Mülheim. Fehlsichtigkeiten können nicht nur mit Brillen oder Kontaklinsen, sondern auch operativ korrigiert werden. Ist das immer sinnvoll? Ein Interview mit dem Chefarzt der Mülheimer Augenklinik.
Wer kurz- oder weitsichtig ist, dem kann auch oft durch eine Operation geholfen werden. Ist das immer sinnvoll? Nachgefragt bei Dr. Cay C. Lösche, Chefarzt der Augenklinik.
Brille, Kontaktlinsen, OP – wozu raten die Augenärzte?
Dr. Cay C. Lösche: Aus ärztlicher Sicht versucht man bei einer Fehlsichtigkeit zunächst, mit Brille oder Kontaktlinsen auszukommen; das sind die Methoden der ersten Wahl. Rund 40 Millionen der Erwachsenen und 1,6 Mio Kinder haben eine Fehlsichtigkeit. Man muss nicht alle operieren.
Keine Brille mehr zu benötigen, klingt aber für viele fehlsichtige Menschen sehr reizvoll...
Lösche: Es ist nicht ohne Grund so, dass die Kassen in der Regel – gesetzliche wie private – eine solche operative Korrektur nicht bezahlen. Es ist meistens nicht medizinisch indiziert, sondern der Patient wünscht den Eingriff im Sinne einer Lifestyle-Operation. Es ist nun keine kosmetische Operation, aber es geht schon ein bisschen in diese Richtung.
Welches Verfahren wird angewendet?
Lösche: Das Laserverfahren hat sich als sehr sicheres Verfahren bewährt. Es kommt bei Patienten bei Kurzsichtigkeit bis zu 8 Dioptrien und bis zu einer Weitsichtigkeit von 4 Dioptrien in Frage. Hier kann man bei den meisten die Abhängigkeit von einer Brille hervorragend reduzieren. Für Patienten, die von ihrer Fehlsichtigkeit stark beeinträchtigt sind, ist das ein wahrer Segen, sie kommen gut damit zurecht. Es ist aber medizinisch keine harte Indikation. Bei bestimmten Berufsgruppen können andere Aspekte ausschlaggebend sein – etwa, wenn man immer im Freien arbeitet oder als Koch – da kann es aus beruflichen Gründen durchaus sinnvoll sein, die Brille quasi weg zu operieren.
Was tun Kurzsichtige mit mehr als 8 Dioptrien?
Lösche: Wenn bei Älteren ein grauer Star entsteht oder die Linse trübe wird, kann man die notwendige OP mit der Möglichkeit verbinden, auch die Fehlsichtigkeit zu operieren. Das geht sogar bis zu 30 Dioptrien, also praktisch bei jedem. Man kann auch bei Patienten mit einer Kurzsichtigkeit über 8 Dioptrien operativ eine Linse vor die natürliche Linse setzen. Diese Patienten profitieren enorm, sie sehen in der Regel nach dem Eingriff wesentlich besser als vorher.
Ist die Lasermethode altersabhängig?
Lösche: Das Auge sollte sich nicht mehr in der Brechkraft ändern, es sollte also ausgewachsen sein, die Brillen sollten sich in den letzten zwei, drei Jahren nicht mehr groß verändert haben. Bei Kindern kann man das nicht machen. Es geht aber auch bis ins höhere Alter, nur, wenn man sieht, dass sich die Linse schon trübt, ist es besser, statt eines Hornhaut-Eingriffs eine Linsenoperation durchzuführen.
Eingriffe am fehlsichtigen, aber ansonsten gesunden Auge muss man sich genau überlegen...
Lösche: Ja. Wir sehen es in der Augenklinik als unsere Hauptaufgabe an, Patienten dahingehend zu untersuchen und zu beraten, ob ein solcher Eingriff in Frage kommt oder eher nicht. Wir führen sehr viele dieser Operationen durch.
Sind denn Komplikationen zu befürchten?
Lösche: Die Komplikationsrate liegt etwa in der Größenordnung – oder sogar darunter – der Schwierigkeiten, die mit Kontaktlinsen auftreten können. Die Laserverfahren, die Geräte, sind inzwischen so sicher geworden, dass Störungen nicht mehr zu erwarten sind.
Was wird anders gemacht?
Lösche: Um Narben an der Oberfläche der Hornhaut zu vermeiden, wird heute ein dünner Deckel in die Hornhaut geschnitten und die Behandlung in den Tiefenschichten der Hornhaut durchgeführt. In der Regel kann der Patient schon am nächsten Tag richtig gut sehen. Komplikationen sind dabei extrem selten.
Über Korrekturen von Sehfehlern informieren Frau Dr. Baydoun und Frau Hartl (Augenklinik) sowie Frau Dr. Kasperski (Augenärztin) am Mittwoch, 9. Februar, 17 Uhr, im Konferenzsaal des Ev. Krankenhauses. Der Eintritt ist frei, Fragen erwünscht. Weitere Informationen im Internet unter www.Klick-Durchblick.de