Eros der Nasen: Ludwig Galerie widmet Ralf König die erste Ausstellung. Erzählte Geschichten. Comics als Mittel zum Zweck.





„Die Schau verwandelt das Schloss in eine Galerie für aktuelle Kunst.” Kulturdezernent Apostolos Tsalastras ist begeistert. Die Ausstellung, die einen Überblick über das Schaffen von Ralf König, der als wichtigster Comic-Zeichner Deutschlands gehandelt wird, liefert, motiviert den bekennenden Fan des Genres zu Zukunftsplänen: „Wir bauen das Haus noch weiter aus zu einer ersten Adresse für Comic und Karikatur.”

Christine Vogt, Direktorin der Galerie, ist gestern ein Stein vom Herzen gefallen, denn Ralf König, der ihr und Kurator Uwe Eichholz bei der Gestaltung der Schau seiner Originale völlig freie Hand ließ und sogar bereit war, einige seiner kleinformatigen Comics in großformatige Bilder zu verwandeln, gefällt die Präsentation. „Sie sehen mich ziemlich glücklich”, sagte er. „Ich hab' im Leben nicht gedacht, dass ich mal in einem solchen Haus gezeigt würde und war sehr skeptisch, ob es etwas werden könnte. Ich habe meine Originale nie wirklich wertgeschätzt. Wenn's gedruckt war, hatte es für mich keine Bedeutung mehr” – und wanderte in die Kiste. Diese übergab er Christine Vogt, die nun begann „den Kram” (König) zu sichten und zu ordnen. Während sie damit gut beschäftigt war, verwandelte König seine Kölner Dachwohnung in ein Atelier. „Mich guckten immer diese Nasen an und riefen: Mal mich fertig!” Der Mann, der seine Geschichten auf winzigen Formaten erzählt, gibt zu, dass ihm der Umgang mit Pinsel und Farbe einiges abverlangte. „Das ist eigentlich nicht mein Ding”, sagt er. „Die Bilder erheben keinen Anspruch auf Malerei.” Wirken aber wunderbar plakativ und bewirken, dass der Besuch der Ausstellung etwas weniger anstrengend ist. Denn: Wer all die winzigen Comics, die zu sehen sind, lesen wollte, brauchte ganz sicher mehr als einen Tag.

Alle Hauptwerke Königs sind in dieser „Werkschau” vertreten, nicht vollständig, versteht sich. „Wir haben die ausgesucht, die nicht so textlastig sind”, so Vogt. „Wer mehr will, muss die Bücher lesen.”

Er sei ein leidenschaftlicher Geschichtenerzähler, die Zeichnungen seien Mittel zum Zweck, sagt König. Es gehe ihm nicht ums Provozieren, sondern darum, zu kommentieren. Damit begann er in den 80er Jahren, als er durchaus selbstironisch die Schwulenszene aufs Korn nahm. 1987 erschien seine Comic-Erzählung „Der bewegte Mann”, die, 1994 von Söhnke Wortmann verfilmt, 6,5 Millionen Zuschauer erreichte und mit dem Bundesfilmpreis ausgezeichnet wurde. Dass der Alltag von Konrad und Paul heute nicht mehr vom Hocker reißen würde, gibt König zu. „Das Thema ist durch. Ist ja auch gut.” Und so freut es ihn auch nicht wenig, dass sein neues Thema Religion Kritiker alarmiert. Das gilt ebenso für seine zeichnerische Kommentierung von Karikaturenstreit und Islam wie für seine Serien Prototyp und Archetyp, die in der F.A.Z.veröffentlicht wurden, auf die einige Leser empört reagierten. König: „Ich habe keine Lust, Respekt zu haben vor den heiligen Schriften.” So lässt er Adam in den Apfel beißen, erfindet eine neue Schöpfungsgeschichte, und die Schlange führt einen Dialog mit Gott über Fortpflanzung, Sexualität, Versuchung. Was er seiner Ausstellung wünscht? „Ich hoffe, die Leute haben Spaß!”