Oberhausen. Gesamtschullehrer Olaf Wilhelm möchte für die AfD in den Deutschen Bundestag. Er vertritt den Wahlkreis Oberhausen-Dinslaken. Was ihn bewegt.
Als am Donnerstagabend die Oberhausener Bundestagskandidatinnen und -kandidaten bei der Podiumsdiskussion des Stadtdekanats um Wählerstimmen buhlten, fehlte neben Vertretern der Kleinstparteien auch der Kandidat einer Partei, die bei der vergangenen Bundestagswahl in Oberhausen ein zweistelliges Ergebnis eingefahren hat: Olaf Wilhelm von der AfD.
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Man wolle nur mit Vertretern von Parteien reden, die möglicherweise an einer Regierungsbildung beteiligt sind, begründete das Dekanat die fehlende Einladung an Wilhelm. Der wiederum hält die Entscheidung für undemokratisch, wie er im persönlichen Gespräch erzählt, nimmt die Sache aber nicht persönlich. „Ich kann Partei und Person gut voneinander trennen“, sagt Wilhelm, der an der Gesamtschule Hünxe Chemie und Physik unterrichtet und für den Wahlkreis 117 Oberhausen-Dinslaken als Direktkandidat antritt.
Jugendorganisation der AfD ist Verdachtsfall
Und dennoch scheint er im Gespräch persönlich angefasst, wenn man ihn mit Vorwürfen gegen die AfD konfrontiert: Immerhin hatte der Verfassungsschutz in diesem Jahr angekündigt, die rechte Partei unter Beobachtung stellen zu wollen, die Jugendorganisation der AfD ist bereits offiziell ein Verdachtsfall, der Verfassungsschutz hält sie für eine extremistische Vereinigung – ebenso den mittlerweile formal aufgelösten Flügel um den rechtsextremen Thüringer AfD-Chef Björn Höcke. Und erst im Juni dieses Jahres hat das parteiunabhängige und vom Deutschen Bundestag finanzierte Deutsche Institut für Menschenrechte die AfD als rassistische und rechtsextreme Partei eingestuft.
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„Der Verfassungsschutz hat mit der AfD nichts zu tun“, sagt Olaf Wilhelm und ist sichtlich verärgert über die Frage. „Die Analyse des Instituts für Menschenrechte kenne ich nicht, dazu äußere ich mich nicht.“ Und der Höcke-Flügel? Den gebe es nicht.
Von der Jungen Union zur AfD
Welche Seiten der AfD sind es dann, die den 49-Jährigen dazu bewogen haben, 2018 in die Partei einzutreten? „Die anderen Parteien haben Deutschland nicht so vorangebracht, wie sie es hätten tun können. Und müssen.“ Der aus seiner Sicht zunehmende Zerfall der Infrastruktur bei gleichzeitig hoher Steuerbelastung habe ihn dazu gebracht, wieder Politik zu machen. Ende der 90er war er schon einmal politisch aktiv – damals bei der Jungen Union, der Jugendorganisation der CDU.
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Für Deutschland wünsche er sich pünktliche Züge, schnelles Internet und flächendeckendes WLAN. Auch Oberhausen würde es besser gehen, wenn die AfD das Sagen hätte. „Der Strukturwandel in der Region hat nicht gut funktioniert, wir benötigen hochwertigere Arbeitsplätze, wir müssen moderne Umwelttechnologien fördern.“ Wie die Wasserstoff-Technologie etwa. „Halten Sie mich jetzt aber nicht für einen Grünen“, sagt Wilhelm, der selbst einen mit Wasserstoff betriebenen Wagen fährt. Den Klimawandel nennt der Dinslakener nicht explizit als Grund, die Technologie ausbauen zu wollen. Vielmehr „kann man mit endlichen Rohstoffen nicht die Mobilität von acht Milliarden Menschen sicherstellen.“
Neben Fragen zu rechtsextremen Parteimitgliedern oder dem Verfassungsschutz sind Wilhelm auch einige Fragen zum Wahlprogramm der AfD sichtlich unangenehm. Zu dem geforderten EU-Austritt Deutschlands etwa. Er zögert. Sagt aber: „Ich stehe voll und ganz hinter dem Programm der AfD.“