Mülheim. Mülheims Medl erhöht ihre Gaspreise zum Jahreswechsel kräftig. Grund ist die bundesweite CO2-Besteuerung. Ein aktueller Preisvergleich.

Zum Jahreswechsel steigen die Gaspreise in Mülheim kräftig an. Auch der örtliche Grundversorger Medl erhöht seine Preise – und das sogar im zweistelligen Prozentbereich.

Durch den neu eingeführten CO2-Preis verteuern sich deutschlandweit die Heizkosten für Gaskunden deutlich. Zum Jahreswechsel hatten laut dem Vergleichsportal Verivox Ende November bereits rund 260 Gas-Grundversorger Preiserhöhungen von durchschnittlich 6,7 Prozent angekündigt. Darunter ist auch Mülheims Medl.

Medl-Preise steigen um mehr als zehn Prozent

Die Medl erhöht die Preise zum 1. Januar demnach noch kräftiger als andere Marktteilnehmer. Auf Basis einer Berechnung für ein Muster-Einfamilienhaus mit einem Jahresverbrauch von 17.000 Kilowattstunden Gas erhöht sich die Jahresrechnung je nach Tarif um 10,6 Prozent (Tarif „Fairsorgt“), 10,9 Prozent (Tarif „Behaglich warm+“), 11,3 Prozent („Fairsorgt Erdgas + Strom“) oder 11,8 Prozent („Doppelwatt+“). Das entspricht für diesen Musterhaushalt Mehrkosten in Höhe von rund 120 Euro im Jahr.

Besonders kostspielig ist traditionell der Medl-Grundversorger-Tarif mit einem Arbeitspreis von 7,83 Cent pro Kilowattstunde und 5,71 Euro Grundpreis pro Monat. Bei benanntem Jahresverbrauch liegen die jährlichen Kosten dann im kommenden Jahr bei knapp 1400 Euro. Diesen Tarif gilt es für Verbraucher tunlichst zu vermeiden. Wer dem örtlichen Versorger treu bleiben will: Es gibt dort günstigere Tarife.

Preisvergleich offenbart: Musterhaushalt kann über 300 Euro im Jahr sparen

Am Markt gibt es zahlreiche Anbieter, die die Gasmenge deutlich günstiger als die Medl anbieten. Wendet man beim Preisvergleich die Empfehlungen der Verbraucherzentrale an, tut sich da bei einem Jahresverbrauch von 17.000 Kilowattstunden aktuell an erster Stelle ein Tarif des Frankfurter Energieversorgers Süwag auf, der mehrheitlich im Besitz der Eon-Tochter Innogy ist.

Die Süwag bietet die besagte Gasmenge in ihrem Online-Tarif „Ökogas pur“ aktuell (und seit Ende September) zu einem Preis von knapp unter 800 Euro an – und damit gut 350 Euro preiswerter als die Medl in ihrem günstigsten Angebot („Fairsorgt; 1154,30 Euro).

Anbieterwechsel ist oft eine Wette auf mittelfristig stabile Preise

Bei dem Süwag-Angebot ist allerdings noch nicht der Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent eingepreist, der ab Januar wieder gilt. Auch nicht ausgeschlossen ist, dass auch dieser Gasanbieter die Erhöhung der staatlichen Abgaben noch an die Verbraucher weitergeben und seinen Preis deutlich anheben wird. In diesem Fall könnten Verbraucher allerdings von der kurzen Kündigungsfrist von einem Monat Gebrauch machen und erneut wechseln.

[Verpassen Sie keine Nachrichten aus Mülheim und melden Sie sich hier für unseren kostenlosen Newsletter an!]

Deutlich wird aber bei diesem Beispiel, dass ein Anbieterwechsel immer auch die Unsicherheit mit sich bringt, ob der Preis beim neuen Anbieter zumindest mittelfristig stabil bleiben, ob sich für den Musterhaushalt am Ende des Jahres 2021 tatsächlich der Vorteil von mehreren hundert Euro realisieren wird.

Klimaschutz-Abgabe ab Januar kann auch später noch zu Preiserhöhungen führen

Laut aktuellem Preisvergleich beim Verbraucherportal Verivox bietet etwa der hessische Anbieter „Maingau Energie“ – eine Gesellschaft mehrerer Stadtwerke, der Rhenag und der Süwag Energie AG – bereits einen Tarif an, der die CO2-Steuer ab Januar bereits eingepreist hat in sein Tarifangebot namens „Maingau Gas Regio“. Hier sind 17.000 Kilowattstunden Gas für knapp 830 Euro zu beziehen; immer noch 300 Euro günstiger als bei der heimischen Medl.

Die ab 2021 geltende, bundesweite Klimaschutz-Abgabe auf fossile Energieträger von gut einem halben Cent pro Kilowattstunde Erdgas sorgt am Markt für reichlich Verwerfungen, bei Preisvergleichen müssen wechselwillige Verbraucher genau hinschauen, um zielsicher mittelfristig günstigere Alternativen auszumachen.

Medl-Vertriebschef: Wir können nicht hantieren wie ein Discounter

Bei der Medl weiß man darum, im Wettbewerb mit den Großen der Branche – wie etwa Eon mit seinen Töchtern – nicht jeden Preis mitgehen zu können. Einige Angebote am Markt erscheinen auch nur möglich, weil sich große Versorger an der Börse günstig mit riesigen Mengen Erdgas eindecken, um dann am nächsten Tag einen Sondertarif zu kreieren, den kleine Stadtwerke einfach nicht bieten können.

„Wir können nicht hantieren wie ein Discounter“, bleibt Medl-Vertriebschef Jan Hoffmann nur, auf den Kundenservice und die lokale Verwurzelung als Pluspunkte der Medl hinzuweisen. Er hofft, die gestaffelt geplanten Erhöhungen des CO2-Preises in den Folgejahren durch eine clevere Strategie bei der Beschaffung von Gasmengen kompensieren zu können – damit die Preise in den nächsten Jahren nicht weiter steigen.