Gelsenkirchen-Schalke-Nord. Eher die Regel als die Ausnahme ist ein Corona-Bauch. Injoy Gelsenkirchen bietet 500 Teilnehmern ein Gratis-Abnehmprogramm. So geht Mitmachen.
Anderthalb Jahre Stillstand wegen Corona haben ihr Übriges getan, um die Leibesfülle der Deutschen bedenklich anwachsen zu lassen. Höchste Zeit, den Kampf gegen die Pfunde aufzunehmen. Muskeln spielen dabei eine entscheidende Rolle, sie beschleunigen die Kalorienverbrennung. Die Gelsenkirchener Fitness-Kette Injoy bietet daher 500 Teilnehmern ein Gratis-Abnehmprogramm an. Motto: Jedes Gramm zählt. Denn jedes verlorene Pfund wird in Geld aufgewogen – für den guten Zweck.
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Laut einer aktuellen Studie der TU München haben 40 Prozent durchschnittlich 5,6 Kilogramm an Gewicht in der Pandemie zugelegt, ohnehin stark Übergewichtige sogar 7,2 Kilogramm. Bedenkt man, dass Adipositas ein Treiber schwerer Corona-Krankheitsverläufe ist und war, so zeichnet sich deutlich ein Teufelskreis ab. Immerhin fordern Übergewicht und seine Folgeerscheinungen nach Angaben von Hans Hauner, Studienleiter und Professor für Ernährungsmedizin an der TU, unabhängig von Covid-19 „allein schon jährlich 80.000 bis 100.000 Menschenleben in Deutschland“.
Martin Rinke: Corona-Bauch ist weniger ein ästhetisches, sondern ein ernsthaftes medizinisches und gesellschaftliches Problem
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Gegen die Corona-Pfunde hilft Bewegung und Training. Das hat auch schon das Robert-Koch-Institut vor sechs Jahren angemahnt, als es die Ergebnisse seiner letzten Analyse vorstellte. Demnach waren „zwei Drittel aller Männer und über die Hälfte aller Frauen“ schon damals übergewichtig, 40 Prozent aller Erwachsenen sogar stark übergewichtig.
„Insofern“, so erklärt Injoy-Geschäftsführer Martin Rinke, „ist der jetzt so oft mit einem Schmunzeln angesprochene Corona-Bauch weniger ein ästhetisches, sondern ein ernstzunehmendes medizinisches Problem.“ Und ein gesellschaftliches. Denn Adipositas und Folgeschäden kosten Staat und Bürger Milliarden. Laut OECD müssen in Deutschland mehr als zehn Prozent der gesamten Ausgaben im Bereich Gesundheit für die Behandlung von Übergewichtigen und den Folgeerkrankungen investiert werden. Mehr geben nur die USA, Saudi-Arabien, die Türkei und die Niederlande aus. 2019 betrugen die Gesundheitsausgaben Deutschlands laut Statistischem Bundesamt schon 411 Milliarden Euro.
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Deshalb haben sich der frühere OB Frank Baranowski als Schirmherr und seine Nachfolgerin als Stadtoberhaupt Karin Welge als aktive Teilnehmerin der Aktion „Weg mit den Corona-Pfunden“ verschrieben. Dass die verbrannten Kilos am Ende noch einem sozialen Projekt unter die Arme greifen, bezeichnet Welge „als echt pfundige Idee“. Callcenter-Dienstleister Amevida wiegt nämlich verlorene Kilogramm Gewicht in Euro auf.
Ex-OB Frank Baranowski und Gelsenkirchener Oberbürgermeisterin Karin Welge machen beim Training mit
Das sind die Risiken und Folgen bei Übergewicht
Folgende Krankheiten entstehen bei Fettleibigkeit häufiger als bei Normalgewicht: Herzerkrankungen, Herzinfarkt, Herzschwäche als Folge einer Herzvergrößerung, Bluthochdruck, Arterienverkalkung (Arteriosklerose), Zuckerkrankheit (Diabetes Typ 2), erhöhte Blutfette, Hypercholesterinämie, Gallensteine, Gelenkerkrankungen.Übergewicht bedeutet ein 50 Prozent höheres Sterblichkeitsrisiko. Im Vergleich zu einer normalgewichtigen Person haben Betroffene zudem ein zwölffach erhöhtes Risiko für Typ-2-Diabetes, ein 22-faches Risiko für eine Verengung der Atmenwege und ein fast vierfaches Risiko für Herzversagen.
Welge selbst macht keinen Hehl daraus, sich in Sachen Bewegung selbst kritisch zu hinterfragen. Als Gesundheitsdezernentin in der Flüchtlingskrise oder lange als Krisenstabsleiterin in der Corona-Pandemie war für die Oberbürgermeisterin die Balance zwischen Verantwortung und Selbstfürsorge nicht selten eine unausgeglichene. „Man entwickelt da doch viel bürokratisches Sitzfleisch“, witzelte sie bei der Vorstellung des Trainingsprogramms im Schalker Sportpark.
Muskeln sind mehr als nur Befehlsempfänger – Botenstoffe für mehr Schaffens- und Arbeitskraft
Erst Kraft macht gesund. Das ist nicht bloß ein Spruch, sondern wissenschaftlich belegt. Werden die Muskeln angeregt, so schickt der Körper Hunderte von Botenstoffen (Neurotransmitter) auf die Reise, sie fördern Denkvermögen und Wohlbefinden, sind ein Garant für umfangreiche Schaffens- und Arbeitskraft.
500 Teilnehmer können sich mit Frist bis zum 31. Juli bei Injoy zum Gratis-Abnehmtraining anmelden. „Trainiert wird ganzheitlich an elf nagelneuen Geräten“, sagt Club-Managerin Marita Bohlenz. Die Maschinen sind computergesteuert, nach Anamnese und Maximalkrafttest geht es dabei zweimal pro Woche durch einen Zirkel über zwei Runden. Zeitraum: zwei Monate respektive zehn Einheiten. Der Fortschritt wird dokumentiert, dazu gibt es Ernährungstipps und auch Koch-Empfehlungen.
Jeweils eine Minute lang dauern die Anspannungs- und Entspannungsphasen am jeweiligen Gerät, trainiert wird mit 60 Prozent der maximalen Kraft. Die richtige Ausführung erleichtert ein großer Monitor. Ein Punkt, dem legendären Spiel PAC-Man nicht ganz unähnlich, setzt die Muskelarbeit in Bewegung um, bleibt man innerhalb des angezeigten Sinus-Intervalls und sammelt weitere Punkte auf der Strecke ein, so ist das Ziel erreicht. „Etwa 40 Minuten dauert eine komplette Einheit“, sagt Bohlenz, das Training ist also auch für zeitlich arg Gehandicapte möglich.
Anmeldungen ab sofort unter: 0209 44 0 11
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