Volmetal. Der Wirtschaftsbetrieb Hagen hat die Schadensaufnahme nach den Fluten längst noch nicht abgeschlossen. Die Welle an Aufgaben ist kaum abzusehen.
Die meisten Sperrmüllberge im Tal der Volme sind bereits abgeräumt, Schlamm und Geröll beiseite geschoben, um wieder sämtliche Wohnlagen erreichen zu können. Doch trotz dieses gewaltigen, von bürgerschaftlicher Solidarität getragenen Kraftaktes sind die Spuren des 14.-Juli-Hochwassers, das sämtliche Rekordmarken in Hagen sprengte, längst noch nicht beseitigt.
Während die Dahler Straße sich an jenem verhängnisvollen Mittwoch in einen reißenden Fluss verwandelte, trotzte die altehrwürdige Bruchsteinbrücke den ungeheuren Wassermassen. „Sie ist zurzeit nur deshalb gesperrt, weil die Gehwege davor noch ausgespült sind“, ahnt Michael Greive, stellvertretender Vorstand des Wirtschaftsbetriebes Hagen (WBH), dass auf das kommunale Unternehmen bis zum Winter noch ungezählte Reparatur-Aufgaben zukommen. „Obwohl die beiden äußeren Durchlässe des Bauwerks komplett mit Treibgut blockiert waren, hat es der Jahrhundertflut standgehalten“, weiß er lediglich von kleineren Schäden an einem Pfeiler in Höhe der Wasserlinie zu berichten.
Eigener Betriebshof geflutet
In den nächsten Wochen werden reichlich Baufirmen beauftragt werden müssen, um die kleinen und großen Schäden an der öffentlichen Infrastruktur zu beseitigen. Dabei bringt der WBH weder die personellen Kapazitäten noch die technischen Gerätschaften mit, um sämtliche Jobs selbst übernehmen zu können. Zumal das Volme-Hochwasser den eigenen Betriebshof in der Grubenstraße in Delstern – sowohl Werkstatt als auch Fuhrpark – komplett miterwischt hat.
Zurzeit liegt der Fokus des WBH darauf, das Treibgut aus den Uferbereichen der Flüsse zu entfernen und die sich auftürmenden Geröllbänke zu beseitigen, damit beim nächsten Starkregen-Hochwasser nicht ähnliche Schäden entstehen. Welche Kraft auf der Volme treibende Baumstämme entwickeln können, wird entlang der Dahler Straße erschreckend sichtbar: Hier haben offenbar mächtige Treibhölzer die zwei Meter tief im Erdreich verankerten Leitplanken herausgerissen – ein Fall für die Profis von Straßen-NRW, ebenso die Reparatur der vom Epscheider Bach durchbrochenen Osemundstraße in Priorei.
In die Zuständigkeit der Stadt wiederum fällt die in der Mitte durchgebrochene Volme-Brücke Rehbecke in Priorei, die nicht zuletzt durch ihre originelle Humphrey-Bogart-Sammelbüchse überregionale Prominenz erlangt hat. „Hier gehen wir davon aus, dass der Mittelpfeiler komplett unterspült wurde, frei in der Luft hing und letztlich abgerissen wurde“, kann Greive auch bloß spekulieren, warum die Stahlbeton-Konstruktion durchgebrochen und krachend eingestürzt ist. Um zu verhindern, dass das tonnenschwere Hindernis im Fluss beim nächsten regengeschwängerten Tiefdruckgebiet nicht erneut die Wassermassen aufstaut, hat der WBH das Brückengeländer bereits abgeflext, so dass sich dort kein Treibgut mehr verfangen kann. Da die Errichtung eines neuen Bauwerks eher Jahre als Monate beanspruchen dürfte, prüft die Stadt derzeit, ob es mit Hilfe der Bundeswehr möglich wäre, dort ersatzweise eine stählerne Behelfsquerung zu montieren.
Bachläufe werden neu modelliert
Noch kein Durchkommen gibt es bislang auch zwischen Dahl und Hunsdiek bzw. Rumscheid. Die Asmecke sowie der Rumscheider und Kirchsieper Bach haben dort ganz Arbeit geleistet und die steil ansteigenden Straßen auf die Höhen des Volmetals nicht bloß unterspült, sondern auch mit reichlich Erdreich und Gestein blockiert. Teilweise haben die Geröllmassen dafür gesorgt, dass die ursprünglichen Bachläufe nahezu verschwunden sind und wieder neu in die Landschaft modelliert werden müssen. Doch zunächst werden die ausgespülten Bankette der Fahrstraßen repariert, um die Verkehrsbeziehungen wieder herzustellen.
Übrigens: Bislang ist noch keineswegs abschließend geklärt, ob die Anwohner beim Neubau einer völlig zerstörten Straße tatsächlich von den sonst üblichen Anliegerbeiträgen befreit werden. „Hier befinden wir uns noch in der Prüfung“, sagt Stadtbaurat Henning Keune: „Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass das Land die vom Hochwasser betroffenen Leute doppelt bestraft, indem sie obendrein noch Anliegerbeiträge entrichten müssen.“