Oberhausen. Das Angeln als Hobby erfährt in der Corona-Pandemie neue Beliebtheit. Warum zieht es gerade jetzt immer mehr Menschen an die Gewässer?
Nach wie vor hat die Corona-Pandemie das tägliche Leben im Griff. Dazu gehört auch das Ausüben von Hobbys, die manch einer nun hinten anstellen muss. Anders sieht es dagegen beim Angeln aus, das in den letzten Monaten auch in Oberhausen einen Zulauf erfährt.
Dabei, so berichtet Eva-Maria Rohmann, Vorsitzende des Rheinischen Fischereiverbandes, Bezirk Rhein-Ruhr, sind es vor allem Menschen, die bereits früher geangelt haben und deren Leidenschaft im Lockdown neu entfacht wurde. „Viele, die jahrelang nicht mehr die Angelrute rausgeholt haben, sind jetzt wieder voller Tatendrang“, berichtet Rohmann, selbst seit Jahrzehnten begeisterte Anglerin.
Die Erklärung für die wiederentdeckte Angel-Passion: „Es ist das Erlebnis Natur, welches die Menschen besonders in diesen Zeiten wieder erleben möchten.“ Zudem würde das Angeln für Ruhe und Entspannung sorgen, bei entsprechender Wetterlage auch das Immunsystem stärken, bekräftigt Rohmann, die auch als Vorsitzende des Sport Angler Verein Oberhausen-Lirich fungiert.
Prüfung notwendig
Angeln darf man nicht einfach so: Nach bestandener Fischerprüfung – auf die man sich in mehrstündigen Lehrgängen vorbereitet – muss man beim Ordnungsamt einen Fischereischein beantragen. Das ist ein Ausweispapier mit Lichtbild, das fünf Jahre lang gilt. Damit man damit auch in Oberhausener Gewässern angeln darf, fehlt noch der Fischereierlaubnisschein, also die Lizenz.
Normalerweise werden zwei Prüfungen mit bis zu 200 Personen im Jahr abgehalten, wobei diese aktuell ins Stocken geraten sind. „Neulinge stehen derzeit auf dem Trockenen, da wir keine Prüfungen durchführen können“, berichtet Rohmann mit Blick auf den Bezirk Rhein-Ruhr, wo knapp 20 Oberhausener Angelvereine angemeldet sind. Rund 50 Prüfungen stehen noch aus dem Vorjahr aus, die in diesem Jahr nachgeholt werden sollen. „Wir hoffen auf die Zeit nach Ostern, wobei uns die Corona-Krise noch das ganze Jahr über begleiten wird.“
Immer mehr Frauen
Somit müsse man abwarten, so Rohmann weiter, ob der positive Trend nur ein Strohfeuer ist. Grundsätzlich zeigt sich die Oberhausenerin optimistisch, dass Angeln weiter im Fokus bleibt. Und das nicht nur, was die männliche Zunft angeht. „Beim Prüfungslehrgang vergangenen Sommer hatten wir 25 Prozent Frauenanteil“, berichtet Rohmann stolz. „Angeln ist auch eine Familienangelegenheit, die von Generation zu Generation weitergetragen wird. Dazu gehören mittlerweile auch immer mehr Frauen.“
Noch fest in Männerhand
Etwa eine Million Menschen sind in Deutschland in einem Anglerverein organisiert.Laut einer Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach sagen rund fünf Millionen Deutsche, sie würden ab und zu oder regelmäßig angeln.Ungefähr 94 Prozent der deutschen Angler sind männlich.
Derweil muss das Vereinsleben jenseits der Angelrute weiterhin ruhen, wie Uwe Kanne vom Angelsportverein Sterkrade mit Bedauern feststellt, denn: „Es ist von Nöten, dass man sich regelmäßig trifft, um so die anfallenden Gemeinschaftsarbeiten zu erledigen, wie zum Beispiel Reinigungsarbeiten an unserem Gewässer, dem Weiher.“ Schließlich seien Umwelt- und Artenschutz untrennbar mit dem Angelsport verbunden. Hierfür, so erklärt Kanne, werden jährlich viele Stunden aufgebracht. „Es ist nicht nur die Hege und Pflege des Fischbestandes, sondern auch das ganze Umfeld eines Gewässers, was gepflegt werden muss.“
Allein 2020 mussten acht Einkaufswagen aus dem Gewässer in Sterkrade geholt und mit Hilfe der Stadt entsorgt werden. Daneben kann Uwe Kanne aber auch erfreuliche Nachrichten vermelden. „Bedingt durch die Pflege des Gewässers und des Umfeldes sind wir stolz darauf, zwei Pärchen Eisvögel am Weiher zu haben. So haben wir auch fünf Pärchen Graureiher, die hier auch brühten.“