmen reinvestiert.

Die übrigen 30 Prozent, sprich etwa 25.200 Euro, erhält auch das Bielefelder Energieberatungsbüro e&u, das bei der Projektumsetzung beteiligt gewesen war. Dieses Honorar kann sich die Stadt künftig sparen: Seit 2021 führt sie das Projekt eigenständig durch.

Umweltausschussvorsitzender kritisiert: Aktuelle Umsetzung ist unklar

Nur wie die Umsetzung aussieht, das ist bislang nicht ersichtlich. Der Umweltausschussvorsitzende Manfred Leichtweis kritisiert das: Die Verwaltung habe zwar signalisiert, genügend Personal zur Verfügung gestellt zu haben, um das Projekt ab dem Jahresbeginn in Eigenregie fortzuführen. Doch was die Abläufe des neuen, eigenen Konzepts genau vorsehen, das wüsste auch Leichtweis gerne.

Diese städtischen Gebäude wurden bewertet

Seit 2014 werden folgende städtische Gebäude in Gelsenkirchen im Rahmen des Projekts untersucht: Rathaus Buer, Dreikronenhaus, Florastraße 26/28, Kurt-Schumacher-Straße 2/4, Ebertstraße 19, Am Schlachthof 4, Cranger Straße 323, Gabelsberger Straße 17, Wildenbruchplatz 7, Zeppelinallee 4, Schloss Horst. Das Projekt befindet sich mittlerweile in der dritten Phase. Aufgrund von umfangreichen Sanierungsmaßnahmen und Umstrukturierungen sind im Laufe der Jahre verschiedene Gebäude aus dem Projekt ausgeschieden bzw. neu hinzugekommen, heißt es in dem Jahresbericht 2019.

Er fordert die Verwaltung deshalb auf, die Neugestaltung in den nächsten Sitzungen anhand von drei konkreten Beispielen zu erläutern. „Es muss sichergestellt werden, dass das Erfolgsprojekt auch weiterhin eines bleibt“, betont der SPD-Politiker. Das Büro e&u hatte in den Vorjahren beispielsweise Energiespartipps per Mail verschickt und regelmäßige Arbeitskreistreffen organisiert.

Ausgeschieden ist e&u auch bei zwei weiteren Energiesparprojekten in Gelsenkirchen: „Klimaschutz macht Schule“ und „Energiesparen in Tageseinrichtungen für Kinder“. Die derzeitige Umsetzung in Eigenregie sei auch hier intransparent.

So viel Energie wurde in Gelsenkirchener Schulen und Kitas eingespart

Doch zurück zu den Zahlen aus 2019: Schulen und Kitas sparten im Rahmen beider Projekte ebenfalls Energie ein. Bei den Schulen wurde der CO2-Ausstoß um 357,52 Tonnen im Vergleich zum Referenzjahr reduziert. Durch die Energiesparmaßnahmen konnten Gelder in Höhe von etwa 160.000 Euro einbehalten werden. Die Einsparungen bei den Kitas lagen im Jahr 2019 insgesamt bei 31.000 Euro.

Das sei ein wichtiges Signal, so Monika Kutzborski, die CDU-Sprecherin im Ausschuss für Kinder, Jugend und Familie. „Wir sollten nicht beim Erreichten stehen bleiben. Gerade Kitas und Grundschulen haben einen ganz besonderen Einfluss auf die zukünftige Lebenseinstellung der kommenden Generation“, sagt sie und wünscht sich weiter verstärkte experimentelle Ansätze, die eine starke Einbindung und Mitwirkung der Kinder ermöglichen. Der Klimaschutzgedanke solle möglichst früh tief verankert werden.