Das Atelierhaus Ludwigstraße öffnet zum vierten Mal seine Pforten. Es sollen auch Menschen angelockt werden, die in der Regel um ein Museum ehrfurchtsvoll einen großen Bogen machen.





Nicht ehrfuchtsvolles Flüstern im Museum, sondern schwellenangstbefreites Plaudern im Atelier über Kunst und Künstler – und natürlich mit den Künstlern: angesagt unter dem Motto „Kunst und Gegrilltes” am Samstag, 9. August, ab 18 Uhr im Atelierhaus Ludwigstraße. Das erste und bisher einzige unabhängige Atelierhaus Oberhausens öffnet bereits zum vierten Mal seine Türen. Ausgestellt werden Bilder, Zeichnungen und Skulpturen, die so unterschiedlich sind wie die Bewohner des Atelierhauses: Guido Berndsen, Christian Ermke, Jeremy Do Etse, Petra Leipold, Brigitte Münch und Jens Jakob. Axel Scherer führt um 19 Uhr durch die Atelierräume und stellt die Künstler und ihre Arbeiten vor. Als Gastkünstlerin wird in diesem Jahr Birgit Fiolka mit dabei sein, die um 21 Uhr aus ihren neuen Roman „Amazonentochter” liest. Begleitet wird sie von der Tänzerin Kalizad, die zur szenischen Lesung amazonische Waffentänze vorführt. „Unser Motto Kunst und Gegrilltes ist bewusst gewählt, weil wir auch Oberhausener ansprechen möchten, die um Ausstellungen in edlen Galerien normalerweise einen großen Bogen machen”, erläutert Ermke. Vielmehr legen die sechs Künstler einen Schwerpunkt darauf zu zeigen, wo und wie sie arbeiten – jeder auf seine ganz persönliche Art und im eigenen Atelier. Ein verbindendes Element zieht sich wie ein roter Faden durch fast alle Ateliers: der Mensch. Ermke fotografiert Männer und Frauen, verbindet Ästhetik mit innerer Zerrissenheit. Ihm geht es um Körper in ihrer Unterschiedlichkeit und Vielfältigkeit. Während bei Ermke hauptsächlich starke Kontraste auffallen, springen bei Jeremy Do Etse als erstes die Farben ins Auge. Der im westafrikanischen Togo geborene Künstler vermischt traditionelles afrikanisches Kunsthandwerk mit Einflüssen moderner europäischer und afrikanischer Kunst. Im Mittelpunkt steht für ihn der Mensch, der sich in Familie und Gemeinschaft geborgen fühlt.




Petra Leipold (Pele) sieht ihre Kunst als Mittlerin zwischen den Welten. Sie bedient sich einer figurativen Zeichensprache, um Gefühle und Gefühlswelten zu vermitteln. Menschen werden als Symbole und Figuren dargestellt, den so genannten Memory Icons. Es bleibt Raum für den Betrachter, das Werk zu lesen, zu vollenden und zu interpretieren. Bei Brigitte Münch sind es vor allem Frauen, genauer lesende Frauen, die sie darstellt. Bücher sind für sie ein wichtiger Teil ihres Lebens. Sie symbolisieren für sie nicht nur Bildung, sondern auch Phantasie, Ausflüge in andere Welten. Doch bei aller Kreativität liegt der gelernten Goldschmiedin die handwerklich saubere Ausführung ihrer Ideen besonders am Herzen. Dass Perfektionismus und Humor nicht im Widerspruch stehen müssen, zeigen ihre anderen Arbeiten, z.B. die Tiermotive – Bilder mit Pinguinen und Ratten im Mittelpunkt. Bei ihrem Ateliersnachbarn Guido Berndsen findet man traditionelle Motive, figürliche Szenen, einzelne Gestalten und Köpfe als Hauptthema einer Bildidee. Nach anfänglicher Gegenständlichkeit setzt bei ihm ein Prozess der Zerstörung, Übermalung, Findung neuer Formen ein, so dass sich figürliche Szenen verwandeln, ihre Eindeutigkeit einbüßen und die Grenzen zum Abstrakten streichen. Jens Jakob, erst seit diesem Jahr im Atelierhaus, findet in diesem Umfeld seinen Raum, um Empfindungen in Objekten Form und Ausdruck zu geben. Bevorzugt setzt er Kontrapunkte durch Kombination verschiedener Materialien und verarbeitet auch Fundstücke aus Metall oder Holz, die er bei seinen zahlreichen beruflich bedingten Auslandsreisen entdeckt.