Gelsenkirchen-Buer/Herten. Andree Stryewski aus Gelsenkirchen-Buer betreibt mit seinem Freund Björn Nessmann eine Whisky-Firma. Dabei gehen sie auch ungewöhnliche Wege.

Es gibt wohl wenige alkoholische Getränke, die so viele Assoziationen auslösen wie Whisky, Single Malt Whisky, um genau zu sein. Wer denkt da nicht sofort an Schottland, an idyllisch gelegene Destillerien mit dem typischen Pagodendach, an alte Lagerhallen, in deren Halbdunkel der Whisky in Holzfässern jahrelang vor sich hinreift. An Ruhrgebiet und Zechen denkt man beim Stichwort Single Malt Whisky eher nicht.

Das soll sich ändern, das haben sich der Bueraner Andree Stryewski und sein Freund und Geschäftspartner Björn Nessmann vorgenommen. Sie haben die Firma „Ruhrpott Whisky“ gegründet; ab Mai 2024 verkaufen sie ihren eigenen Whisky. Und der reift nicht in einem Lagerhaus in Schottland – sondern in der ehemaligen Maschinenhalle der Zeche Schlägel und Eisen in Herten.

„Whisky soll auf der Zeche gelagert werden“, sagt der Gelsenkirchener

Hier lagert der Whisky: Björn Nessmann und Andree Stryewski mit ihren Fässern.
Hier lagert der Whisky: Björn Nessmann und Andree Stryewski mit ihren Fässern. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Ein kurzer Einschub zum Thema Whiskyherstellung ist hier unerlässlich. Whisky besteht lediglich aus drei Zutaten: aus gemälztem Getreide (etwa Gerste), aus Wasser und Hefe. Daraus wird zunächst ein Gebräu hergestellt, das einem einfachen Bier ähnelt, das wird dann mehrfach destilliert – es entsteht der sogenannte Rohbrand. Dieser kommt für mindestens drei Jahre, meist aber deutlich länger, in ein Holzfass.

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„Wir haben erst überlegt, ob wir den Whisky auch selbst brennen sollen“, erzählt Andree Stryewski. Schnell wurde den beiden Freunden aber klar: Das ist zu aufwendig. Also nahmen sie Kontakt zur Sprockhöveler Brennerei Habbel auf. Dort wird die Spirituose gebrannt – „zumindest die Lagerung wollten wir aber selbst übernehmen“, sagt Stryewski. Welcher Art der Lagerplatz sein sollte, das war den beiden klar: „Natürlich eine Zeche.“

Diese zwei Sorten reifen zurzeit auf der Zeche Schlägel und Eisen

„Am liebsten hätten wir eine Zeche in Gelsenkirchen genommen“, berichtet Stryewski. Aus verschiedenen Gründen war das aber nicht möglich, und so landeten sie zumindest in der Nachbarschaft: In der alten Maschinenhalle der Hertener Zeche Schlägel und Eisen fanden sie einen Platz für ihre Fässer. Dort lagern – Stand jetzt – zwei Sorten Whisky.

„Die Lagerung in den Fässern hat einen wesentlichen Anteil daran, wie der Whisky später schmeckt“, sagt Björn Nessmann. Dabei setzen die beiden auf einen besonderen Ansatz: Die Sorte „Schlägel und Eisen“ lagert in neuen Fässern aus deutscher Eiche – eher ungewöhnlich für Whisky, der zumindest in Schottland meist in Fässern liegt, die vorher für andere Getränke genutzt wurden, beispielsweise Sherry oder Bourbon-Whisky. „Diese Sorte ist leicht rauchig“, beschreibt Stryewski, „aber auch ein wenig süß und durch die Eiche holzig.“

Interessenten können Anteilsscheine kaufen

Zu Gast bei den „Whisky-Buerschen“

Andree Stryewski und Björn Nessmann veranstalten auch regelmäßig Whiskytastings. Mehr Infos dazu gibt es im Internet unter ruhrpott-whisky.de – dort steht auch, wie man an einen Anteilsschein kommt.Eine Möglichkeit, die beiden zu erleben, gibt es auch am 23. April. Dann veranstalten „Die Whisky-Buerschen“ – zwei Whisky-Enthusiasten aus Buer – ein Online-Tasting, bei dem Stryewski und Nessmann zu Gast sind. Weitere Infos: whisky-buerschen.de.

Wer deutlich rauchige Whiskys mag, für den ist eher die Sorte „Maschinenhalle“ geeignet. „Der schmeckt nach Ruhrgebiet“, sagen beide und lachen. Schon bei der Trocknung der Gerste kommt Rauch zum Einsatz, gelagert wird diese Sorte in Fässern, in denen zuvor der für seine Rauch- und Torfnoten bekannte schottische Whisky „Laphroaig“ lag. „Ein Whisky so hart und ehrlich wie der Ruhrpott selbst“, beschreibt Stryewski.

Seit Sommer liegen die Fässer jetzt unter der Maschinenhalle auf Schlägel und Eisen – weil vorgeschrieben ist, dass ein Whisky mindestens drei Jahre lagern muss, um Whisky heißen zu dürfen, können die ersten Flaschen erst im Mai 2024 abgefüllt werden. Geld verdienen können die beiden, die das Ganze nebenberuflich machen, aber schon jetzt: Wer will, kann einen „Anteilsschein“ an einem Fass erwerben. Damit hat man später, wenn es soweit ist, das Anrecht auf eine Flasche. In der Whisky-Community ist die Neugier auf den Whisky aus dem Pott schon groß: „Wir bekommen schon jetzt Anfragen aus ganz Deutschland“, sagt Stryewski.