In der evangelischen Ladenkirche bekommen Gäste zu günstigen Preisen und in angenehmer Atmosphäre ein Mittagsmahl. Das Angebot erfreut sich zunehmender Beliebtheit.
Die evangelische Ladenkirche in der Kaiserstraße 4 fällt wohl nicht jedem als erstes zum Thema „Mittagessen” ein – aber die üblichen Merkmale einer Kirche vermisst man sowieso, sobald man den mit hellen Holzmöbeln eingerichteten Raum betreten hat. Das heißt: Man vermisst sie nicht, denn hier sieht alles behaglich und freundlich aus.
Hinter der Theke wachen Alexandra Scheikowski und Christian Kielmann über das vielversprechend duftende Essen. „Wir bieten jeden Tag eine Suppe und einen Auflauf an”, erklärt Scheikowski. Der Auflauf muss aber nicht immer ein Auflauf sein: „Der heißt nur so, weil er in einer Auflaufform gebacken wird”, lacht die junge Frau. Heute handelt es sich dabei zum Beispiel um Hähnchenkeule mit Kartoffeln – und das zum bescheidenen Preis von nur 2,80 Euro. Doch das Angebot richtet sich nicht unbedingt an die sozial Schwachen: „Die gehen eher in die Diakonie. Dort ist es noch günstiger.”
Nach ihren Gästen befragt, sagt Scheikowski: „Ganz verschieden, Jung und Alt.” Man muss sich nur umsehen, um das zu erkennen. An einem der massiven Holztische sitzt eine dreiköpfige Familie, an einem anderen eine Frau einem älteren Herren gegenüber, der vielleicht ihr Vater ist. An wieder einem anderen Tisch plaudern drei ältere Damen fröhlich bei einem Teller Suppe.
Gegenüber der Theke hat es sich Peter Kretz gemütlich gemacht, der so gern herkommt, dass er mit der Bedienung schon per du ist. „Heute freu' ich mich auf das Hähnchen! Ich habe nämlich noch nichts gefrühstückt”, sagt er. Kretz schätzt am Mittagessen in der Ladenkirche die Ruhe und die Atmosphäre. Und es sei immer möglich, dass „jemand reinkommt, den ich kenne.”
„Mir schmeckt's hier immer”
Marianne Lierhaus, die wenige Stühle weiter mit ihren Freundinnen die Tagessuppe verköstigt, macht deutlich: „Mir schmeckt's hier immer.” Sie komme hin und wieder hierher, die Ladenkirche böte aber abends auch häufig „sehr interessante Vorträge” an – und dorthin gehe sie fast noch öfter als zum Essen.
Der eigentlich kirchliche Bereich befindet sich links vom Gastraum. Dort wirkt Frau Dr. Nina Gutmann und hier können Gäste kurze christliche Gespräche führen, Trost finden und vielleicht sogar in die evangelische Kirche (wieder-)eintreten. Außerdem können hier zu Gunsten eines Kinderhilfsprojektes in Venezuela Bücher bei der Bücherbörse des Vereins „Las Torres” erworben werden. Viele Besucher sind an beiden Bereichen der Einrichtung interessiert, man kann aber auch einfach nur für ein gemütliches Essen herkommen.
„Die großen Räume: so hell und licht!”
Das gastronomische Angebot in der Ladenkirche wird von der Diakonie getragen. Seit drei Jahren existiert es nun, und augenscheinlich hat es in dieser Zeit viele Anhänger gefunden. Anna Alves, die gerade ihre Mahlzeit beendet hat, erzählt begeistert, sie komme „alle zwei Wochen” und schätze die freundliche Bedienung, die leckere Suppe und den guten Kaffee. Ihr gefallen aber auch „die großen Räume: so hell und licht!” Sie findet gut, dass die Kirche mit diesem schönen und günstigen Mittagsangebot für ihre Mitglieder (aber nicht nur für die!) sorge.
Peter Kretz bringt es auf den Punkt: „Ich nenne das eine Rundum-Wohlfühl-Atmosphäre.”
Die evangelische Ladenkirche hat geöffnet montags bis freitags von 10 - 19 Uhr und samstags von 10 - 14 Uhr. Außer den Mittagsgerichten werden auch Frühstück sowie Kaffee und Kuchen angeboten.