Gelsenkirchen-Ückendorf. Illegaler Müll ärgert Anwohner der Braunschweiger Straße in Gelsenkirchen. Was die Stadt dazu sagt, ob es dort ein Problemviertel gibt.
Heribert E. und Dirk R. haben „den Kaffee auf“. Heimlich weggeworfener Müll ärgert sie in der Braunschweiger Straße. „Abfall und Sperrmüll liegen oft in den Grünanlagen und auf den Gehwegen herum, selbst rund um den Bolzplatz“, klagen sie über die Zustände im Ückendorfer Viertel. An Wochenenden oder wie zuletzt zwischen den Feiertagen ist es den Anwohnern zufolge besonders schlimm. „Manchmal“, so sagen sie, „fliegt der Dreck direkt aus dem Fenster runter auf die Straße.“ Sie hörten es dann krachen. Ein Problemhaus oder -viertel? Das nicht, sagt die Stadt, aber ein Ort, an dem Kontrolleure und Gelsendienste weit mehr als üblich zu tun haben.
Anwohner in Ückendorf: Schande wie diese Gelsenkirchener Gegend verkommt
„Ich bin Gelsenkirchener durch und durch“, sagt Dirk R. und Nachbar Heribert E nickt zustimmend. „Ich bin hier in Ückendorf groß geworden und möchte hier auch alt werden. Ich liebe meine Stadt, deshalb empfinde ich es als Schande, wie die Gegend hier verkommt.“ Ähnlich hatten sich auch Anwohner der nahen Ziegelstraße geäußert. Auch dort ist die Problemlage ähnlich.
Mit Bedauern und Frust blickt auch Heribert E. die Braunschweiger Straße auf seinen Rollator gestützt hinab und sagt: „Gelsendienste kann gar nicht so schnell den Müll wegräumen, wie schon wieder an der nächsten Ecke sich neuer Unrat auftürmt.“ Einem Teil der Zugezogenen aus dem Osten Europas gibt er dafür die Schuld. Beim Ortstermin vor ein paar Tagen war vieles schon wieder aufgeräumt, an einigen Ecken sammelte sich Neues an, ein Einkaufswagen etwa oder eine zerschmetterte Kommode am Bolzplatz.
Gelsendienste: Geländereiniger sind zweimal pro Woche vor Ort wegen illegalen Mülls
Markus Schwardtmann, Leiter der städtischen Pressestelle, kann bestätigen, dass der Straßenzug Gelsendienste und den Kommunalen Ordnungsdienst (KOD) über die Maßen beschäftigt. „Es ist bekannt, dass es dort vermehrt zu Vermüllungen kommt, via App GEmeldet erreichen uns oft derartige Beschwerden.“ Als Folge dessen sei im Vorjahr die Geländereinigung zweimal pro Woche vor Ort gewesen und habe illegalen Müll entsorgt. Zudem hatten Mülldetektive den Verursachern hinterhergespürt.
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Das Ergebnis: zehn Ordnungswidrigkeitenverfahren. Das zeigt, wie schwer es ist, die Verursacher ausfindig zu machen bei diesen „Nacht- und Nebelaktionen“ wie die beiden Anwohner diese Unsitte des Müllwegschmeißens nennen. Auch bei den fünf Bezirksbürgermeistern waren ähnliche Beschwerden gelandet über Müll und Lärm, sie sahen sogar die Zukunft der Stadt in Gefahr.
76 KOD-Einsätze in der Braunschweiger Straße in Gelsenkirchen-Ückendorf
Schwardtmann berichtet, dass der KOD nach Anwohnerbeschwerden in 2021 vier Mal gesondert vor Ort gewesen ist. Und dass der weitaus größte Teil der Einsätze – über das Jahr verteilt nämlich 76 an der Zahl – „auf Aufenthaltsfeststellungen und Briefzustellungen“ zurückzuführen ist. Das verdeutlicht die starke Fluktuation in der Anwohnerschaft und untermauert das Problematik, Schuldige ausfindig zu machen.
Drei Häuser unter ständiger Beobachtung
2018 standen laut Verwaltung drei Häuser in der Brauschweiger Straße im Fokus von Einsätzen des Interventionsteams EU-Ost – die Nummern 10, 14 und 16. Seither stehen diese Häuser weiter unter Beobachtung, ordnungsrechtliche Feststellungen gab es dazu nicht mehr.Von der Leitstelle für öffentliche Sicherheit und Ordnung werden in solchen Fällen sogenannte Daueraufträge an den KOD gegeben. So sei gewährleistet, dass der KOD im Umfeld von Problemhäusern oder Orten, die in der Vergangenheit Anlass häufiger Beschwerden waren, präsent sei. Den Anwohnern zufolge hat sich das Problem auf die Nachbarschaft dieser drei Häuser verlagert.
„Wir haben dafür Verständnis. Gelsendienste machen einen wirklich guten Job, aber wir brauchen Lösungen. Sonst heißt es hier: Und ewig grüßt das Murmeltier“, sagen Dirk R. und Heribert E.. Letzterer hat den Versuch unternommen, die Eigentümer selbst zu sensibilisieren, ihren Mietern ins Gewissen zu reden. Er ist dabei auf eine neue Hürde gestoßen: „In meinem Haus gehört nahezu jede Wohnung einem anderem Eigentümer.“ Die Stadt konnte das noch nicht bestätigen.
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