Gelsenkirchen. Stadtteil-Check: Wir haben die Gelsenkirchener gefragt, wie sie die Einkaufsmöglichkeiten in ihrer Heimat bewerten. Der Sieger liegt im Süden.

Wie zufrieden sind die Gelsenkirchener eigentlich mit den Einkaufsmöglichkeiten in ihrem Quartier? In dieser einen, dieser weiteren Kategorie unseres WAZ Stadtteil-Checks haben die 5775 Teilnehmer wieder mit Schulnoten abgestimmt – und einen der südlichsten Stadtteile Gelsenkirchens zum Sieger gemacht. Das sind die Gründe dafür.

Stadtteil-Check: Im Süden können die Gelsenkirchener gut einkaufen


Rotthausen also. Rotthausen mit etwas über 14.100 Einwohnern ist Sieger in der Kategorie „Einkaufsmöglichkeiten“. Mit einer durchschnittlichen Note von 2,19 liegt dieser Teil der Stadt weit vorn. Es folgen Altstadt (2,42), Buer (2,44), Neustadt (2,68) und Ückendorf (2,88). Und wo lässt es sich nach Einschätzung unserer Teilnehmer schlechter einkaufen, schlechter nah versorgen? Zum Beispiel in Scholven (3,34), Beckhausen (3,45) oder Schalke-Nord (3,48).

Ortstermin an der Karl-Meyer-Straße. Hier lebt Rotthausen. Hier geht Rotthausen einkaufen. Oben in den Laternen hängen Blumen. Unten auf der Straße gibt’s viel für den täglichen Bedarf – und darüber hinaus. Es gibt hier beispielsweise zwei Discounter, einen Metzger, der Optiker, der auch Juwelier ist, zwei SB-Stellen von Sparkasse und Volksbank. Dazu eine Schreinerei, einen Versicherungsmakler, Boutiquen, zwei Drogerien, darunter eine Filiale einer großen Kette, eine Reinigung, sogar ein Bestattungsinstitut und weitere Geschäfte. Und irgendwie mittendrin: die Bäckerei Gatenbröcker. Doch dazu später mehr.

In Rotthausen gibt es ein kleines Nebenzentrum – mit Zufriedenheitsgarantie

Ganz in der Nähe liegt eine Filiale der Sparkasse, dazu noch ein großer Supermarkt, daneben wieder ein Discounter und ein Getränkemarkt. Und dann wäre da auch noch der Rotthauser Markt. Es ist ein kleines Nebenzentrum – mit Zufriedenheitsgarantie. Glaubt man zumindest den Stadtteil-Check-Teilnehmern. Und den Akteuren im Stadtteil selbst. Klaus Koschei und Andreas Lange beispielsweise überrascht das gute Ergebnis ihres Stadtteils nicht.

Andreas Lange (links) und Klaus Koschei vom Rotthauser Netzwerk finden: „Es gibt hier ein großes Miteinander, eine große Gemeinschaft.“ Ein Grund, warum Rotthausen beim Stadtteil-Check in der Kategorie „Einkaufsmöglichkeiten“ so gut abgeschnitten hat.
Andreas Lange (links) und Klaus Koschei vom Rotthauser Netzwerk finden: „Es gibt hier ein großes Miteinander, eine große Gemeinschaft.“ Ein Grund, warum Rotthausen beim Stadtteil-Check in der Kategorie „Einkaufsmöglichkeiten“ so gut abgeschnitten hat. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka


Die beiden Männer engagieren sich seit Jahren: für den Stadtteil, die Menschen, vor allem aber im Rotthauser Netzwerk. Einem seit 2015 eingetragenen Verein, der sich zum Ziel gesetzt hat, die Akteure vor Ort zu vernetzen, weitere Aktive für ihre Sache zu gewinnen, um so den Stadtteil gemeinsam weiterzuentwickeln.

„Es gibt hier ein großes Miteinander, eine große Gemeinschaft“

„Wir haben keine Leerstände, es gibt hier ein großes Miteinander, eine große Gemeinschaft“, bringt Klaus Koschei, Vorsitzender des Rotthauser Netzwerks, es auf den Punkt. Er ist überzeugt: „Wir haben hier seit Jahren gute Einkaufsmöglichkeiten.“ Mit einem „super Sortiment“. Ein wichtiger Aspekt: Man habe stets die Rotthauser zu Wort kommen lassen, „wir haben immer auch die Bürger gefragt: Was wollt ihr haben?“ – beispielsweise wenn ein Ladenwechsel bevorstand.

„Wir haben hier einfach einen guten Mix“, ist Andreas Lange, Mitglied im Vorstand des Netzwerks, überzeugt. Die Filiale der Sparkasse sieht der Rotthauser, der in der ehemaligen Hirsch-Apotheke an der Steeler Straße eine EDV-Firma leitet, als „einen echten Gewinn, das Non-Plus-Ultra“. Und dann wäre da eben noch Gatenbröcker. „Das ist die Begegnungsstätte“, sagt Lange und Klaus Koschei nickt. Die Filiale der Gelsenkirchener Bäckerei sorge für eine Belebung, „das ist schon außergewöhnlich“, finden die beiden Netzwerker.

In Rotthausen werden die Dinge des täglichen Bedarfs ganz gut abgedeckt

Georg Gerecht hat eine ähnliche Erklärung für das gute Abschneiden seines Stadtteils in der Kategorie „Einkaufsmöglichkeiten“: „Man wird in Rotthausen satt.“ Damit meint der Vorsitzende des Bürgervereins Rotthausen: „Der tägliche Bedarf wird ganz gut abgedeckt.“ Doch es gibt für Gerecht auch ein Aber: Der Osten Rotthausens sei schwieriger angebunden. Hier fehlt gerade für viele ältere Menschen die Nähe und auch die Möglichkeit, schnell und einfach beispielsweise in die Karl-Meyer-Straße zu kommen.

Iris Kuschkewitz hat sich mit ihrer Boutique „Buy Iris“ seit viereinhalb Jahren an der Karl-Meyer-Straße 15 eingerichtet. Sie lebt von ihren vielen Stammkunden, aber auch von der Laufkundschaft. Sie sagt an diesem Herbstnachmittag, mitten in Rotthausen: „Ich bin hier sehr zufrieden.“ Eine ihrer Stammkundinnen ist gerade gekommen, von weiter weg, wie viele, die Buy Iris regelmäßig ansteuern. Und warum kauft sie nicht in ihrer Stadt ein? „Hier ist es schöner, vor allem, weil einige Geschäfte noch inhabergeführt sind“, sagt sie.

Ein Wettbüro gehört nicht in eine Eins-a-Lage

Mit dem Wettbüro sind Andreas Lange und Klaus Koschei allerdings weniger einverstanden. „Unseres Erachtens gehört ein Wettbüro nicht in so eine Eins-a-Lage“, so Koschei. Den Gemeinsinn und die gute Gemeinschaft stört das Wettbüro nicht. Und auch nicht das, was hinter der Karl-Meyer-Straße, dem Rotthauser Markt und Teilen der Steeler Straße steckt: „Hier gibt es ein gemütliches Einkaufen“, sagt Andreas Lange und Klaus Koschei findet: „Das ist der Dorf-Charakter, jeder kennt jeden.“