Gelsenkirchen. Die Hindemith-Oper in der Inszenierung von Sonja Trebes feiert am 7. Mai Premiere am Gelsenkirchener Musiktheater. Ein Besuch bei den Proben.
Sonja Trebes ist ständig in Bewegung. Mal baut sich die Regisseurin direkt vorm Chor auf und demonstriert mit vollem Körpereinsatz, wie genau sie sich die Jubelchoreographie im finalen Akt vorstellt. Dann eilt sie zu Eleonore Marguerre und Piotr Prochera weiter, schiebt die Protagonisten mit beiden Händen auf die wunschgemäße Bühnenposition, während diese unbeirrt ihren Part weitersingen. Schon bei diesen Proben ist zu merken: „Neues vom Tage“, die lustige Oper von Paul Hindemith, die am 7. Mai im MiR Premiere feiert, ist ein echtes Energiebündel. Genau wie die Regisseurin selbst.
Thematik von 1929 ist auch heute noch erstaunlich aktuell
Es war 1929, als Paul Hindemith sie komponierte. Und obwohl seitdem fast ein ganzes Jahrhundert vergangen ist, wirken viele Themen, die diese bissige Satire aufgreift, erstaunlich aktuell. „Erzählt wird die Geschichte von zwei Privatpersonen, die in einen medialen Strudel hereingezogen werden und mit diesem plötzlich so verhaftet sind, dass sie sich nicht mehr daraus befreien können“, erklärt Trebes.
Die aus Franken stammende und in Berlin lebende Regisseurin beschäftigt sich zum ersten Mal in ihrer Laufbahn mit diesem Werk, das auch nur recht selten auf deutschen Bühnen gespielt wird. „Das ist nicht verwunderlich. Es ist musikalisch und rhythmisch unglaublich schwer und stellt für Sänger und Orchester gleichermaßen eine große Herausforderung dar“, sagt Trebes.
Diese Oper ist für Sänger und Orchester eine große Herausforderung
Da nicken sowohl Giuliano Betta, der die musikalische Leitung innehat, als auch Piotr Prochera zustimmend. „In praktisch jeder Szene wartet ein anderer musikalischer Stil. Das wirkt wie ein großes Potpourri, ist für uns Sänger aber umso fordernder“, schildert der polnische Bariton seine Eindrücke. Und der Italiener Betta ergänzt: „Es gibt kammermusikalische Elemente, dann klingt es plötzlich nach Operette und manchmal auch nach Musical. Insgesamt hat es die Schwierigkeit eines zeitgenössischen Stückes.“
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Dieses Stichwort greift Regisseurin Trebes auf, als sie feststellt: „Trotz aller Schwierigkeit soll unsere Inszenierung natürlich die Leichtigkeit der Komödie behalten.“ Dafür sorge zum einen das „wahnsinnig witzige“ Libretto. Doch auch das Bühnenbild von Dirk Becker spiele eine wichtige Rolle, setzt Trebes in ihrer Inszenierung doch quasi auf eine Aneinanderreihung ständig wechselnder Bilder. „Nicht nur unser Ensemble, auch das Bühnenbild ist ständig in Bewegung“, so die Regisseurin.
Regisseurin erweist sich bei Proben als Energiebündel
Zwar wird die ursprüngliche Fassung der Oper aus dem Jahr 1929 gezeigt, Trebes hat die Handlung aber in ein fiktives Heute verfrachtet. Deshalb ist die finale Szene auch nicht auf der üblichen Showbühne angesiedelt, sondern inmitten eines Fernsehstudios – TV-Kameras und ausgelassen jubelnde, mit dem Smartphone hantierende Claqueure inklusive.
Giuliano Betta achtet bei Passagen wie diesen genauestens auf eine gute Textverständlichkeit des Chores. Stimmt das Tempo mal nicht, klatscht er kurz im Takt in die Hände, um alle wieder in die richtige Spur zu bringen. Und inmitten des Getümmels wuselt immer wieder Regisseurin Trebes herum, die korrigierend eingreift, erklärt, experimentiert. Nicht vom Stuhl aus. Sondern ganz nah dran am lebenden Objekt.