Oberhausen. Eine Mutter hat Ärger mit der Grundschule ihres Sohnes. Sie entscheidet sich für den Schulwechsel. Was die Stadt in solchen Fällen empfiehlt.
Am Ende weiß sich Frau L. nicht mehr anders zu helfen, als Briefe an die Bezirksregierung und den Oberbürgermeister zu schreiben. Die Erfolgsaussichten sind für die Mutter aus Oberhausen gering, der Fall ist komplex und entschieden. Sie klingt am Telefon verzweifelt: „Es geht in der Schule nicht um die Kinder, sondern nur um Zahlen und Statistiken.“ Sie fühlt sich bevormundet, nicht wahrgenommen. In dieser Geschichte gibt es viele Verlierer.
Der Fall an einer Oberhausener Grundschule ist vielschichtig, zeigt jedoch auf, welche Schwierigkeiten sich bei Problemen mit der Schule ergeben können. Frau L. hat einen inzwischen neun Jahre alten Sohn. Laut ihrer Aussage wurde er in der Marienschule gemobbt, sein Verhalten habe sich schlagartig geändert. „Er wurde aggressiv, hatte zu nichts Lust“, schildert sie. Sie suchte mit ihm eine Therapeutin auf, die ebenfalls ein auffälliges Verhalten feststellte. Frau L. fragte bei der Schule nach. „Die wussten von nix.“ Erst Monate später, beim Elternsprechtag, habe sie erfahren, dass ihr Sohn Streitigkeiten mit Mitschülern habe. Sie will, dass ihr Sohn die Klasse wechselt. Es eskaliert.
Schule hat eine ganz andere Sicht
Anträge auf Zurücksetzen lehnte die Schule ab, weil ihr Sohn nicht versetzungsgefährdet sei. Die dreifache Mutter fühlt sich nicht mehr wohl mit der Situation. Sie will, dass ihr Sohn die Schule wechselt. An der bevorzugten Schule ist jedoch kein Platz mehr frei, ihr Sohn kommt am Ende auf die weiter entfernte Rolandschule. Die Mutter fühlt sich überrumpelt, sie habe nie etwas unterschrieben. Eines Tages habe ihr Sohn seinen gepackten Rucksack an seinem Tisch an der Marienschule vorgefunden. „Das war ja wie ein Rauswurf.“
Die Marienschule und das Schulamt haben eine ganz andere Sicht auf die Dinge. Silke Böing, die Leiterin der Marienschule, will sich zu dem Fall nicht äußern, wird am Telefon ungehalten. Mobbing und die Rucksack-Situation habe es nicht gegeben. Zwischen der Mutter und der Leiterin gibt es auch eine private Vorgeschichte. Es entsteht ein undurchsichtiges Bild.
Schulamt rät vom Schulwechsel ab
Schulamtsdirektorin Gabriele Lützenkirchen-Modro kann die Vorwürfe der Mutter nicht nachvollziehen. Die Mutter habe die Rolandschule explizit gewünscht. Die von ihr genannten Alternativen seien nicht in Betracht bekommen, weil entweder kein Platz vorhanden war oder die Voraussetzungen nicht erfüllt waren.
Doch was können Eltern tun, wenn sie mit der Schule Probleme haben? Ein Schulwechsel ist nach Ansicht von Lützenkirchen-Modro die letzte Option. „Es kann immer mal passieren, dass es zu Dissonanzen an Schulen kommt. Wir raten generell von einem Schulwechsel ab, da dieser für die Kinder psychischen Stress bedeutet.“ Sie würden aus ihrer Umgebung herausgerissen und müssten woanders neu anfangen. Eltern sollten deshalb versuchen, die Probleme vor Ort zu lösen. Dabei helfe auch das Schulamt als Mediator. „Wenn nichts mehr geht, unterstützen wir bei der Suche nach einer anderen Schule.“
Über einen Wechsel entscheiden zunächst laut Schulgesetz die Schulen. Das wäre auch gut so, findet Lützenkirchen-Modro, denn sie hätten den besten Blick über ihre Aufnahmemöglichkeiten. Passt es immer noch nicht, können Eltern mit einer Frist von vier Wochen Widerspruch einlegen. Erscheint ein Schulwechsel unausweichlich, sollten Eltern damit jedoch bis zum Ende des Schuljahres oder des Halbjahres warten.