Gelsenkirchen. Als eine 23-Jährige mit Schwindel und Gefühlsstörungen in den Gliedmaßen ins Gelsenkirchener Sankt Marien-Hospital kam, erhoffte sie sich Hilfe. Doch in der Ambulanz ließ man sie erst einmal eine Dreiviertelstunde warten. Auch auf die Anrufe des Pflegers sah kein Arzt nach der Frau.
Stell dir vor, du kommst ins Krankenhaus, und kein Arzt kümmert sich um dich. So passiert im Sankt Marien-Hospital: Mit Schwindel, der Ohnmacht nahe und kaum mehr einem Gefühl in Armen und Beinen lieferte die Besatzung eines Rettungswagens eine 23-Jährige am Abend in das buersche Krankenhaus ein. In der Notaufnahme, berichtet ihr Ehemann weiter, habe sich die diensthabende Ärztin nicht blicken lassen. Das Ende vom Lied: Nach einer guten Dreiviertelstunde kam die Frau ins Bergmannsheil.
In anderes Krankenhaus verlegt
„Ich war schockiert, hatte Angst um meine Frau”, beschreibt der Ehemann die Situation in der Notaufnahme des Sankt Marien-Hospitals. Auch der Pfleger sei entsetzt gewesen, habe die Ärztin mehrfach telefonisch aufgefordert, von der Station zu kommen – vergeblich. Als sich abzeichnete, dass sich kein Arzt um die Patientin kümmert, habe sie ein Rettungswagen ins buersche Bergmannsheil gefahren. „Dort kam der Arzt sofort von der Station”, so der 26-Jährige.
„Da ist etwas schief gelaufen”, kommentiert Uwe Becker, Sprecher des Sankt Marien-Hospitals, den Vorfall, ohne ins Detail zu gehen. Nachdem die WAZ nachhakte, entschuldigte sich der Chefarzt mit einem Blumenstrauß bei den Bueranern. „Nett” finden sie die Geste und geben sich zufrieden mit der Entschuldigung – auch, weil die Bankkauffrau bei der Entbindung der heute sieben Monate alten Tochter in der Klinik so gut betreut worden seien. Und doch: Gibt es künftig Probleme, sagt der Ehemann, ziehe er das Bergmannsheil vor.
Offenbar Konsequenzen für die Ärztin
Der Patientin geht es übrigens wieder besser: Durch die Behandlung im Bergmannsheil, berichtet der Ehemann, habe sich ihr Zustand schnell verbessert – und sie konnte noch am selben Abend nach Hause zurückkehren.
Für die Ärztin des Sankt Marien-Hospitals hatte die Angelegenheit offenbar Konsequenzen. „Wir haben uns von ihr getrennt”, sagt Klinik-Sprecher Uwe Becker – ohne Verweis auf die Gründe.