Bei Gardinen Koch kann man Fensterkleider kaufen, seit genau 50 Jahren schon, weswegen die Firma in diesen Tagen Jubiläum feiert.

Der Familienbetrieb führt aber auch Rollos, Teppichböden, Bezugs- und Dekostoffe, so dass im Ladenlokal die Fahrzeuggeräusche der lärmigen Duisburger Straße deutlich gedämpft erscheinen. Wir reden über Räume und Wohnglück mit der Geschäftsinhaberin Andrea Koch-Boelter (48). Sie erst Raumausstattung gelernt, dann Innenarchitektur studiert.

Wenn Sie Ihr Geschäft betrachten: Sind Sie mit der Größe des Ladens zufrieden, oder hättten Sie es gerne geräumiger?

Andrea Koch-Boelter: Nein, wir haben rund 100 qm Verkaufsfläche und hinten noch einmal 60 qm Werkstatt. Damit kommen wir gut aus. Wir müssen uns ja auch nicht, wie früher, die kompletten Stoffballen auf Lager legen, sondern haben hier fast ausschließlich Muster.

Kommen die Kunden zu Ihnen ins Geschäft, oder suchen Sie die Leute zu Hause auf?

Wir fahren oft raus. Denn eine Ferndiagnose zu stellen, ist häufig schwer. Mein Standardsatz lautet immer: Zeig mir deine Fenster, und ich sag dir, wer da wohnt. Auch wenn die Leute keine Gardinen haben, sehe ich, ob jemand die Blumentöpfe einfach hingeknallt hat, oder ob da etwas gestaltet wurde.

Zeigen Ihnen die Leute eigentlich ihre gesamte Wohnung, damit Sie sich ein Bild machen können?

Eigentlich zeigen Sie mir nur das Zimmer, um das es geht. Aber ich habe freien Zugang. Es gibt keine Taburäume.

Was erfahren Sie im Gespräch über die Wohnbedürfnisse Ihrer Kunden?

Vieles. Ist jemand Langschläfer oder Frühaufsteher? Will er oder sie sich nach außen abschotten oder offenen Zugang schaffen? Man merkt auch sofort: Ist jemand penibel und möchte alles straight haben, oder mag er es opulenter, üppiger?

Richten Sie sich immer nach diesen Vorlieben, die Sie entdecken, oder raten Sie auch schon mal zu einer grundlegenden Veränderung?

Nein, das tue ich nicht. Es geht ja darum, dass jemand damit glücklich wird, wie er wohnt. Ob gemütlich oder cool.

Hat sich die Art, wie Leute ihren Wohnraum nutzen, über die Jahre geändert?

Es ist auf jeden Fall offener geworden, die einzelnen Räume sind nicht mehr so strikt abgetrennt wie früher. Man hat offene Küchen, oder im Esszimmer steht der Laptop auf dem Tisch, und daneben spielen die Kinder. Es gibt aber auch Kunden, die so große Häuser haben, dass sie sich rein repräsentative Räume erhalten können.

Wie wohnen Sie selber?

In einem alten Siedlerhaus in Speldorf, das wir entkernt und saniert haben. Die Einrichtung ist ein Mix aus unserem Leben: Da gibt es einige Antiquitäten, aber auch moderne Klassiker.

Haben Sie es in Räumen lieber kühl oder warm?

Warm.

Mögen Sie es hell beleuchtet oder schummrig.

Lieber hell.

Leben Sie lieber im Erdgeschoss oder unter dem Dach?

Schwer zu sagen, da wir beides haben. Aber wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich wohl ins Dachgeschoss ziehen.

Dürfen Sie auch das Zimmer Ihres 17-jährigen Sohnes einrichten und gestalten?

Nein, da halte ich mich völlig raus. Das räumt und baut er dauernd ganz individuell um. Er hat auch eine kreative Ader und in der Schule das Fach Kunst als Leistungskurs. Ich will ihm aber nicht andichten, dass er als dritte Generation ins Geschäft einsteigt.

Gibt es einen bestimmten Raum oder ein Haus in Mülheim, das Sie sich gerne einmal vornehmen würden?

Darüber habe ich noch nie nachgedacht. Vielleicht, eine ganz spontane Idee: Im Doppelhochhaus am Hans-Böckler-Platz würde ich gerne mal zwei identische Wohnungen mit gleichem Grundriss unterschiedlich gestalten. Genau aufs Individuum zugeschnitten. Das wäre eine attraktive Aufgabe!