Alstaden-Fans sind gleich zwei unserer Leserbeirats-Mitglieder: Birgit Wieners, die dort aufwuchs, den Stadtteil mal für kurze Zeit verließ und wieder heimkehrte und Heidi Scholz-Immer, die seit 1980 in Alstaden wohnt. Wir treffen sie hinter dem Deich.
In Vorbereitung auf unseren Spaziergang hat Heidi Scholz-Immer Senioren befragt, was an Alstaden so liebenswert ist. „Die Ruhrnähe, das Biotop, die Atmosphäre”, zählt sie ein paar Aussagen auf. Man treffe stets Bekannte und wer wegziehe, komme garantiert wieder zurück.
Birgit Wieners bestätigt das: „Als wir zurückgezogen waren, habe ich zwei Alstaden-Becher mit Kaffee gefüllt, mit meinem Mann angestoßen und gesagt: Jetzt sind wir wieder zu Hause.”
Wir machen uns auf den Weg, einen wunderschönen Ausblick zu genießen. Am Gelände des AKC-Kanuclubs, der „wegen guter Leistungen ständig in der Zeitung steht”, wie Frau Wieners weiß und am breitensportlich orientierten „PV Wabu“ vorbei – „hier habe ich Paddeln gelernt” – geht’s auf den Deich. Bei sonnigem Herbstwetter ist der Blick auf Oberhausens Stückchen Ruhr einfach ein Traum. Spaziergänger sonnen sich auf den Bänken, Hunde tollen herum, Schwäne ziehen vorbei. Wir können den Ruhrpark und bis nach Mülheim sehen. Unsere Begleiterinnen wissen, dass der Anleger geschaffen wurde, um die Halde per Schiff abzutragen. Die habe geschwelt und gebrannt. „Das war damals für mich wie ein Weltwunder”, erinnert sich Heidi Scholz-Immer. Die stinkenden Wolken, der Rauch...”
Aus einem Deichspaziergang wird nichts, über die Straße Am Ruhrufer führt unser Weg an den Zechenhäuschen vorbei. Wir biegen links in den Steigerweg ein und sind mit wenigen Schritten in einer anderen Welt. „Ich wollte Ihnen zeigen, dass man hier in der Zeit nach der Zeche architektonisch anspruchsvolle Neubauten errichtet hat.“ Wir stehen auf einem interessant gestalteten Dorfplatz vor dem Bürgertreff „Ruhrpott”. Auf einer Tafel ist zu lesen, dass „Ruhrpott e.V. gemeinsam leben und wohnen” und die „Wohnungsgenossenschaft Werkbundsiedlung“ Hausherren sind. Wir laufen über die Behrensstraße Richtung Bebelstraße. In „Zeche Alstaden” haben sie die Bushaltestelle zur Erinnerung umbenannt. Apropos Haltestelle: Dass der Bus bis zur alten Mitte nur zehn Minuten fährt, ist noch so ein Vorteil, mit dem Alstaden punktet.
Links befinden sich Seniorenwohnungen im Wilhelm-Meinecke-Haus, rechts ist die Kneipe „Zur Ruhr Aue”. Ja, die vielen kleinen Eckkneipen sind auch Stadtteil-typisch. An der Ecke Hönnestraße entdecken wir einen Birnbaum, der dicke, reife Früchte trägt.
Wir biegen in die Bebelstraße ein und stehen staunend vor dem wunderbar hergerichteten alten Bürgermeisteramt, vor dem seit der Feier zum 100-jährigen Jubiläum der Zugehörigkeit Alstadens zu Oberhausen ein Stein mit Tafel an die Eingemeindung erinnert. Leider befindet sich gegenüber das Haus, das unsere Alstaden-Expertinnen „die Ruine” nennen.
Beim Stichwort Einkaufsmöglichkeiten fallen die Namen Aldi, Lidl, Netto, Kaufpark. „Früher waren mehr Geschäfte hier”, sagt Birgit Wieners. Für sie ist der Fröbelplatz Herz des Stadtteils. Hier hat sie schon als Kind auf den Bus gewartet. Hier steht die Figur des Bauern Fröbel, ein schönes Beispiel für Kunst im öffentlichen Raum.
Doch kehren wir ein ins evangelische Emmaus-Gemeindehaus. Hier hat Heidi-Scholz Immer für uns Kaffee bestellt. Auf dem Kirchengelände erinnern Förder-Rad und Lore an den Bergbau. „Jetzt haben Sie nur Alstaden-West gesehen”, bedauert Heidi Scholz Immer. Macht nichts. Den Ostteil nehmen wir uns ein anderes Mal vor. Birgit Wieners verrät noch einen wichtigen Grund fürs Wohnen in Alstaden: „Es ist hier einfach göttlich ruhig.”
Alstaden grenzt nördlich an die Stadtteile Lirich und Alt-Oberhausen, östlich an den zu Oberhausen gehörenden Teil Styrums, südlich an die Mülheimer Stadtteile Styrum und Speldorf sowie westlich an den Duisburger Stadtteil Meiderich. 1910 erfolgte die Eingemeindung. In dem Stadtteil leben 16 879 Menschen, der Ausländeranteil beträgt 6,9%. 10 103 Bürger sind zwischen 25 und 64 Jahre alt, 3 882 sind 65 Jahre und älter, 3 821 Kinder und Jugendliche (0 bis 21 Jahre) leben dort. Die Arbeitslosenquote beträgt 6,9%, arbeitslos gemeldet sind 938 Personen. Es gibt zwei katholische Kirchengemeinden, St. Peter und St. Antonius, sowie die evangelische Emmauskirchengemeinde. Eine fast ebenso große Bedeutung wie die Zeche Alstaden hatte für die Entwicklung der Gemeinde die Zeche Concordia, weil ein Großteil der Belegschaft in Alstaden wohnte.