Gelsenkirchen. Auf dem Hauptfriedhof Buer ist Gelsenkirchens erstes Kolumbarium eingeweiht worden. So funktioniert diese besondere Art der Bestattung.
Streng genommen ist der Name ein Witz, ein Wortspiel. „Kolumbarium“: Das leitet sich ab vom lateinischen Wort für Taube, „columba“, und bedeutet übersetzt: Taubenschlag. Mit Tauben hat die Einrichtung, die am Freitag auf dem Hauptfriedhof in
Gelsenkirchen-Buer
eingeweiht wurde, nichts zu tun. Ein Kolumbarium ist ein Aufbewahrungsort für Urnen, die in Fächern über- und nebeneinander angeordnet sind, schon die alten Römer haben ihre Toten so beigesetzt. Weil die Ähnlichkeit zu einem Taubenschlag aber nicht von der Hand zu weisen ist, ist der Name im Laufe der Jahrtausende von einem Wortspiel zur offiziellen Bezeichnung geworden.
Jetzt hat also auch Gelsenkirchen ein Kolumbarium, es ist das erste seiner Art in der Stadt. Ab Anfang 2021 können dort Urnen beigesetzt werden. Am Freitag wurde es eingeweiht – „eigentlich wollten wir die Einweihung in einem großen, feierlichen Rahmen begehen“, bedauerte Stadtrat Christopher Schmitt, „Corona lässt das aber derzeit leider nicht zu.“ So spendeten Propst Markus Pottbäcker und Superintendent Heiner Montanus als Vertreter der katholischen und evangelischen Kirche ihren Segen in einer kleinen Zeremonie.
Das Gelsenkirchener Kolumbarium orientiert sich am 60er-Jahre-Design
Das Kolumbarium befindet sich in direkter Nachbarschaft zur großen Trauerhalle des Friedhofs. In dem Gebäude, in dem es untergebracht ist, befanden sich zuvor Aufbahrungsräume.
Da die Zahl der Bestattungen allerdings rückläufig
ist und mittlerweile viele Verstorbene in den Räumen der Bestatter aufgebahrt werden, wurden einige Räumlichkeiten nicht mehr gebraucht und so in den vergangenen Monaten umgebaut.
Architekt Wolfgang Kamieth, der das Kolumbarium im Auftrag von Gelsendienste geplant und entworfen hat, ließ sich bei seinem Entwurf vom 60er-Jahre-Design der Trauerhalle inspirieren. Entstanden sind helle, schlichte Räume, in die durch große Fenster auch an grauen Tagen viel Licht fällt. Die Regalwand, in der die Urnen in fünf Reihen übereinander ihren Platz finden, sind aus hellem Holz – „weiß geölte Eiche“, sagt Kamieth.
So viele Urnen haben derzeit im Kolumbarium Platz
Insgesamt haben Angehörige drei Möglichkeiten, die Asche ihrer Verstorbenen aufzubewahren: Es gibt 120 Einzelkammern für Urnen, 420 Doppelkammern sowie 980 kleinere Fächer, die lediglich Platz für die Aschekapseln bieten. Die Einzel- und Doppelkammern verfügen über eine Glaswand, durch die man die Urne sehen kann. Angehörige können ein Foto sowie einen persönlichen Gegenstand des Verstorbenen neben die Urne zu stellen. Die kleinen Urnenfächer dagegen sind nicht einsehbar, die Front der Fächer besteht aus einer metallbeschichteten Oberfläche.
Vor jeder Kammer und jedem Fach ist außen ein Metallsims angebracht: Es bietet eine Halterung für eine kleine Blumenvase, außerdem kann darauf ein Grablicht abgestellt werden. „Die Lichter müssen allerdings weiß sein“, sagt Sabine Otthöfer, Abteilungsleiterin bei Gelsendienste, „außerdem dürfen aus Gründen des Brandschutzes keine echten Kerzen benutzt werden, sondern batteriebetriebene LED-Lampen – schließlich ist im Kolumbarium viel Holz verbaut worden.“ Der Vorteil für die Angehörigen: Im Gegensatz zu einem Erdgrab muss man sich nicht um die Grabpflege kümmern, auch eventuelle Kosten für einen Friedhofsgärtner können eingespart werden.
Nach dieser Zeit werden die Urnen auf dem Friedhof beigesetzt
Zwölf Jahre werden die Urnen im Kolumbarium aufbewahrt – nach Ablauf dieser Zeit werden die Urnen in einem Grabfeld auf dem Friedhof bestattet. Das ist kürzer als die Zeit für ein Erdgrab, das in der Regel 25 Jahre belegt wird. Eine Ausnahme gibt es allerdings: Entscheidet man sich für eine Doppelkammer, etwa bei Ehepaaren, kann die Zwölf-Jahres-Frist einmalig verlängert werden, sobald die zweite Urne hinzukommt.
Stadtrat Christopher Schmitt würdigte das Kolumbarium als ein „zeitgemäßes Bestattungsformat, das Stil und Würde mit Komfort für die Angehörigen verbindet.“ Darüber hinaus würde ihn Stadtbaurat Christoph Heidenreich sicherlich beneiden, fügte er augenzwinkernd hinzu: „Sowohl zeitlich als auch finanziell haben wir uns beim Bau an die Planungen gehalten.“
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