Oberhausen. Das eigene Haus, die eigene Wohnung werden immer teurer – auch bei Immobilien aus zweiter Hand. Brauchen Familien neue Förderprogramme?
Der Wunsch nach Wohneigentum ist auch in Oberhausen weiter ungebrochen. Viele, vor allem junge Familien, möchten lieber in den eigenen vier Wänden leben als zur Miete. Dafür müssen sie allerdings immer tiefer in die Tasche greifen, die immens hohe Nachfrage lässt die Preise seit Jahren steigen. Das belegt ein Blick in aktuelle Statistiken und Vergleichsanalysen.
Schnäppchen sind schon lange nicht mehr zu haben. Wer vor einigen Jahren vielleicht noch einen Glücksgriff tat und statt eines Neubaus noch vergleichsweise günstige Bestandsimmobilien ergattern konnte, muss auch dafür heute deutlich mehr bezahlen. Das geht aus einer Analyse der LBS, der Bausparkasse der Sparkassen, hervor.
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Das gebrauchte Eigenheim kostete im vergangenen Jahr im Schnitt demnach 399.500 Euro. Bezogen auf das durchschnittliche Gehalt der Menschen in Oberhausen sind das exakt 9,7 Jahresnettoeinkommen. Innerhalb eines Jahres sind die Preise für das Eigenheim aus zweiter Hand damit um knapp zehn Prozent gestiegen: 2020 lag der durchschnittliche Kaufpreis noch bei 365.000 Euro. Der Zehn-Jahres-Vergleich zeigt: Damals musste der durchschnittliche Eigenheim-Käufer noch umgerechnet 7,1 Jahresgehälter für eine Bestandsimmobilie investieren.
Oberhausen: Preise für Reihen- und Doppelhäuser
Insgesamt günstiger, aber dennoch teurer als im Vorjahr sind gebrauchte Reihen- und Doppelhäuser auf dem Oberhausener Immobilienmarkt zu haben. Für durchschnittlich 349.000 Euro haben die Häuser im Jahr 2021 die Besitzer gewechselt. Im Vorjahr lag der Preis noch bei 329.500 Euro. Das entspricht einem Plus von immerhin rund sechs Prozent. 8,5 Jahresgehälter müssen Käufer für ein gebrauchtes Reihen- oder Doppelhaus damit berappen.
Erhebliche Preissteigerungen verzeichnet auch das Online-Portal Scoperty, das datenbasiert den Wert von Immobilien in ganz Deutschland schätzt. Anders als die Experten der LBS weist Scoperty Quadratmeter- statt gemittelte Gesamtpreise für die Immobilien aus. Im vierten Quartal 2021 zahlten Käuferinnen und Käufer demnach im Schnitt 2688 Euro pro Quadratmeter Eigenheim und 1707 Euro pro Quadratmeter Eigentumswohnung. Innerhalb eines Jahres sind die Preise für Immobilen insgesamt um mehr als elf Prozent angestiegen
Zahlen und Daten
Den verschiedenen Preisanalysen liegen unterschiedliche Datensätze zugrunde. Im Immobilienpreisspiegel der LBS wurde errechnet, wie viele Jahresgehälter für einen Kauf auf den Tisch gelegt werden müssen. Grundlage sind Daten von Empirica, einem Forschungs- und Beratungsunternehmen, das unter anderem regionale Immobilien-Datenbanken erstellt.Grundsätzlich gilt: Sämtliche aufgeführten Preise sind Angebotspreise, nicht die am Ende tatsächlich gezahlten Preise. Gewählt wurde der sogenannte Median – also der Preis der in der Zahlenreihe der Angebotspreise in der Mitte liegt. Wie groß die Abweichungen davon sind, spielt dabei keine Rolle.Das Immobilienportal Scoperty nutzt für seine Analyse von Experten geschätzte Werte auf Basis von Wohnumfeld, Wohnfläche, Baujahr, Grundstücksgröße und Objekttyp. Die Daten stammen unter anderem von Kataster- und Landesvermessungsämtern. Immowelt greift auf Zahlen ausschließlich des eigenen Portals zurück, also auf die Preise, der Verkäuferinnen und Verkäufer auf der Internetseite angeben.
Damit müssen Käuferinnen und Käufer umgerechnet 2,9 Jahresgehälter für eine Eigentumswohnung in Oberhausen auf den Tisch legen. Zu diesem Schluss kommen die Analysten der LBS, deren Grunddaten mit einem Quadratmeterpreis von 1750 Euro sich mit denen von Scoperty annähernd decken. Eine Durchschnitts-Eigentumswohnungen kostet demnach 120.000 Euro. Auf einen etwas günstigeren Quadratmeterpreis kommt zwar das Online-Immobilienportal Immowelt (1640 Euro) – doch auch hier lässt sich eines nicht von der Hand weisen: Die Preise steigen unaufhörlich – im Immowelt-Vergleich um satte 22 Prozent.
Experte fordert: Neue Wohn-Förderung für Familien
Um sich die eigenen vier Wände zu leisten, nehmen Käuferinnen und Käufer in der Regel einen Kredit auf. Noch sind die Zinsen gering und Kredite damit vergleichsweise günstig zu haben. Doch diese niedrigen Zinsen können den Preisanstieg nur teilweise auffangen, warnt die LBS. „Umso mehr brauchen wir eine verlässliche Wohneigentums-Förderung, damit auch die nächste Generation eine Chance auf die eigenen vier Wände hat“, fordert Jochen Stimberg.
Der für Oberhausen zuständige LBS-Gebietsleiter hat beobachtet, dass sich gerade junge Familien immer mehr Platz in ihrem Zuhause wünschen. Das habe die Corona-Pandemie gezeigt. Eine systematische Förderung sei ein wichtiger Anreiz, frühzeitig zu sparen. Und zudem ein legitimer Ausgleich für durch die Nullzinspolitik entgangene Zinsen.