Oberhausen. Seit drei Jahren breitet sich der Eichenprozessionsspinner in Oberhausen immer stärker aus. Die Stadt setzt ab 2021 ein neues Biozid ein.

Für die Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners muss die Stadt im kommenden Jahr vermutlich deutlich tiefer in die Tasche greifen als in diesem Jahr. Exakt lassen sich die Kosten zwar noch nicht beziffern, aber die Verwaltung hat bereits 120.000 Euro in der Haushaltsplanung für das kommende Jahr veranschlagt. 2020 beliefen sich die Kosten auf rund 81.000 Euro.



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Die Nester des Eichenprozessionsspinners lassen sich auch durch spezielle Sauger entfernen.
Die Nester des Eichenprozessionsspinners lassen sich auch durch spezielle Sauger entfernen. © dpa | Friso Gentsch



Seit 2018 machen die Raupen mit ihren Brennhaaren den Oberhausenern vermehrt zu schaffen. Experten gehen davon aus, dass der Klimawandel die Ausbreitung der Tiere fördert: Die Raupen mögen Wärme. Ihre feinen Härchen enthalten ein Nesselgift, das Hautausschläge, Reizungen der Augen, Atemnot und sogar einen allergischen Schock auslösen kann. Nicht nur Menschen sind gefährdet, sondern auch Hunde und andere Tiere. Auch den Eichen schaden die Raupen: Wie in einer Prozession – daher der Name – ziehen die Tiere in Massen von der Brutstätte zu den Blättern. Dort fressen sie das Laub von den Bäumen.

Biozid tötet auch andere Tiere

Zur Bekämpfung der Raupen setzt die Stadt seit 2018 auch ein Biozid ein. Das Gift tötet allerdings nicht nur die Raupen des Eichenprozessionsspinners, sondern auch alle anderen pflanzenfressenden Insekten – mit Ausnahme von Bienen, wie der Hersteller des Mittels Neem Protect verspricht. 2021 will die Stadt erstmals zu einem anderen Biozid mit Namen Foray ES greifen. Vorteil: Es soll selektiver sein, andere Insekten nicht schädigen.



In der Kritik steht es dennoch: Das Gift tötet nicht nur die Larven des Eichenprozessionsspinners, sondern sämtliche Schmetterlingsraupen. Experten des Naturschutzbundes BUND warnen, dass dadurch Vögel und Fledermäuse weniger Nahrung finden. Doch eine andere Wahl hat Oberhausen nicht: Setzen Städte bei der Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners auf die Chemie-Keule, müssen sie sich zwischen Neem Protect und Foray ES entscheiden. Es sind die beiden derzeit einzigen zugelassenen Produkte.

1500 Eichen werden besprüht

Natürlicher Feind der Spinner-Raupen: Meisen (hier eine Kohlmeise mit einer anderen Raupe).
Natürlicher Feind der Spinner-Raupen: Meisen (hier eine Kohlmeise mit einer anderen Raupe). © dpa | Silas Stein



Und so wird Oberhausen im kommenden Frühjahr rund 1500 städtische Eichen prophylaktisch mit dem Biozid behandeln. Auf der Liste stehen Straßenbäume und Bäume an Spielplätzen, Schulen oder Kitas, Zebrastreifen und Haltestellen. „Wir sprühen dort, wo die Menschen nicht ausweichen können“, erklärte Markus Werntgen-Orman, Leiter des Bereiches Umwelt bei der Stadt, jüngst auch den Mitgliedern des Umweltausschusses. In Wäldern und Parks sprühe die Stadt dagegen nicht, um die Natur nicht unnötig zu belasten – ganz im Sinne des Umweltbundesamtes, das den Einsatz des Biozids in Wäldern und Parks für „nicht angemessen“ erachtet.

Sollten dennoch Eichen an stark genutzten Wegen in Parks betroffen sein, kommt der Sauger zum Einsatz: die Bäume werden abgesperrt, die Nester entfernt. Ausschließlich auf diese mechanische Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners kann Oberhausen aus Sicht der städtischen Experten allerdings nicht setzen. Die Verbreitung der Raupen sei zu groß, die mechanische Bekämpfung käme an ihre Grenzen. Würde die Stadt auf den Einsatz des Biozids verzichten, wären die Kosten für die Bekämpfung der Raupen wohl doppelt so hoch.

Bei den Mitgliedern des Umweltausschusses stößt die Stadt auf Verständnis. Dass auch andere Schmetterlingsraupen getötet werden, „müssen wir für den Gesundheitsschutz der Bürger hinnehmen“, sagte etwa CDU-Sprecher Frank Bandel. „Gesundheitsschutz geht vor“, meinte auch Grünen-Sprecherin Marga Dresen. Das Biozid solle dennoch „so selektiv wie möglich“ eingesetzt werden. Der Ausschuss hat den Maßnahmenkatalog zur Raupen-Bekämpfung einstimmig beschlossen.