Gelsenkirchen-Buer.

Der Weg zur körperlichen Fitness, er kann anstrengend sein und so stupide: An Geräten x-mal die gleiche Bewegung auszuführen oder durch den Wald zu joggen, ist nicht für jeden Vergnügungssteuer-pflichtig. Also doch kein Sport und dafür lieber tanzen? Beides! lautet die Antwort aus Amerika. Sie trägt den Namen „Zumba“ und beschreibt ein effektives „Tanz-Workout mit Spaßfaktor“ - dem eine gewisse Suchtwirkung nicht abzusprechen ist, wie sich in der Tanzschule dancin´ LounGE in Buer beobachten lässt.

Zumba“ brüllt eine Stimme aus dem Lautsprecher, und los geht’s im grün-blau-gelben Licht der Scheinwerfer: Rund 20 Frauen zwischen 17 und Mitte 40 springen und hüpfen im Takt lateinamerikanischer Musik übers Parkett, hochkonzentriert, zumeist aber mit einem Lächeln im roten Gesicht. Den kritischen Blick nach vorn in den Spiegel gerichtet, kontrollieren sie ihre mal fließenden, mal ruckartigen Bewegungen. Aerobic und Jazz-Dance, die Fitness-Trends der 1980-er und 1990-er Jahre, lassen grüßen, aber von sehr weit entfernt.

„Schneller! Da geht noch was“, ruft Tanzlehrerin Jasmin van der Veen, die mit ihrem Mann Stephan die Dancin’ LounGE am Springemarkt betreibt. Sie gibt vorne in der ersten Reihe die Schritte vor, aber wirklich nötig ist das nicht (mehr), denn die Kursteilnehmerinnen beherrschen sie nach ein paar Wochen Übung nahezu perfekt, Körperspannung inklusive.

Der Zumba-Funke ist übergesprungen

Zumba ist eine Erfindung des Fitness-Trainers Beto Perez aus Kuba, der sie nach Amerika importierte. Er vereinte für die Tanzschritte Musik und Bewegungen von Stilrichtungen wie Salsa, Merengue, Reggaton, Tango, Flamenco, Bauchtanz und Cumbia, einen kolumbianischen Volkstanz, bei dem Frauen eine brennende Kerze auf dem Kopf tragen“, erzählt Jasmin van der Veen (27), während sie ihren Oberkörper nach links und rechts wirft und die Oberarme kreisen lässt. Atemprobleme beim Sprechen? Fehlanzeige, die langhaarige Blondine in dem enganliegenden Sportdress ist trainiert.

Aber auch die Kursteilnehmerinnen halten gut mit. Ein paar Schlücke Wasser aus der Flasche, dann stehen sie wieder in Reih’ und Glied auf der Tanzfläche, kaum dass das neue Lied begonnen hat. Insgesamt 55 Kurs-Minuten. Es ist offensichtlich: Der Zumba-Funke ist übergesprungen.

Wenn Frauen mitmachen, können Männer nicht so gut aus sich herausgehen

Wie bei Kerstin Hohl (41). Seit November letzten Jahres ist die Krankenschwester „Zumba infiziert“, „denn nach einem anstrengenden Tag hol’ ich mir hier meine Energie zurück; ich konzentriere mich so sehr auf die Schrittfolgen, dass ich alles andere vergesse.“

Kim Moesenthin (17) mag besonders die lateinamerikanische Musik und das „Popo-Wackeln“. „Das ist wie Party-Machen. Man schaltet ab, kann seine Probleme raustanzen.“ Katharina Wiemann (17) schätzt, „dass Zumba Körper und Kopf anspricht.“

Dass Frauen bei diesem Fortgeschrittenen-Kurs unter sich sind, ist kein Zufall. „Wenn Frauen mitmachen, können Männer beim Tanzen nicht so gut aus sich herausgehen, sie fühlen sich unwohl. Deshalb bieten wir einen Zumba-Kurs nur für Männer an. Das klappt besser“, sagt Jasmin van der Veen und lässt lasziv die Hüften kreisen. Kein Wunder, dass sich so mancher Mann da nicht mehr die Schrittfolge merken kann.

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