Mit 180 Kräften und fünf Kommissariaten zieht die Polizei zum Wildenbruchplatz. Zwei Tage waren für den Standortwechsel eingeplant. Im Gewahrsam begann der Betrieb Freitag bereits mit dem Spätdienst.
Feuerwehr und der Landesbetrieb Straßen NRW haben neue Nachbarn am Wildenbruchplatz 2. Die frisch Zugezogenen dürften das Sicherheitsgefühl im Umfeld deutlich heben. Die Polizei bezog ihre neue Dienststelle Süd. Die Tage an der Overwegstraße sind von heute an Geschichte.
Ein Lkw von „Marx-Jänich” steht mit offener Laderampe vor dem Haus. Die Ladung wird verteilt im Erdgeschoss und auf fünf Etagen. „Dir. K.” und „Dir. GE” steht auf weißen Papierschildern an den Flurtüren. Die Übersicht im Treppenhaus neben dem „Flucht- und Rettungsplan” zeigt den Packern, wo die Kollegen und Kommissariate sitzen. Im 1. Stock bezieht die K-Wache ihre Räume, oben finden „KK23 und KTU” Platz.
„Die sind nur für die Malocher”
Karton für Karton füllt sich die neue Dienststelle mit dem, was die rund 180 Polizisten so mitbringen: Schreibtischutensilien, Computer, Büropflanzen und Akten, Akten, Akten. Das Gelsenkirchener Unternehmen führt den Umzug aus, die Polizisten packen mit an, richten sich ein und scheinen zufrieden mit dem neuen Umfeld. Die Stimmung ist locker, es wird gescherzt. Jemand schiebt einen Rollwagen mit einigen Lagen Brötchen rein und witzelt: „Die sind nur für die Malocher.” Da fühlen sich durchaus alle angesprochen.
Freitag gegen 11 Uhr ist klar: „Der Funk funktioniert, die Telefonanlagen sind geschaltet, der Strom liegt. Es läuft alles”, so Polizeisprecher Konrad Kordts. Lange wird es nicht mehr dauern, bis im Erdgeschoss die ersten Untermieter auf Zeit einziehen. Unfreiwillig, wohlgemerkt. Wache und Gewahrsam nehmen Freitag mit der Mittagsschicht den Betrieb auf, „wenn die Technik funktioniert”, sagt der Tagesverantwortliche Arnulf Wanzek-Lietz. Noch sind die neuen PC und das elektronische Gewahrsamsbuch nicht installiert. Dafür läuft die Überwachung perfekt.
Zehn Kameras liefern einen Einblick in den Zellentrakt, den Gang, auf den Hof und den Schleusenbereich für Gefangenentransportwagen hinter der großen Glasscheibe. Fünf Ausnüchterungszellen haben Kameraüberwachung. Die Einrichtung ist, nun ja, unkaputtbar. Helle Kacheln, Fußbodenheizung, gemauerte Liege mit Plastikauflage, Edelstahl-Sanitäranlage, Klingelknopf, fertig. „Durchschnittlich sieben Leute pro Tag”, so Wanzek-Lietz, werden auch am neuen Standort mehr oder weniger lange Stunden hinter den 14 äußerst soliden Stahltüren verbringen. Vernehmungsräume und Richterzimmer sind gleich nebenan.
Die Polizeidienststelle lässt nicht nur den nicht mehr zeitgemäßen 70er-Jahre-Bau hinter sich, sondern auch die alte Einrichtung. Dass in deutschen Behörden keine Steuergelder für Luxusausstattung verprasst werden, wird auf jeder Etage deutlich. Die Büros sind: praktisch. Helle Möbel mit Kunstholzfurnier, pflegeleichte Steinböden im Entree, blauer Nadelfilz auf den Etagen, kleine Einbauküchen, dazu die Bürotechnik. „Das ist Standard und natürlich alles hochfunktionell”, sagt Kordts und ist sicher: „Mit ein paar Bildern an der Wand sieht das hier bald schon heimisch aus.”
Die letzten Wochen hat sich Dietmar Trost, Leiter der Bau- und Liegenschaftsverwaltung, intensiv mit der Planung beschäftigt. Alles läuft reibungslos. „Um 22 Uhr ist Schluss.” Samstag steht dann die nächste Rutsche an und „Sonntag, wenn nötig, der Rest.”
Erster Spatenstich vor zwei Jahren
Am 11. Januar 2008 wurde mit Landesinnenminister Ingo Wolf der erste Spatenstich gefeiert, im Oktober 2008 stand das Richtfest in der neuen Dienststelle an. Ein kapitaler Wasserschaden verzögerte den – ohnehin verspäteten – Einzug ins Polizeigebäude um gut fünf Monate. Das neue Gebäude bietet mehr Platz für Mensch und Technik und zeitgemäße Arbeitsplätze. Für rund 5300 m2 Bruttogeschossfläche wurden 10,5 Mio € Baukosten kalkuliert.