Gelsenkirchen-Horst. Es wird ein Neubau-Projekt für Familien: Der Horster Hochbunker wird abgerissen, Eigenheime sollen entstehen. Erste Interessenten gibt’s schon.

Wie vielen Menschen er einst das Leben gerettet hat, wie viele Tränen dort geflossen sind, es lässt sich 77 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs nur erahnen. Fakt ist: Der Hochbunker An der Friedweide 51 zählt zum Stadtbild in Horst. Nun wird er abgerissen. Und traurige Vergangenheit hin oder her: Die Pläne für das Grundstück dürften zumindest acht Familien ein Lächeln ins Gesicht zaubern.

Der alte Hochbunker An der Friedweide 51 in Gelsenkirchen-Horst soll Eigenheimen weichen und Familien neuen Wohnraum bieten. Erste Interessenten haben sich schon gemeldet.
Der alte Hochbunker An der Friedweide 51 in Gelsenkirchen-Horst soll Eigenheimen weichen und Familien neuen Wohnraum bieten. Erste Interessenten haben sich schon gemeldet. © FFS | FFS

Denn auf dem 2520 Quadratmeter großen Gelände sollen in zwei Viererreihen insgesamt acht Eigenheime entstehen. Mit einer Wohnfläche zwischen 120 und 150 Quadratmetern auf Grundstücken zwischen 210 und 290 Quadratmetern richtet sich das Projekt „besonders an junge Mittelstandsfamilien“, so Jutta Wenningmann von der IB Wohnungs- und Gewerbebau GmbH. Das Ochtruper Unternehmen – in Gelsenkirchen kein Unbekannter – hat das Areal im Oktober 2021 von der Bonner Bundesanstalt für Immobilienaufgaben erworben.

Acht neue Reihenhäuser in Gelsenkirchen-Horst erhalten jeweils Stellplatz und Garage

Die Reihenhäuser sollen sowohl mit einem Stellplatz als auch mit einer Garage ausgestattet werden. Die Fassaden werden als Wärmeverbundsystem mit anthrazitfarbenen Klinker-Elementen, die Dächer mit einem Satteldach ausgeführt. „Bei dem Projekt kommt auch eine neuartige Luftwärmepumpen-Technik zum Einsatz, die sehr geräuscharm arbeitet“, betont die für den Vertrieb zuständige Jutta Wenningmann.

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Damit biete man gerade in Zeiten des Klimaschutzes eine regenerative Energieform, die sich angesichts der aktuellen Probleme bei der Beschaffung von Gas besonders auszahle. „Überdies sind die Dächer groß genug für eine Photovoltaik-Anlage.“

So sollen die Reihenhäuser An der Friedweide in Gelsenkirchen-Horst aussehen. Die Bauträger-Firma IB Wohnungs- und Gewerbebau GmbH aus Ochtrup hofft, in spätestens zwei Jahren mit dem Bau beginnen zu können.
So sollen die Reihenhäuser An der Friedweide in Gelsenkirchen-Horst aussehen. Die Bauträger-Firma IB Wohnungs- und Gewerbebau GmbH aus Ochtrup hofft, in spätestens zwei Jahren mit dem Bau beginnen zu können. © Unbekannt | IB Wohnungs- und Gewerbebau GmbH

Seit Ende Februar laufen die Abrissarbeiten an dem historischen, durch Feuchtigkeit beschädigten, maroden Gebäude in der dicht besiedelten Straße. Der neue Eigentümer hat sich dafür entschieden, es Stück für Stück abzutragen und nicht zu sprengen, wie Jutta Wenningmann auf Anfrage der Redaktion mitteilte. Ein kostspieliges und aufwendiges Unterfangen, „da die Wände und Decken bis zu zwei Meter stark sind.“ So erklärt sich auch die Dauer der Niederlegung: „Wohl bis Ende Juni“ ist sie veranschlagt.

Der dabei entstehende Bauschutt soll, wie auch im Fall der niedergelegten St.-Ida-Kirche in der Resser Mark, als Füllmaterial etwa für den Straßenbau verwendet werden.

Anwohner sind über mögliche Vibrationen und Lärm bei Abrissarbeiten informiert

Die Anwohnerschaft sei bereits schriftlich über die Arbeiten und die damit verbundenen Vibrationen sowie den zu erwartenden Lärm informiert worden. „Wir waren auch schon mit Gutachtern vor Ort, die den Zustand der umliegenden Bestandsbauten dokumentiert haben, falls sich jemand wegen Rissen im Mauerwerk melden sollte. Wenn wir dafür verantwortlich sein sollten, übernehmen wir selbstverständlich die Reparaturkosten“, so Jutta Wenningmann.

Bunker bot mehreren Hundert Menschen Schutz vor Bomben

Der Hochbunker An der Friedweide in Horst wurde 1940 errichtet und bot hinter seinen teils zwei Meter starken Wänden mehreren Hundert Menschen Schutz vor Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg. Ausgestattet war er damals mit Betten, Toiletten und Waschbecken. Über eine besondere Lüftungstechnik wurden die Menschen mit Sauerstoff versorgt und vor Staubpartikeln geschützt, die bei den Angriffen entstanden.Der Bau stand lange Jahre leer, zuletzt hatte ein metallverarbeitender Betrieb ihn wohl als Lager genutzt, so der neue Eigentümer.

Das Projekt sei von den Anliegern als Beitrag zur Wohnumfeld-Verbesserung sehr positiv aufgenommen worden, versichert sie. „Wir haben sogar schon eine Liste mit 30 Interessenten aus der unmittelbaren Nachbarschaft, die schon lange vom eigenen Haus träumen.“

Bis die Eigenheim-Besitzer einziehen können, wird es freilich noch etwas länger dauern. „Wir arbeiten gerade im Austausch mit der Stadt an den Plänen für die Erschließung und die Entwässerung, um für eventuelle Starkregen-Ereignisse gut gerüstet zu sein“, teilte sie mit. Kurz: Es werde wohl noch eineinhalb bis zwei Jahre dauern, bis mit den Bauarbeiten begonnen werden kann.

Kaufinteressierte können sich per Mail melden: jutta.wenningmann@ib-bau.de