Erstmals lockte die Veranstaltung „Smarts rocks” in die Hallen eines Autohauses am Centro. Der Ort für einen Discoabend war ungewöhnlich. Doch das störte beim nächtlichen Zappelmarathon nicht.
Als sich die elektronischen Klangarbeiter von Kraftwerk 1974 mit ihrem Hit „Autobahn” musikalisch auf der Überholspur befanden, erreichte die Huldigung knatternder Lautsprecher in Fortbewegungsmitteln eine neue Qualität. Das Automobil, deine Diskothek. Kein Wunder eigentlich, dass ziemlich genau 35 Jahre später im Oberhausener Nachtleben der Weg zurück in die Werkstatt führt.
Erstmals lockte am Wochenende die Veranstaltung „Smarts rocks” in die Hallen eines Autohauses am Centro. Ein Spurwechsel, der sich zunächst nach einer extravaganten Kulissensuche für den gepflegten Feier-Abend anhört, doch tatsächlich eine nicht zu übersehende Mangelerscheinungen in der Stadt offenbart: Der jungen Unterhaltungskultur fehlt der geeignete Raum.
Wenn Nachtschwärmerin Ilka Sommer (21) Musik hört, ist Kraftwerk für gewöhnlich nicht dabei. Rhythmische R&B-Songs der amerikanischen Sängerin Rihanna finden oftmals den Weg in Ilkas Plattenspieler. Der Song „Umbrella” lief im CD-Player ihres Fahrzeugs, als sie ihren jetzigen Freund Mike beim Rückweg aus der Diskothek kennenlernte. „Mit Musik verbindet man Erinnerungen”, sagt sie. Bei „Smart rocks” sammelt sie neue. Wieder sind Chrome und protzige CD-Spieler nicht weit. Fahrzeuge als Kulisse in Sichtweite der Tanzfläche.
Der Ort für einen Discoabend ist ungewöhnlich. Doch das stört beim nächtlichen Zappelmarathon nicht. Ilka Sommer: „Ich konnte mir das erst nicht richtig vorstellen, in solch einer Kulisse zu feiern.” Doch die Fahrzeuge sind umgeparkt. Die Ausstellungsfläche wird zur Tanzfläche. 1100 Menschen kommen zur Premiere einer Veranstaltung zusammen, die kleine Hallen wie die Chill-da-Halle an die Grenze der Kapazität stoßen lassen würde und in der Arena eine Nummer zu klein wäre. Genau an diesem Punkt fangen Veranstalter in der Regel an zu grübeln. „Mittelgroße Hallen in Oberhausen zu finden, ist tatsächlich ein Problem”, erklärt Marcel Sekula von der „Smart rocks” betreuenden Agentur Early & Bird.
Eine Tatsache, die Feierkonzepte fernab der Diskotheken zuletzt Kreativität verlangte: Im Rheinischen Industriemuseum hat der Heldentanz eine neue Kulisse gefunden. Im Backstage-Bereich der König-Pilsener-Arena wurde im Hinterzimmer der Musik-Stars bei „Stars & Vibes” bereits eine Tanzveranstaltung gefeiert. Dass sich die Ausgeh-Kultur damit von klassischen Discohallen zu ungewöhnlichen Lokalitäten aus dem Alltagsleben verschiebt, sieht Partygängerin Ilka Sommer nicht als tragisch. „Wenn man sich wohlfühlt, dann darf es auch etwas Ungewöhnliches sein. Hauptsache die Stimmung ist gut.”
Die Feier-Stunde im Smart Center soll wiederholt werden. Ralph Wershoven, Geschäftsführer der Lueg-Gruppe Compakt Cars, sieht für die drehende Discokugel in einem Autohaus eine Zukunft: „Wir wollen so etwas zwei- bis dreimal im Jahr machen.”